Rheinaue Vom Acker zum Park

BONN · Wer heute durch die Bonner Rheinaue spaziert, kann sich nur schwer vorstellen, dass dort ein Acker war, auf dem eine neu gebaute Autobahnbrücke endete.

Ein Luftbild von 1970 zeigt, was die jungen Landschaftsarchitekten Gottfried und Anton Hansjakob vorfanden, als sie mit der Umsetzung ihres preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs für die Bundesgartenschau 1979 begannen. Jetzt haben die Münchner ein Buch über ihr Meisterstück geschrieben, das den schlichten Titel "Die Rheinaue in Bonn. Geschichte eines Parks" trägt, aber eigentlich eine Liebeserklärung ist.

Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr. Gottfried Knapp erinnert in seinem Vorwort daran, dass Bonn damals die unbebauten Freiräume, die sich auf 160 Hektar zwischen den zuvor selbstständigen Gemeinden Bonn, Beuel und Bad Godesberg am Rhein auftaten, "vor dem Zugriff der räumlich benachbarten Bundesbehörden rettete und für eine gemeinsame grüne Mitte reservierte".

Heute braucht die boomende UN-Stadt Flächen. Das Forschungszentrum Caesar ist bereits in der Rheinaue gebaut, der Festspielhaus-Standort hingegen wieder vom Tisch und der Kunst!Rasen noch eher provisorisch zu Gast. Zwischen den Zeilen kann man im neuen Buch immer wieder lesen, dass es auch als Mahnung zum Schutz des Gartendenkmals gedacht ist. Allerdings ohne erhobenen Zeigefinger - ein Kapitel ist sogar den Großveranstaltungen im Park gewidmet, sondern durch viele Hintergründe und Details, die Wertschätzung erzeugen sollen. Man schützt, was man kennt.

"Der Bildband will jeden ansprechen, vom Landschaftsarchitekten bis zum interessierten Laien", sagte Jutta Nagels, Leiterin des Mercator-Verlags, bei der Buchvorstellung. Wer sich durch die 162 Seiten blättert, findet viele historische Fotos und Luftaufnahmen. Man kann den Bäumen förmlich beim Wachsen zusehen. Die Landschaftsarchitekten lassen sich in die Karten schauen. Ihre Zeichnungen dokumentieren anschaulich den Weg vom Plan zum Park, und das nicht nur auf Bonner Seite. "Die Rheinaue ist der Mittelpunkt von Bonn, deshalb ist die Beueler Seite genauso wichtig", sagte Gottfried Hansjakob.

Für die Bonner ist die Rheinaue ein Stück Natur mitten in der Stadt, doch nicht nur jede Laterne und jede Wetterhütte, sondern auch jeder Baum und jeder Hügel sind geplant. Die Landschaftsarchitekten haben Höhenwege und einen Auensee geformt, die sich in die Flusslandschaft mit Altarmen und Rheinterrassen einfügt. Eine Verbindung zur Stadt schafft die Kaskade, die den See mit Frischwasser speist. Ihr Vorbild waren die historischen Treppenanlagen am Wilhelm-Spiritus-Ufer.

"Das Buch zeigt den Park, wie er sich entwickelt hat, von einem mit Bäumen eng bepflanzten Jungpark in eine souveräne Parklandschaft, die sich das legendäre Rheinpanorama als Hintergrund leistet", sagte Architekt Jan van Dorp, dessen Vater Ernst van Dorp nicht nur die Hochbauten für die Rheinaue geplant hat, sondern auch erfahrener Bonner Partner der jungen Münchner war. Das Buch sei auch Ausdruck der Wertschätzung, die Gottfried Hansjakob seiner "schönen Tochter" Rheinaue gegenüber zum Ausdruck bringe, so Jan van Dorp: "Er hat zusammengefasst, was für ihn als Grundlage der Gestaltung Gültigkeit hatte und noch heute hat."

Die beiden Landschaftsarchitekten freuen sich besonders, dass die Bonner den Park so gut annehmen. Gottfried Hansjakob: "Unser Vorbild war der Englische Garten in München, wo kaum Veranstaltungen stattfinden, und der trotzdem immer gefüllt ist."

i "Die Rheinaue in Bonn - Geschichte eines Parks", Gottfried und Anton Hansjakob, Mercator-Verlag Duisburg, 162 Seiten,

ISBN 978-3-87463-539-4, 34 Euro.

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