Verkehr auf dem Venusberg Uniklinik setzt auf viele kleine Schritte

Venusberg · Anwohner, Patienten und Mitarbeiter des Uniklinikums Bonn (UKB) sind gleichermaßen vom zunehmenden Verkehr auf dem Venusberg betroffen und deshalb stark an einer Reduzierung interessiert. Das war die erste Botschaft von Klinikchef Professor Wolfgang Holzgreve, als er am Dienstagnachmittag rund 60 Anwohner zum Gespräch begrüßte.

„Wir brauchen unbedingt Lösungen kurzfristiger, mittelfristiger und langfristiger Art, denn die Vision einer Seilbahn auf den Venusberg reicht nicht aus“, sagte er. Und dann wurden sie präsentiert, die Maßnahmen. Vor allem handelt es sich um viele kleine Schritte, von Gutachtern ausgetüftelt, mit denen das UKB Stück für Stück Entlastung schaffen will.

Positiv kam an, dass Holzgreve die Zahl von 1200 Betten im UKB trotz aktueller Neubauten nicht erhöhen will und auch die Ambulanzen nicht ausgebaut werden. Der Grund: „Sie sind für uns defizitär, deshalb wollen wir die Patientenzahlen nicht steigern.“ Allerdings ist das UKB besonders in der Pflicht, etwas zu tun, denn: Laut Zählungen verursachen zwei Drittel des Verkehrs zum UKB die Mitarbeiter selbst, ein Drittel die Patienten.

  • Zufahrt: Der Eingangsbereich an der Hauptpforte wird neu gestaltet, damit kein Rückstau mehr in Wohngebiete entsteht. Die Zahl der Einfahrgenehmigungen für Mitarbeiter wird reduziert, um Parkplätze für Patienten freizuhalten.
  • Parken: Das neue Parkhaus-Mitte an der Haupteinfahrt für mehr als 600 Autos steht vor dem Baubeginn und soll Mitte 2017 fertig sein
  • Jobticket: 2300 der 7000 UKB-Mitarbeiter haben ein subventioniertes Jobticket – diese Zahl will man durch interne Kommunikation noch steigern.
  • Schnellbus: In Kürze soll die Linie 601 testweise als Schnellbus vom Hauptbahnhof bis zum UKB fahren, auf der Strecke entfallen dann zehn Haltestellen. Dabei wird nicht unbedingt Zeit gespart, weil der Bus andere Linien kaum überholen kann, aber: Ist der Fahrplan dann stabiler, seien die Mitarbeiter stressfreier unterwegs, so ein Personalratsmitglied.
  • Fahrräder: 622 Abstellplätze für Räder gibt es inzwischen auf dem UKB-Gelände. Von Juli bis Dezember wird testweise der Verleih von zehn Pedelecs angeboten, um die Vorteile schmackhaft zu machen. Ziel ist es, ein „fahrradfreundlicher Betrieb“ zu werden.
  • Elektrofahrzeuge: Es gibt fünf Stellplätze mit einer Ladestation, weitere Plätze sind in Planung.
  • Fahrgemeinschaften: Es gibt sie laut UKB bereits, künftig soll ein Online-Portal eingerichtet werden.
  • Werbung: Derzeit läuft eine Plakataktion, um Radstation und Jobticket bekannter zu machen.
  • Beschilderung: Sie wurde verbessert, es gibt zahlreiche neue Hinweisschilder, damit Besucher nicht umherirren müssen.
  • Ideenbörse: Für gute Vorschläge von Mitarbeitern gibt es Prämien.
  • Eigene Shuttlebusse: Damit tut sich das UKB schwer, weil diese in Konkurrenz zum ÖPNV stünden und ein Rückgang bei Jobtickets zu befürchten sei. Allerdings forderten Anwohner eine bessere Busanbindung des UKB zum Beispiel aus Richtung Meckenheim.
  • Parkgebühr: Ob die Parkplätze in den Wohngebieten kostenpflichtig werden sollen, will die Stadt bei Anwohnern abfragen und dann entscheiden. Bisher schieden sich daran stets die Geister.

Die Anwohner-Initiative Venusberg erkannte als durchaus positiv an, dass das UKB „endlich“ gewillt zu sein scheine, einen Beitrag zur Verkehrsreduktion zu leisten, so Sprecherin Barbara Dreymann. „Allerdings vermissen wir dabei vor allem die Formulierung klarer Zielvorstellungen sowie kreative Impulse über die Abarbeitung der im Gutachten genannten Maßnahmen hinaus als Zeichen eines ernsthaften Bemühens.“

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