Industriegeschichte in Bonner Geschichtsblätter Vom Kurfürsten bis zum Mobilfunk

BONN · "Historiker schreiben eher selten über das Gebiet der Technik - toll, dass es dieses Mal auch etwas über die Industriegeschichte unserer Stadt zu lesen gibt", sagt Stadtarchivar Norbert Schloßmacher und hält dabei stolz den neuesten Band der Bonner Geschichtsblätter in den Händen.

Präsentieren die neuen Geschichtsblätter: Manfred Koch (von links), Heijo Klein, Helmut Kollig, Norbert Schloßmacher, Ingeborg Nolden, Friedhelm Hillebrand und Helmut Krumme.

Präsentieren die neuen Geschichtsblätter: Manfred Koch (von links), Heijo Klein, Helmut Kollig, Norbert Schloßmacher, Ingeborg Nolden, Friedhelm Hillebrand und Helmut Krumme.

Foto: Barbara Frommann

Der Bonner Heimat- und Geschichtsverein übergab am Dienstag im Stadtarchiv feierlich den 64. Jahresband der "Bonner Geschichtsblätter" an Bezirksbürgermeister Helmut Kollig. Geldgeber für die Publikation sind neben dem Stadtbezirk Bonn, den Kollig vertritt, der Landschaftsverband Rheinland und das Stadtarchiv. In der diesjährigen Ausgabe beleuchten die verschiedenen Autoren auf rund 270 Seiten die Geschichte der Stadt Bonn in elf Beiträgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. So geht es unter anderem um den Einfluss der Residenzfunktion auf die Bevölkerungsentwicklung zu Bonns kurfürstlicher Zeit, um die Bonner Abgeordneten von der Preußischen Nationalversammlung bis zum Deutschen Reichstag und ausgewählte Aspekte der Technikgeschichte der Stadt.

Mit einem sehr aktuellen Thema befasst sich Friedhelm Hillebrand in seinem Beitrag "Die rasante Entwicklung des Massenmarktes im Mobilfunk". Es geht um Bonn als Standort der Telekommunikation. "Heute gibt es hier über 20 000 Arbeitsplätze in diesem Bereich. Seit den 80er Jahren gab es also eine regelrechte Explosion", sagte Hillebrand. Die wichtigsten Weichenstellungen seien von 1982 bis 1992 geschehen. Zu dieser Zeit habe es vor allem aus Bonn wichtige Impulse für ein europäisches Mobilkommunikationssystem gegeben.

Das sei nur möglich gewesen, weil die Unternehmen Post, Telekom und Postbank nach der Privatisierung der deutschen Bundespost ihren Sitz in Bonn behalten und ihre Kapazitäten stark ausgebaut hätten. "Das war von großer Bedeutung für die Stadt, es war das Rückgrat der guten Entwicklung", sagte Hillebrand. Der Autor kann in seinem Beitrag viel über eigene Erfahrungen berichten, denn er arbeitete bis 1992 bei der deutschen Bundespost und war seit 1984 für die GSM-Standardisierungsarbeit verantwortlich. Er gilt als Miterfinder der SMS und als Pionier des Mobilfunks.

Auch die neueste Ausgabe der Bonner Geschichtsblätter gibt es nun zum Preis von 25 Euro im Buchhandel und im Stadtarchiv zu kaufen. Im nächsten Jahr veröffentlicht der Bonner Heimat- und Geschichtsverein, 1886 gegründet, einen Sonderband, der sich ausschließlich dem Ersten Weltkrieg widmet. "Wir haben aber auch schon wieder erste interessante Beiträge für den übernächsten Band", verkündete Schloßmacher, "zum Beispiel über die Orgelbaufirma Ibach, die ihren Sitz jahrzehntelang in Bonn hatte."

Beiträge der 64. Ausgabe der Geschichtsblätter

Manfred Peter Koch: Der Kölner Kurfürst Maximilian Heinrich von Bayern - ein Einsiedler und bedauernswerter Sonderling?

Christian Schlöder: Der Einfluss der Residenzfunktion auf die Bevölkerungsentwicklung Bonns im 18. Jahrhundert

Gisbert Knopp: Johann Adam Schöpf und Norbert Seifrid - kurfürstliche "Hofmaler" und ihre Beteiligung an der Ausmalung von Kirche und Heiliger Stiege auf dem Kreuzberg oberhalb von Bonn

Jochem Rudersdorf: Die feierliche Begrüßung der Kaiserin Marie Louise auf dem Rhein bei Bonn am 4. August 1813 und das Ende ihrer Regentschaft

Ingeborg Nolden: Spurensuche zum 225. Geburtstag von Peter Joseph Lenné (1789-1866) in Bonn

Helmut Krumme: "...Der Rhein und die Siebengebürge links, eine reich bebaute und lustig bewohnte Gegend rechts..." - Goethe in Bonn. Zum 28. Juli 1815

Josef Niesen: Bonn im Spiegel der Musik

Norbert Schloßmacher: Bonner Parlamentarier. Eine biographische Annäherung

Günter Dick: Vom Himmel durch die Hölle in den Tod. Das kurze Leben des Bonner Maschinisten Willy Müller (1888 - 1915)

Christoph Keller: Ein Stück Autobahngeschichte im Kottenforst - Zur Planung der Reichsautobahn Köln-Bonn-Trier

Friedhelm Hillebrand: Die rasante Entwicklung des Massenmarktes im Mobilfunk - aber wie kamen dabei Tausende neue Jobs nach Bonn?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort