Apotheken in der Bonner City Vorerst keine Knöllchen für Arznei-Lieferant

BONN · Zwischenerfolg für den Belieferer von Apotheken in der City: Die Stadt Bonn verteilt vorerst keine Knöllchen mehr an die Lieferfirma, wenn sie mit ihren Kastenwagen auch nachmittags nach Ende der offiziellen Ladezeit die Fußgängerzone befährt.

Wie das Presseamt gestern bestätigte, ist das Schreiben von Verwarnungen für diese Fahrzeuge zunächst ausgesetzt worden. "Und zwar so lange, bis der Runde Tisch mit allen Beteiligten getagt hat", sagte eine Sprecherin. Der Termin soll auf Vorschlag von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch in der nächsten Woche sein.

Für Markus Busch, dessen Transportfirma die neun Bonner City-Apotheken beliefert, ist das eine gute Nachricht. "Ich habe in den ersten sieben Monaten dieses Jahres so um die 500 Knöllchen bezahlt", berichtet er. Jedes sei 30 Euro teuer gewesen.

Früher hätten die Politessen ein Auge zugedrückt. Doch als es begann, dass sogar die Fahrer angezeigt werden sollten, habe er eine Ausnahmegenehmigung zum Befahren der Fußgängerzone beantragt. Weil dies abgelehnt wurde, hat Busch Klage eingereicht. Und will sie trotz des Runden Tisches vorerst aufrechterhalten.

Auf Hinweise, dass man die City-Apotheken sehr wohl anders beliefern könne als mit Autos, entgegnete der Unternehmer. "Wie lange soll der Fahrer denn unterwegs sein, wenn er alles mit der Sackkarre fährt?" Hinzu komme ein weiterer Aspekt: Laut EU-Richtlinie seien seit August 2013 "temperaturgeführte Arzneimitteltransporte" vorgeschrieben, welche die Ware zwischen 15 und 25 Grad halten müssten - mit einer Übergangsfrist von zwei Jahren. Busch: "Deshalb werde ich mir jetzt Kühlfahrzeuge anschaffen müssen." Das Problem: Die Kühlung/Heizung laufe nur, wenn auch der Motor des Fahrzeuges läuft. Die Medikamente dann mit einer Sackkarre über eine längere Strecke zu transportieren, scheide dann die meiste Zeit quasi per Gesetz aus. Busch: "Wir fahren hier schließlich keine Kamelle, sondern auch Insulin, Blutprodukte und Impfstoffe."

Das Problem der Belieferung der Apotheken ist nach Meinung der Bonner FDP nur ein Teilaspekt, der auf ein insgesamt fehlendes Logistikkonzept für die Fußgängerzone hindeutet. "Hier muss insgesamt neu nachgedacht werden", fordert Partei- und Fraktionschef Werner Hümmrich. "Es betrifft außer den Apotheken auch Handwerker, hinzu kommt der Verkehr mit den normalen Logistikunternehmen und Paketzustellern, die teilweise auch Eilsendungen unter ihrer Ware haben."

Die Reaktion der Verwaltung auf die Problematik der Apothekenbelieferung habe gezeigt, wie wenig sensibel hier aktuell mit dem Thema umgegangen wird, findet Hümmrich. Er betont, dass - wie bereits mehrfach von der FDP gefordert - jetzt endlich eine Entscheidung zur Einrichtung von Verteilzentren rund um die Fußgängerzone fallen müsse. Diese könnten sämtliche Anlieferungen für den Bereich der Fußgängerzone annehmen, ohne dass dort große Lieferwagen fahren müssten.

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