Die Bonnerin Cynthia Nickschas Von der Straßenmusikerin zur Newcomerin

BONN · Cynthia Nickschas lebt seit einigen Jahren in einer Bonner WG und sorgt mit ihrer Band und der ersten CD für Furore.

 Cynthia Nickschas startet durch. Demnächst geht sie mit Konstantin Wecker auf Tournee.

Cynthia Nickschas startet durch. Demnächst geht sie mit Konstantin Wecker auf Tournee.

Foto: Stefan Mager

Es war im April 2010: Cynthia hatte einen Auftritt auf dem Geburtstag eines Polizisten. Zu dieser Zeit hatte sie oft Straßenmusik in Frankfurt gemacht. Er hatte ihre Musik gehört und sie angesprochen. Gleichzeitig war es der Tag, an dem sie sich schwor: Ich werde das jetzt drei Jahre lang probieren. Wenn es nicht klappt, mache ich wieder eine Ausbildung. Auf den Tag genau drei Jahre später hatte Cynthia ihr erstes gemeinsames Konzert mit Konstantin Wecker, einem der bekanntesten deutschen Liedermacher.

Gesungen hat Cynthia ihr Leben lang. Das Gitarrespielen entdeckte sie erst mit 18 für sich. Zuvor hatte sie nur Klavier gespielt. Gitarrennoten lesen kann sie nicht. Abgeschaut hat sie sich Vieles von ihrem Vater. Nach dem Fachabitur machte sie eine Ausbildung zur Köchin, die sie abbrach. Sie begann, mit der Musik und dem Gesang Geld zu verdienen, um ihre Wohnung und ihr Leben zu finanzieren.

Auf den folgenden Kneipen- und Straßentouren lernte sie viele Leute kennen - Leute, die an sie glaubten und sie unterstützten. Letztes Jahr erschien das erste Album "Kopfregal" ihrer Band "Cynthia Nickschas & friends". Dann ging es Schlag auf Schlag: Interviews im Fernsehen, im Radio und in der Zeitung. "Ich bin immer noch geflasht", so Cynthia. Ein Gig jagt den nächsten - deutschlandweit. "Ich habe in diesem Jahr noch drei freie Wochenenden", erzählt sie. Ende Oktober geht sie mit Konstantin Wecker auf Tour.

Trotzdem: "Für mich ist es nicht wichtig, groß zu werden, sondern dass ich Musik machen darf", erzählt sie, "ich will einfach nur spielen und glücklich sein." Und darum geht es auch in den meisten ihrer Lieder: Glücklich sein, positiv denken, nach vorne schauen, lieben. Ihre Texte schreibt sie innerhalb von fünf bis zehn Minuten. Woher sie kommen, kann sie selbst nicht erklären. "Musik gibt mir Ruhe. Was ich leise nicht verarbeiten kann, kann ich rausschreien, und dann bin ich befreit", erklärt sie.

Was sie mit ihrer Musik erreichen möchte, steht für sie fest: "Es ist schön, Leute zum Denken anzuregen. Und es ist schön, wenn Leute umdenken", so Cynthia. In ihren Liedern spricht sie Vieles an: Das fehlende Umweltbewusstsein vieler Menschen, Ungerechtigkeiten, die Dauerberieselung durch die Medien und die fehlende Wertschätzung des Lebens. "Das Leben ist ein riesengroßes Geschenk. Es gibt so viele kleine Dinge, die wir nicht mehr sehen", sagt sie, "wir sind auf dem Weg zu vergessen, wer wir sind. Wir sind Tiere mit super Gehirnen. Wenn wir nach unserem Instinkt gehen würden, würden wir uns alle lieben."

In ihrem Lied "Gold glänzt nicht" geht es um Geld. "Zeig mir nur einen, der auf dem Sterbebett sein Geld zählt. Ich will glücklich sein", so Cynthia, "es geht im Leben nicht um deinen Status, sondern darum, was für Beziehungen du in deinem Leben geknüpft hast." Sie nervt die Frage, die man ihr oft stellt, ob sie von der Musik leben könne. "Ich mach's einfach."

Nach einer Weile nimmt sie wortlos ihre Gitarre, fängt an zu spielen und zu singen: "Denk immer daran, bei dir selbst anzufangen. Nicht die Welt nach ihrer Meinung fragen, nur du selbst musst dich für immer ertragen."

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