Bauarbeiten in Köln Viele Verspätungen im Bahnverkehr rund um Bonn

BONN/BEUEL · Die Gleiserneuerung in Köln sorgt derzeit für viele Verspätungen im Bahnverkehr rund um Bonn. Wegen der Bauarbeiten halten viele Fernzüge am Beueler Bahnhof. Das sagen Pendler und die Verkehrsunternehmen zur Situation.

Die Umstände sind ungünstig – und die ersten Erfahrungen der Pendler mit den Baustellen der Bahn in Köln fallen durchaus unterschiedlich aus. Ausgerechnet während der Weltklimakonferenz Cop23 wirken sich Gleiserneuerungen zwischen Köln-Süd und dem Kölner Hauptbahnhof auf die viel befahrene linksrheinische Trasse nach Bonn aus. Bereits seit dem 1. November gibt es planmäßig einige Zugausfälle, die Bahnhöfe Köln Süd und West werden nicht mehr angefahren, der Fernverkehr aus Köln in Richtung Süden wird über den Beueler Bahnhof abgewickelt.

„Kaum ein Zug fährt pünktlich, die meisten fallen ganz aus oder unterbrechen ihre Fahrt“, zieht die Bahnreisende Stefanie Schäfers nach den ersten Tagen Bilanz. Alternativen durch Zusatzbahnen der Stadtwerke Bonn oder der Kölner Verkehrsbetriebe auf den Strecken der Bahnlinien 16 und 18 zwischen Köln und Bonn gebe es nicht. Man benötige doppelt so viel Reisezeit wie sonst. Ruben Schäfer bewertet die Baustelle folgendermaßen: „In all ihrer Genialität legt die Bahn solche Vorgänge natürlich auf den gleichen Termin wie die Klimakonferenz. Volle Züge und massive Verspätungen garantiert.“

Der Weg nach Luxemburg führt über Beuel, Koblenz und Trier

Verärgert ist auch Richard Willis, der derzeit zwischen der Cop23 und Luxemburg pendelt. „Es ist schwierig, von der Haltestelle UN-Campus nach Beuel zu kommen, weil einem als Fremder die Informationen fehlen.“ An der Rheinaue gebe es zwar viele Sicherheitskräfte der Bahn, aber kaum jemanden, der einem weiterhelfe. Das Ergebnis: Er muss von Beuel nach Koblenz und Trier, ehe er in den Zug nach Luxemburg steigen kann – mit zweieinhalb Stunden Verspätung. Mathias Borneck, der täglich die Verbindung vom Bonner Hauptbahnhof nach Leverkusen Mitte nutzt, braucht für die Strecke nun doppelt so lange. „Auf der Rückfahrt gleiche sie „eher einem Parkplatz wartender Züge“. Güterzüge und Fernverkehr, so sein Eindruck, hätten Vorfahrt.

Milder sieht das der Bonner Malte von Hofe, der eine Viertelstunde Verspätung auf der Rückfahrt nach Bonn in Kauf nehmen musste. „Das ist im normalen Rahmen und verkraftbar“, sagt er. Adrienne Nemeth, die in Köln wohnt und derzeit auf der Cop23 für eine Veranstaltungsagentur arbeitet, pendelt täglich von Köln-Ehrenfeld, der Ersatzhaltestelle für die ausfallenden Bahnhöfe. „Ich finde es nicht so schlimm. Es ist halt eine Ausnahmesituation.“ Und für die Stuttgarterin Tanja Meyer-Bieber hat der Halt sogar einen Vorteil. Da sie ohnehin nach Beuel wollte, musste sie kein teures Taxi vom Bonner Hauptbahnhof zahlen.

Der rechtsrheinische über den Beueler Bahnhof umgelenkte Fernverkehr Richtung Süden funktioniert laut Deutscher Bahn gut. Eine Düsseldorfer Bahnsprecherin resümiert nach einer Woche: „Sicher musste sich der Baustellenplan zunächst zurechtruckeln. Die Züge sind zwar voll, aber keiner muss zurückbleiben.“ Sie räumt aber ein, dass gerade der Regionalexpress 5 zwischen Koblenz und Wesel „schwierig“ sei. Die Bilanz am Montag: Viele Verspätungen mit mehr als zehn Minuten, vier Bahnen liegen darüber. „Das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf die Anschlüsse.“ Es habe zwar Überlegungen gegeben, die Baustelle zu verschieben, der Aufwand wäre aber zu groß gewesen. Der Vorlauf für so umfangreiche Arbeiten liege bei drei Jahren und müsse mit dem europaweiten Fahrplankalender in Einklang gebracht werden. Dass die Klimakonferenz nach Bonn kommt, ist dagegen erst seit knapp einem Jahr bekannt.

Stadtwerke bezeichnen Anschlussverkehr als problemlos

Holger Klein, Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg, sagte auf Anfrage, dass am Montag die RB 48 des National-Express ausgefallen sei. „Natürlich verlängern sich die Fahrzeiten bei einer Baustelle und es gibt Verspätungen, aber aus unserer Sicht funktionieren auch die Anschlüsse ganz gut.“

Die Stadtwerke Bonn bezeichnen den Anschlussverkehr per Bus und Bahn als problemlos. „Da wir im Vorfeld gut informiert wurden, halten wir entsprechend Reserven, also Busse, vor, die über die Verkehrsleitstelle eingesetzt werden, wenn es vor allem an der Haltestelle Beuel Bahnhof zu einer erhöhten Nachfrage käme“, teilte SWB-Sprecherin Veronika John mit. Dort stünden Servicekräfte, Freiwillige der UN und Auszubildende der SWB Fragenden Rede und Antwort. Beschwerden, dass Anschlüsse nicht funktionierten, seien bislang nicht eingegangen.

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