Kommentar zur Klärschlammverbrennung Vertagung ist richtig

Meinung | Bonn · Mit dem Verschieben der Entscheidung über die Klärschlammverbrennung hat die Politik sich wohl eine Option genommen. GA-Redakteurin Lisa Inhoffen findet den Schritt dennoch richtig.

 Die Kläranlage am Salierweg.

Die Kläranlage am Salierweg.

Foto: Archiv

Das war goldrichtig, die Entscheidung über die Frage der künftigen Klärschlammverbrennung in Bonn nicht übers Knie zu brechen, sondern sie zu vertagen. Hinsichtlich der Zeitschiene bis 2029 ist es auch nicht nachvollziehbar, warum sowohl die Stadt Bonn als auch der Kölner Entwässerungsbetrieb einen solchen Druck aufgebaut haben. Zumal die Variante, mit Köln und anderen Betrieben eine Kooperation in Sachen Klärschlammverbrennung einzugehen, für Bonn und den Aufsichtsrat der Müllverbrennungsanlage (MVA) sowieso nur die zweite Wahl gewesen wäre. Den Zeitdruck versteht man auch nicht vor dem Hintergrund, dass man für die Kölner Kooperationslösung offensichtlich noch kein geeignetes Grundstück gefunden hat.

Bleiben also noch zwei Alternativen: der Neubau einer Klärschlammverbrennungsanlage auf dem MVA-Gelände in der Weststadt oder ein Neubau am heutigen Standort Salierweg. Für beide Modelle gibt es Argumente Pro und Kontra. Stadtverwaltung und Politik müssen die Zeit bis nach der Sommerpause deshalb nutzen, alle Zahlen und Fakten offen auf den Tisch zu legen und sich ausführlich zu beraten. Material ist ja anscheinend genug da – unter anderem ein 800 Seiten starkes Gutachten.

Es geht immerhin um eine Entscheidung mit Tragweite und Investitionen im zweistelligen Millionenbereich. Da reicht es eben nicht aus – so der Eindruck – große Werbeblöcke für eine Lösung, nämlich für die Klärschlammverbrennungsanlage auf dem MVA-Gelände, zu präsentieren und die Frage nach dem Standort Salierweg mit dem Satz wegzuwischen, das sei unwirtschaftlich.Und sicher reicht eine einzige Bürgerinformationsveranstaltung dazu nicht aus. Die Sorgen der Anwohner in dem jetzt schon von Schwerlastverkehren stark belasteten Bonner Westen müssen ernst genommen werden. Die Stadt hätte die Bürger zu einem viel früheren Zeitpunkt über das Vorhaben informieren müssen.

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