Stadtplanung in Bonn Uniklinik will Wohnungen an Poliklinik-Areal belegen

BONN · Die Stadt verhandelt weiter über das Areal der Poliklinik in der Bonner Innenstadt. Nach bisherigem Stand soll die städtische Wohnungsbaugesellschaft Vebowag dort rund 160 Wohnungen für Pflegepersonal errichten.

Die Stadt führt weiterhin Gespräche mit dem Uniklinikum Bonn (UKB), wie es auf dem Gelände der früheren Poliklinik an der Wilhelmstraße mit der Bebauung weitergehen kann. Sozialdezernentin Carolin Krause teilte im jüngsten Sozialausschuss mit, die Uniklinik strebe dort Belegungsrechte für sämtliche Wohnungen an. Wie lange diese Belegrechte laufen sollen, sagte sie nicht.

Offenbar streben beide Verhandlungspartner an, die Ergebnisse ihrer Gespräche in ein Vertragswerk einfließen zu lassen. Nach der Aufgabe der Poliklinik und dem Auslaufen der dortigen Räume für die Beherbergung von Flüchtlingen wollte die Stadt das Areal ursprünglich selbst erschließen, um dort 100 Prozent geförderten Wohnraum für Geringverdiener zu bauen.

Klinikum würde Drogenambulanz weiter führen

Überraschenderweise kündigte der Vorstandsvorsitzende der Uniklinik, Wolfgang Holzgreve, Mitte des Jahres nach umfassender Bürgerbeteiligung mit teils heftigen Reaktionen einiger Anwohner auf die damaligen Pläne an, das Klinikum benötige den Wohnraum selbst für Mitarbeiter und Auszubildende in der Pflege. Die Uniklinik hat ein Erstzugriffsrecht auf die Liegenschaft, die dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW gehört.

Nach aktuellem Stand befürwortet Holzgreve, dass die Stadt über die eigene Wohnungsbaugesellschaft Vebowag rund 160 Wohnungen für das Pflegepersonal bauen lässt. Holzgreve sagte dem GA: „Das UKB hat unter unseren über 8000 Mitarbeitern viele, vor allem in den Pflegeberufen und unter unseren etwa 600 Auszubildenden, die eine Berechtigung für das Wohnen im geförderten Wohnungsbau haben und für die der allgemeine Bonner Wohnungsmarkt schwierig ist. Denen soll dadurch geholfen werden, dass sie auf dem ehemaligen Krankenhausgelände an der Wilhelmstraße wohnen können.“

"Wie sicher ist die bisherige Planung?"

Zugleich sei das Uniklinikum bereit, die sogenannte Diamorphin-Ambulanz für Drogenabhängige für die Stadt im Haus Anna-graben zu betreiben. Allerdings müsste die Stadt das jährliche Defizit von etwa 100.000 Euro ausgleichen. Aus dem Sozialdezernat war zu diesem Punkt zu erfahren, man habe ein hohes Interesse an der Fortführung der Ambulanz. „In welcher Höhe Kosten von der Stadt übernommen werden, kann erst nach Abschluss der Gespräche entschieden werden“, erklärte Andrea Schulte aus dem Presseamt auf Nachfrage. Dafür würden außerdem politische Beschlüsse benötigt.

Die laufenden Verhandlungen bereiten den Kommunalpolitikern aufgrund der überraschenden Wende in der Vergangenheit offenbar Unbehagen. „Wie sicher ist die bisherige Planung?“, fragte Annette Standop (Grüne) im Ausschuss die Dezernentin. Krause berichtete zurückhaltend von „guten Gesprächen“. Die Idee, dass die Stadt für Mitarbeiter der Uniklinik bauen soll, stieß bei Holger Schmidt (Linke) auf Unverständnis. Das Kapital der Vebowag könne sinnvoller eingesetzt werden. Krause dagegen hält die Investition für richtig, auch weil Wohnraum für Bürger mit Wohnberechtigungsschein entstünde: „Mir ist jede neue Wohnung recht, die für diese Menschen entsteht“, sagte Krause.

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