Dem Eichelhäher den Tisch gedeckt Waldprojekt unterstützt Umbau des Kottenforsts

Röttgen/Lengsdorf · Schüler der Kreuzbergschule unterstüzen das Life+ Projekt beim Umbau des Kottenforsts.

 Mit Eicheln bestücken die Viertklässler aus Lengsdorf die Tische im Wald, damit der Eichelhäher sich daran bedienen kann.

Mit Eicheln bestücken die Viertklässler aus Lengsdorf die Tische im Wald, damit der Eichelhäher sich daran bedienen kann.

Foto: Rolf Kleinfeld

Für den Wald in seiner ganzen herbstlichen Schönheit hatten 20 Grundschüler aus Lengsdorf am Dienstag keine Augen, denn sie hatten eine Aufgabe vor sich: Die Klasse 4a der Kreuzbergschule war als Pflanzhelfer für den Umbau des heimischen Kottenforstes unterwegs und deckte dem Eichelhäher den Tisch.

Weil der Nadelholzbestand zurückgedrängt werden soll, damit mehr standortgerechte Eichen und Buchen wachsen können, bedient man sich einer Angewohnheit des kräftigen Rabenvogels: „Wir machen uns zunutze, dass der Häher im Herbst Eicheln sammelt und als Wintervorrat im Boden versteckt“, erklärt der Leiter des Life+ Projekts, der Biologe Klaus Striepen. „Und da der Eichelhäher nur einen Teil der Früchte unter dem Moos wiederfindet, keimen die „vergessenen“ Samen im Folgejahr und dienen so der natürlichen Verjüngung des Waldes.“

Das bedeutete für die Schüler der 4a von Klassenlehrerin Katja Ulrich: Sie mussten zuerst viele Eicheln auf ihrem Weg zum Treffpunkt sammeln, damit der Eichelhäher ab jetzt ein möglichst großes Nahrungsangebot vorfindet. Dieses wurde dann auf zehn Tischen mundgerecht verteilt, die auf einer Fläche von zwei Hektar im Wald verteilt aufgestellt wurden.

Das hatte also nicht nur einen waldpädagogischen Effekt, sondern machte den Schülern auch Spaß – sieht man mal davon ab, dass sich ausgerechnet Striepen beim Einschlagen der Pflöcke für die Tische mit dem Hammer auf den Finger haute. Zuvor hatten die Schüler Theorie gelernt. Waldpädagoge Manfred Hören hatte sie dazu vorher im Unterricht besucht und das Projekt erläutert.

„Der Eichelhäher ist ein bisschen pingelig“

Und warum lässt man den Eichelhäher nicht selbst seine Nahrung sammeln? „Das könnte er natürlich, aber wir können ihn auf diese Weise dahin locken, wohin wir wollen, dass er die Eicheln vergräbt.“ Denn der Vogel tue das immer nur 100 bis 200 Meter entfernt von den Tischen.

Damit ist der Job nicht erledigt. Die Tische müssen weiter betreut und alle zwei Wochen mit neuen Eicheln bestückt werden, weil die alten Früchte schimmeln. „Der Eichelhäher ist da ein bisschen pingelig“, sagt Striepen. Dafür ist er fleißig, denn jeder Vogel vermag es 3000 bis 6000 Eicheln in einem Herbst zu verstecken. Damit die kleinen Eichentriebe, die später aus den „vergessenen“ Samen sprießen, nicht von Tieren abgefressen werden, werden sie durch Wachshüllen geschützt.

Die Kreuzbergschule ist die erste Bonner Schule, die an dieser Aktion teilnimmt. Sie wird vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft, der Biologischen Station und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Rahmen des Life+ Projektes durchgeführt. Im Frühjahr besuchen die Schüler den Wald erneut, um zu überprüfen, ob der Eichelhäher erfolgreich war und neue Eichen gekeimt sind.

Das Life+ Projekt „Villewälder – Wald und Wasserwelten“ setzt bis 2019 Naturschutzmaßnahmen um. Das Projektgebiet umfasst 4,4 Hektar im Kottenforst und in der Ville zwischen Köln und Bonn. Das Budget beträgt 3,3 Millionen Euro und wird von EU und dem NRW-Umweltministerium gefördert.

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