Kommentar zur Bonner Freibadsaison Volle Becken sind die Ausnahme

Meinung | Bonn · Der Bäderbetrieb passt offenbar nicht mehr zum Freizeitverhalten der Bonner. Vor allem bei kühlerem Wetter gehen zu wenig Schwimmer ins Freibad.

 Endlich Sommer: Im Römerbad ist das Turmspringen beliebt.

Endlich Sommer: Im Römerbad ist das Turmspringen beliebt.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer regelmäßig schwimmen geht, wird es bestätigen können: Sobald die Temperaturen knapp unter 20 Grad fallen und der Himmel einige Wolken hat, sind die Freibäder leer. Sportliche Schwimmer und rüstige Senioren ziehen ihre Bahnen, aber spätestens mit Ablauf des „Happy Hour“-Tarifs leeren sich die Becken fast völlig.

An den beschränkten Öffnungszeiten, die ab 2014 gepaart mit schlechtem Wetter für ein Besucherminus von 30 Prozent verantwortlich gemacht wurden, kann es in dieser Saison nicht liegen. Die sechs Freibäder waren – bis auf eine krankheitsbedingte Ausnahme – zuverlässig ganztägig geöffnet. Also muss man fragen, ob sich ein reiner Freibadbetrieb im Sommer noch mit dem Freizeitverhalten der Bonner deckt.

Die Zeiten, in denen es bei nahezu jedem Wetter raus ins Freibad ging, sind vorbei. Viele Kinder sind in Ferienprogrammen und Offenen Ganztagsschulen betreut. Als die Bonner Freibäder gebaut wurden, gab es auch noch kein ganztägiges Kinderprogramm im Fernsehen, von Computerspielen ganz zu schweigen. Überlegungen zur Zukunft der Bonner Bäder müssen über die Planung eines neuen Schwimmbads im Wasserland hinausgehen. Zu prüfen wäre zum Beispiel, künftig ein Hallenbad im Sommer zu öffnen.

Schön wäre auch, wenn am neuen Bad im Wasserland die Möglichkeit bestünde, ganzjährig draußen zu schwimmen. Nicht als Freibad mit Liegewiese, sondern als Außenbecken, das auch im Winter mit Energie vom nahen Heizkraftwerk Süd erwärmt wird. Das wäre eine echte Attraktion, die es bisher in Bonn nicht gibt, und keine Konkurrenz für die wesentlich reizvoller gelegenen Freibäder.

Engagierte Fördervereine alleine werden nicht reichen, um langfristig alle Freibäder zu erhalten. Es zählt jeder einzelne Besucher – selbst wenn mal ein Wölkchen am Himmel ist.

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