Kommentar zum Schwimmangebote für Musliminnen Vorhang auf zur Debatte!

Bonn · Die Stadtverwaltung hat in der Diskussion um muslimisches Frauenschwimmen im geplanten neuen Wasserland-Bad in Bonn bestritten, dass dort Vorhänge für Musliminnen angebracht werden sollen.

Alles nur ein Missverständnis? Dann ist in der Kommunikation wirklich einiges schief gelaufen. Dass sie die Vorhänge im neuen Bad für „unnötig“ hält, sofern es um Schwimmangebote für Musliminnen geht, hätte die Verwaltung der Öffentlichkeit ja vielleicht auch schon erklären können, als dieses Thema bei Pressekonferenzen, in Bürgerforen und in Planungsgesprächen aufkam. Auch bot das bestehende Angebot im Frankenbad seit geraumer Zeit die Gelegenheit zu dieser Bewertung. Die Erklärung von Mittwoch hingegen riecht somit arg nach Schlingerkurs. Oder, um es positiv zu sagen: nach einer Kurskorrektur.

Doch wie so oft im Leben sollte man nach vorne blicken. Zum einen dürfen sich Wettkampfschwimmer bei einem Gastspiel in Bonn über ein hohes Maß der Fürsorge freuen. Ein Schwimmbad, in dem Vorhänge die Konzentration der Athleten vor Unruhe schützen, könnte der Stadt eine echte Vorreiterrolle einbringen. Vorausgesetzt, dass auch das Publikum auf der ebenfalls fest eingeplanten Tribüne halbwegs das Silentium wahrt.

Zum anderen ergibt sich jetzt die Perspektive, dass die Angelegenheit zunächst einmal Eingang in ein parlamentarisches Verfahren findet. Kontroverse Themen wie das geschlechtergetrennte Schwimmen gehören in eine offene und nachvollziehbare Debatte. Also Vorhang auf!

Sollte die Separierung von Frauen mehrheitlich keine Akzeptanz finden, ist das bedauerlich für jede einzelne Teilnehmerin, denn längst nicht jede nimmt das Angebot aus religiösem Impetus wahr. Auch besteht kein objektiver Grund zu Argwohn gegenüber dem Sportverein Al Hilal. Doch jenem patriarchalischen, schariakonformen Hintergrund, in dem Frauen der Besuch eines normalen Bads explizit verboten ist, gibt es nachweislich gerade in Bonn ebenfalls. Allein die Möglichkeit, dass ein Frauenschwimmen dort als Zugeständnis an Formen der Gegenemanzipation aufgefasst werden kann, nimmt Stadt und Politik in die Verantwortung.

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