Interview mit Jörg Haas WCCB-Hotel soll im Herbst 2015 öffnen

BONN · Obwohl der Rat dem Verkauf des unfertigen WCCB-Hotels für 17 Millionen an die BonnVisio-Gruppe zugestimmt hat, hält die politische Debatte um Pro und Contra an. Käufer Jörg Haas wirbt im Interview bei den Politikern um Unterstützung.

Sie sind bereits Besitzer des Kameha-Hotels. Welche Synergieeffekte versprechen Sie sich vom WCCB-Hotel.
Jörg Haas: Dr. Rüdiger Wilbert und ich halten paritätisch die Anteile an der BonnVisio-Gruppe. Im Eigentum dieser Gesellschaft steht unter anderem die Immobilie des Kameha Grand Bonn. Die BonnVisio-Gruppe, und nicht ich persönlich, hat das Gebot für das WCCB-Hotel gelegt. Insbesondere im Sales & Marketing, beim Abschluss von Firmenverträgen, beim Reservierungssystem, aber auch beim Einkauf und der Personaldisposition erhoffen wir uns Synergien.

Wann werden Sie den Finanzierungsnachweis für das WCCB-Hotel vorlegen?
Haas: Wir haben die Finanzierungszusage für die Gesamtinvestition nachzuweisen. Diese Forderung der Stadt halten wir auch für seriös. Allerdings kann man einen solchen Nachweis nicht führen, bevor man einen Zuschlag erhalten hat. Selbstverständlich haben wir bereits gute Vorgespräche geführt. Besteht ein Hotel noch nicht, so müssen Wirtschaftlichkeitskalkulationen der Betriebsgesellschaft als Prognosen plausibilisiert werden. Dieses haben wir bereits vorgenommen. Jedes finanzierende Institut wird dies aber überprüfen wollen. Des Weiteren ist die Baugenehmigung beim WCCB-Hotel abgelaufen, die nur der Eigentümer beantragen kann. Aus all dem könnten sich unerwartete Kosten oder Nutzungseinschränkungen ergeben, deren Risiken Banken niemals übernehmen werden. Folglich haben wir die Aufgabe, die finanzierenden Institute davon zu überzeugen, dass sich die Risiken bei diesem Hotelrohbau in Grenzen halten. Wenn wir uns alle sehr bemühen, könnte - bei einer gewissen Unsicherheit - eine umfassende Finanzierungszusage bis Ende Februar vorliegen.

Wann ist Baubeginn?
Haas: Ab Finanzierungszusage und Rechtsgültigkeit des Kaufvertrages benötigen wir rund sechs bis acht Monate für Planung und Ausschreibung. Wenn alles glatt läuft, werden wir ab Herbst 2014 mit den Bauarbeiten beginnen können. Die Eröffnung erwarten wir im Herbst 2015.

Welchen Namen wird das Hotel führen?
Haas: Wir haben mit der Marriott International Gruppe eine weitreichende Absichtserklärung ausgehandelt. Wenn wir den Vertrag gemäß dieser Absichtserklärung umsetzen, so werden wir ein "Bonn Marriott Hotel", also ein Hotel der Stammmarke von Marriott, hier in Bonn führen.

Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit der Marriott-Gruppe gestalten?
Haas: Für den Fall eines endgültigen und rechtskräftigen Kaufvertrages mit der Stadt Bonn über den Erwerb des WCCB Hotels haben wir mit Marriott vereinbart, einen auf 25 Jahre andauernden Franchisingvertrag zu schließen. Das Bonn Marriott Hotel würde dann als ein sehr gutes Vier-Sterne-Hotel von uns für Marriott geführt. Der Gast nimmt ausschließlich Marriott wahr, da die Vorgaben im Design und Service eng von Marriott vorgegeben werden.

Was sagen Sie zu dem Streit und dem Misstrauen in der Politik zum Hotel-Verkauf?
Haas: Das WCCB ist für Bonn ein sehr schwieriges Projekt. Das Kind ist vor Jahren in den Brunnen gefallen. Die Fehler wurden in den Jahren 2006 bis 2008 gemacht. Damals hatte die Stadtspitze eine "Affenliebe" zu diesem Projekt entwickelt und es fehlte die notwendige objektive Distanz. Nach der Insolvenz herrschte kommunalpolitisch und verwaltungsseitig große Verunsicherung. Menschlich habe ich dafür viel Verständnis. Aber ein solches Thema muss man lösen. Wenn man kommunalpolitisch einer Ausschreibung zu einem Mindestgebot von 15 Millionen zustimmt, dann muss man auch gewillt sein, dass Objekt für mindestens diesen Preis zu veräußern. Akzeptiert letztendlich der Bestbieter von über 50 Kaufinteressenten die städtischen Vorgaben, insbesondere ein "gekauft wie gesehen" und bietet deutlich über dem städtisch festgelegten Mindestgebot, dann ist es zu spät für die politische Diskussion, ob ein Verkauf überhaupt stattfinden soll oder ein Kaufpreis angemessen ist.

Was wünschen Sie sich?
Haas: Bonn braucht jetzt Mut zum Aufbruch. Damit aus dem WCCB- Kongresszentrum und -Hotel am Ende des Tages doch noch viel Positives für Bonn erwächst, benötigen alle Akteure dringend eine starke Unterstützung aller Bonner und auch möglichst aller kommunalpolitisch Verantwortlichen.

Zur Person

Der Bonner Unternehmer Jörg Haas (49) ist Mitinhaber der BonnVisio-Gruppe. Der promovierte Wirtschaftsinformatiker und Diplom-Kaufmann hat mit dem Bau des Bonner Bogens, einem Gebäudeensemble samt Kameha, auf dem Gelände der ehemaligen Zementfabrik am Rhein ein wichtiges Stück Stadtgeschichte geschrieben.

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