Kommentar zum Beethovendenkmal Unterschätzte Symbolkraft

Meinung | Bonn · Mit den Schäden am Beethovendenkmal beschäftigt sich Andreas Baumann.

Man könnte ganz rheinisch-gelassen reagieren. So dramatisch ist das ja auf den ersten Blick gar nicht, wenn der markante Beethoven-Kopf vor der Beethovenhalle erkennbar bröckelt und Schäden aufweist. Kann man ja alles reparieren.

Wenn es denn nicht ausgerechnet Beethoven wäre. Wenn das Denkmal denn nicht ausgerechnet in Bonn stünde, der Geburtsstadt des Komponisten, die seinen 250. Geburtstag im Jahr 2020 mit großem Pomp feiern will. Und wenn denn die Stadtverwaltung jetzt wenigstens schnell handeln würde.

Tut sie aber nicht. Zwar hat man das Problem registriert, will die Skulptur aber erst 2017 reparieren – und das auch nur, wenn sich private Spender für diese Investition finden. Wohlgemerkt, wir reden von einem Denkmal, das unmittelbar vor der Beethovenhalle steht, die vor allem wegen des Jubiläumsjahres für bis zu 70 Millionen Euro saniert werden soll.

Es wäre ein Segen für Bonn, wenn die Stadt endlich gebührend vom weltweiten Ruhm ihres größten Sohnes profitieren würde. Das Jahr 2020 bietet die Chance dazu, auch ohne den geplatzten Traum vom neuen Festspielhaus.

Aber wer gemeinsam mit der Marke Beethoven strahlen will, darf nicht derart unachtsam mit einem Beethoven-Denkmal an zentraler Stelle umgehen. Die fatale Symbolkraft dieser Nachlässigkeit scheint der Verwaltung nicht klar zu sein.

Doch es besteht Hoffnung, was die Vorbereitungen auf 2020 angeht. In wenigen Wochen wird die neue Beethoven Jubiläums GmbH gegründet, ein zentrales Instrument, das staatliche und private Projekte bündeln soll. Es ist spät, aber noch nicht zu spät, dieses Thema von nationaler Bedeutung so professionell anzugehen, wie es auch der Bund mit seinen Fördermillionen völlig zu Recht erwartet.

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