Südüberbauung am Bahnhof Verwirrung um die Pläne

BONN · Als "gescheitert" hatte die Verwaltung gegenüber dem General-Anzeiger die Verhandlungen über den geplanten Abriss und Neubau der Südüberbauung bezeichnet. Das hat bei dem niederländischen Investor Albert Ten Brinke offensichtlich für Verwirrung gesorgt.

"Selbstverständlich sind wir noch in Verhandlungen mit den Eigentümern. Das Ganze zieht sich leider nur in die Länge", sagte eine Sprecherin Ten Brinkes am Mittwoch.

Der Investor, der an der B 9 auch das neue GIZ-Hauptquartier errichtet, bemüht sich seit langem darum, einen Fuß in das Projekt Südüberbauung gegenüber dem Bonner Hauptbahnhof zu bekommen. Der bisherige Investor Roger Sevenheck ist allem Anschein nach inzwischen endgültig aus dem Projekt ausgestiegen.

In den Fraktionen hat die Einschätzung der Verwaltung für unterschiedliche Reaktionen gesorgt. CDU und Grüne zeigten sich verärgert und glauben nicht an das Aus für das Projekt: "Es muss darauf hingewiesen werden, dass es sich hier nicht um eine städtische Maßnahme handelt, sondern um eine private Investition.

Die Stadt ist nur mit einem kleinen Teileigentum an dem Objekt - wie etwa 40 weitere Eigentümer - beteiligt und hat nur bedingten Einfluss", erklärten die planungspolitischen Sprecher von CDU und Grünen, Bert Moll (CDU) und Hardy Lohmeyer (Grüne) in einer gemeinsamen Stellungnahme. Und: "Uns liegt weder eine neue Eigentümerentscheidung vor, noch eine Absage von Ten Brinke oder eine anderslautende Auskunft seitens der Planungsverwaltung."

Wenn die Südüberbauung nicht durch einen Neubau ersetzt würde, der die Straßenflucht zurücknehme - so wie es auf dem Nordfeld geschehen solle -, um damit dem ganzen Bereich vor dem Bahnhof wieder einen Alleecharakter zu geben, wäre das bedauerlich.

Moll und Lohmeyer hoffen nun, dass mit der Entwicklung auf dem nebenan zwischen Bonner Loch und Thomas-Mann-Straße liegenden Nordfeld doch noch Dynamik in die Problematik Südüberbauung komme. Dort erwartet die Stadt zur Jahresmitte einen Vertragsabschluss mit einem der fünf potenziellen Investoren, zu denen nach einem Klageverfahren auch Albert Ten Brinke zählt.

Für die FDP wäre aus städtebaulicher Sicht ein Abriss der Südüberbauung ebenfalls die optimalste Lösung. Doch die Gemengelage mit der Vielzahl von Eigentümern sei offensichtlich ein "nicht zu lösendes Problem", bedauerte Fraktionschef Werner Hümmrich.

"Dass die Pläne für die Südüberbauung gescheitert sind, überrascht uns nicht. Wir haben das Handeln von Herrn Sevenheck schon zu Beginn kritisch gesehen und werden nun leider bestätigt", sagte SPD-Ratsfraktionschef Ernesto Harder. Für Holger Schmidt (Linke) war es "überfällig, einen Schlussstrich zu ziehen". Das sei städtebaulich für Bonn kein Beinbruch. Das sieht auch Marcel Schmitt (BBB) so: "Es wäre nur ein Klotz durch einen anderen ersetzt worden." Für Hans-Friedrich Rosendahl (AfD) ist die Südüberbauung ein Beispiel, "wie wenig in Bonn gelingt".

Für die Eigentümergemeinschaft Haus&Grund handelt es sich gar um ein "Scheitern mit Ansage". Denn seit mehreren Jahren sei es dem Investor nicht gelungen, die Eigentümer unter einen Hut zu bringen und die nötigen Finanzmittel für das geplante Investment mündelsicher nachzuweisen, kritisierte Hauptgeschäftsführer Helmut Hergarten.

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