Keine Ratsmehrheit Verkauf der Beueler Markthallen auf der Kippe

Beuel · Bonnorange will auf der Gelände der Markthalle in Beuel ein Salzlager und ein Wertstoffhof einrichten. Doch die FDP springt nun plötzlich ab, das Projekt hat keine Ratsmehrheit mehr.

Die Pläne von Bonnorange für ein Salzlager und einen Wertstoffhof auf dem Gelände der Markthalle an der Röhfeldstraße in Beuel stehen auf der Kippe: FDP-Ratsfraktionschef Werner Hümmrich teilte am Dienstag mit, seine Fraktion werde in der entscheidenden Ratssitzung im November einer Umnutzung nicht zustimmen. Das habe man inzwischen auch den Bündnispartnern CDU und Grünen mitgeteilt. Damit ist im Rat eine Mehrheit für die Umnutzung in Gefahr, zumal die Grünen nach Auskunft ihres Fraktionssprechers Hartwig Lohmeyer "noch keine abschließende Haltung haben".

„Wir werden uns nicht daran beteiligen, eine funktionierende Markthalle mit zahlreichen Arbeitsplätzen zu zerschlagen“, erklärte Hümmrich als Ergebnis eines längeren Beratungsprozesses in seiner Fraktion, die auch Bonnorange-Geschäftsführerin Kornelia Hülter und Wirtschaftsförderin Victoria Applebee in der Fraktionssitzung am Montagabend nicht vom Gegenteil hätten überzeugen können. „Wir fühlen uns in einigen Punkten zum Zustand der Halle auch nicht richtig informiert. Es handelt sich eben nicht um eine abgängige Markthalle, wie die Stadt Bonn uns suggeriert hat, sondern um ein in sich funktionierendes System.“

Wie berichtet, hatte Bonnorange Anfang September ohne Rücksprache mit der Stadt Bonn die Markthallen-Immobilie an der Röhfeldstraße für etwas mehr als eine Million Euro gekauft. Allerdings hat das Unternehmen – eine 100-prozentige Stadttochter – mit dem Käufer, einer Erbengemeinschaft in Hannover, notariell vereinbart, dass der Kauf nur dann rechtskräftig wird, wenn der Stadtrat der Umnutzung zustimmt.

„Das alles halte ich ohnehin nicht für seriös“, so Hümmrich, der mit seiner Kritik am ganzen Verfahren kein Blatt mehr vor den Mund nehmen will. „Wir wollen mit der Markthalle nicht denselben Fehler machen wie beim Schlachthof, wo die Firmen schon vor Jahren ausziehen mussten und jetzt dort alles verfallen ist.“ Die Markthalle habe nach Ansicht der FDP eine positive Entwicklungschance, es könne sich dort noch ohne Weiteres zusätzliches Gewerbe ansiedeln. „Und diese Chance sollen wir gegen ein Salzstofflager und Wertstoffhof eintauschen? Nein, der Preis ist uns definitiv zu hoch.“ Hümmrich übte auch scharfe Kritik an der Bonner Wirtschaftsförderung: „Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass die Wirtschaftsförderung einer Stadt wie Bonn, in der Gewerbeflächen äußerst knapp sind, so ein Ansinnen unterstützt.“

Nachfolger bisher nicht gefunden

Bei den Grünen, die bisher dem Verkauf zustimmten, sieht man zumindest weiteren Abstimmungsbedarf. „Uns liegen unterschiedliche Informationen vor, über die wir reden müssen“, sagte deren Fraktionssprecher Hartwig Lohmeyer, ohne weitere Details zu nennen. Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt sieht allerdings derzeit keinen ernsthaften alternativen Betreiber vor Ort. Ein weiteres Fraktionstreffen Ende Oktober soll eine Entscheidung bringen. Die SPD-Fraktion lehnt den Verkauf geschlossen ab, wie Fraktionschefin Bärbel Richter betonte.

Die Erbengemeinschaft aus Hannover will aufgrund der niedrigen Flächenauslastung von etwa 70 Prozent die Hallen veräußern. Ein Nachfolger hat sich bisher nicht gefunden. Das Sanitär-Unternehmen Gerwing Söhne GmbH in direkter Nachbarschaft hatte zuletzt ein Konzept vorgestellt. Neben Flächen für die eigene Erweiterung sieht es die Ansiedlung der Bonner Werkstätten und Büroflächen vor, für die eine Nutzungsänderung des Gewerbegebiets notwendig wäre.

Georg Fenninger, CDU-Fraktionsgeschäftsführer, hält den Verkauf an Bonnorange weiterhin für sinnvoll: Er sehe derzeit keine Anhaltspunkte, dass die Markthallen nachhaltig zu betreiben seien.

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