Nach Weltklimakonferenz WCCB fährt überraschenden Gewinn ein

Bonn · Das World Conference Center Bonn hat im vorigen Jahr vor allem aufgrund der Weltklimakonferenz überraschend schwarze Zahlen geschrieben. Der WCCB-Chef berichtet außerdem von einer hohen Auslastung.

Das World Conference Center Bonn (WCCB) hat im vorigen Jahr überraschend schwarze Zahlen geschrieben. Eigentlich hatte die Stadt für das neue Kongresszentrum und den alten Plenarsaal ein Defizit von 6,5 Millionen kalkuliert. Tatsächlich stand am Jahresende ein Plus von 1,7 Millionen Euro unterm Strich, wie das Presseamt auf GA-Nachfrage mitteilte. Hauptursache ist die zwölftägige Weltklimakonferenz Cop23 im vergangenen November, die mehrere Millionen Euro in die WCCB-Kasse gespült hat – ein Einmaleffekt also.

Die Bonn Conference Center Management GmbH (BonnCC) hat vor kurzem ihren Jahresabschluss vorgelegt. Laut dem vertraulichen Papier betrug der Überschuss der städtischen Tochterfirma aus dem laufenden Geschäft sogar 5,3 Millionen Euro. Davon gehen aber noch Instandhaltung und andere Kosten der Stadt als Eigentümerin ab (nur der Plenarsaal gehört dem Bund). Allein für Zins und Tilgung musste Bonn etwa 1,5 Millionen Euro aufbringen. Wegen des Bauskandals um das Kongresszentrum waren die Gesamtkosten wie berichtet auf rund 300 Millionen Euro gestiegen.

Neben der Klimakonferenz wirkten 2017 laut Stadtverwaltung noch weitere positive Sondereffekte. Der Bund förderte die Sanierung der Bestandsbauten mit 2,4 Millionen Euro, und der Kommunale Schadensausgleich westdeutscher Städte beteiligte sich an den rund 72 Millionen Euro, die Bonn im Streit um die WCCB-Bürgschaften an die Sparkasse Köln-Bonn zahlen musste. Jedes Jahr stehen zudem die Erträge einer Rücklage des Bundes für den WCCB-Betrieb zur Verfügung: Derzeit werfen die angelegten 50 Millionen Euro nach Stadtangaben jährlich rund 1,2 Millionen Euro ab – wegen der Zinsflaute aber mit sinkender Tendenz.

Auf Dauer wohl wieder Verluste

Künftig rechnet die Kommune wieder mit WCCB-Defiziten. „Die spezifischen Aufwendungen etwa für Bauunterhaltung, Zinsen, Abschreibungen, Energiekosten und Grundabgaben können durch die Erträge aus dem unmittelbaren Betrieb nicht gedeckt werden“, sagt Stadtsprecherin Monika Hörig.

Michael Kleine-Hartlage strebt im Konferenzbetrieb zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis an. „Das ist unser Anspruch“, unterstreicht der BonnCC-Geschäftsführer. Die Auslastung sei sehr gut, das restliche Jahr „fast ausgebucht“. Um auch Randzeiten besser zu vermarkten, schreibe die BonnCC gezielt große Unternehmen an. Drei der insgesamt 30 Mitarbeiter kümmern sich laut Kleine-Hartlage um neue Konferenzkunden. „Wir sind auf allen einschlägigen Messen präsent“, sagt der Geschäftsführer. „Und das beste Marketing sind ohnehin zufriedene Kunden.“ Seit 2017 habe es viele Nachfragen aufgrund von Empfehlungen gegeben. Das G20-Außenministertreffen, die Klimakonferenz, der SPD-Bundesparteitag im Januar – die Großveranstaltungen hätten den Ruf des WCCB als Konferenzstandort gefestigt.

Inzwischen haben mit Bayer, Covestro, Telekom und Deutscher Post die ersten Dax-Riesen ihre Jahreshauptversammlungen in Bonn abgehalten. Mit weiteren Konzernen, berichtet Kleine-Hartlage, sei man im Gespräch. Auch mit der Bundesregierung gebe es einen Austausch über zusätzliche Konferenzen. Eine Rahmenvereinbarung mit den Vereinten Nationen, die für ihre Veranstaltungen einen erheblichen Rabatt erhalten, ist weitgehend ausformuliert, wie dem vertraulichen Jahresabschluss zu entnehmen ist. Unterzeichnet ist sie noch nicht. Man sei aber auf einem guten Weg, so Geschäftsführer Kleine-Hartlage.

Was den Internetzugang für Konferenzgäste angeht, ist der Neubau noch nicht auf dem modernsten Stand. Die Optimierung des Wlan-Netzes soll „spätestens im November“ abgeschlossen sein, teilt das Presseamt mit. Wegen der Komplexität der Montage- und Kabelverlegearbeiten in Streckmetalldecken und Wandverkleidungen der hohen Räume könnten die Arbeiten nur in tagungsfreien Zeiten durchgeführt werden.

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