Flüchtling wohl ab September vor Gericht Vergewaltigung in Siegaue: Anklage gegen 31-Jährigen

Bonn · Vor knapp zwei Monaten hat der Fall die Menschen in Bonn und der Region schockiert: Jetzt hat die Staatsanwaltschaft einen 31-jährigen Flüchtling aus Ghana angeklagt.

Ein junges Paar aus Süddeutschland, das in der Siegaue auf der Wiese bei Geislar zeltete, war nachts angegriffen, bedroht und beraubt worden. Am Ende wurde die 23-jährige Studentin von dem dunkelhäutigen Mann wenige Meter vom Zelt entfernt vergewaltigt, dabei soll er sie mit einer Astsäge bedroht haben. Ihr 26-jähriger Freund musste hilflos zusehen. Alles, was er noch machen konnte, war einen Notruf abzusetzen. Als die Polizei erschien, war der Täter bereits in der Dunkelheit verschwunden.

Sechs Tage später konnte ein 31-jähriger Asylbewerber aus Ghana nach einer aufwändigen Öffentlichkeitsfahndung mit einem Phantombild in Beuel festgenommen werden. Am Freitag wurde die Anklage der Bonner Staatsanwaltschaft bekannt gegeben. Wegen Vergewaltigung in besonders schwerem Fall und schwerer räuberischer Erpressung muss sich der 31-Jährige vor der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts verantworten, teile Gerichtssprecher Bastian Sczech mit.

Angeklagter bestreitet, am Tatort gewesen zu sein

Bereits in den Wochen vor dem Überfall in der Nacht zum 2. April soll sich der Flüchtling, der im Februar illegal aus Italien eingereist war, im Bereich des Rheinufers aufgehalten haben. Am Vorabend war er von Zeugen gesehen worden. Unbeobachtet jedoch blieb der Diebstahl eines Rucksacks, den der Angeklagte am Rande einer Grillparty von Jugendlichen unter der Nordbrücke gestohlen haben soll. Darin befand sich auch die Astsäge, die der Täter laut Anklage bei dem Raubüberfall und dem sexuellen Übergriff einsetzte.

Kurz nach Mitternacht, so die Anklage, zerstach er mit der Säge die Zeltplane, weckte das schlafende Paar und soll hochaggressiv Geld gefordert haben. Sechs Euro hatten sie ihm gegeben, eine Lautsprecherbox nahm er sich selbst. Erst dann soll der Angreifer sich für die junge Frau interessiert haben, die halb entkleidet vor ihm stand. In gebrochenem Englisch soll er sie als Schlampe beschimpft, sie gepackt und erklärt haben, dass er Sex wolle. Nicht auszuschließen sei, so Sebastian Buß, der Sprecher Staatsanwaltschaft, dass der Flüchtling zunächst nur auf Raubzug war und spontan auf die Idee kam, die Studentin zu missbrauchen. „Aber das ist nur eine Mutmaßung. Man kann ihm natürlich nicht in den Kopf schauen.“ Nicht zuletzt, weil der Angeklagte bislang fast nur geschwiegen und ansonsten bestritten hat, in der Nacht am Tatort gewesen zu sein.

Aber für die Ermittler steht außer Frage, dass er der Vergewaltiger ist – allein schon wegen der DNA-Spuren. Es gibt aber noch andere Beweise: Als der 31-Jährige festgenommen wurde, trug er die gestohlene Lautsprecherbox unterm Arm. Und den Rucksack, den er bei der Grillparty entwendet hatte, hatte er ebenfalls bei sich.

Der Angeklagte, der in Ghana das Gymnasium besucht haben will, soll nach eigenen Angaben aus einem Clan stammen, der eine Kakao-Plantage betreibt. Weil es zu einem schweren Zerwürfnis in seiner Familie gekommen sei, habe er fliehen müssen. Bereits in Italien wurde sein Asylantrag abgelehnt, auch in Deutschland wurde ihm das Bleiberecht verwehrt; ihm drohte die Abschiebung. Im Ausreisezentrum der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes in Sankt Augustin, der er zugewiesen worden war, soll er sich kaum aufgehalten haben.

Prozess beginnt frühestens im September

Durch die sehr genaue Täterbeschreibung des jungen Paares aus Süddeutschland, das am ersten Aprilwochenende Freunde in Bonn besucht hatte, konnte ein Phantombild erstellt werden. Ein 22-jähriger Spaziergänger hatte den Gesuchten am Beueler Rheinufer erkannt und sofort die Polizei alarmiert. Für die Ermittlungen sei laut Buß auch „die sachliche, vor allem kontinuierliche Berichterstattung der Medien über die sechs Fahndungstage sehr hilfreich gewesen“. Insgesamt seien 250 Hinweise bei der Polizei eingegangen. Mit einem Prozess gegen den 31-Jährigen ist frühestens im September zu rechnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort