Dreiste Diebe im Gespensterwald Unbekannte stehlen Stahlseile an der Waldau

Venusberg · Nichts, was es nicht gibt: An dem Holzbohlensteg, den die Stadt vor zweieinhalb Jahren im „Gespensterwald“ gleich gegenüber dem Wildschweingatter an der Waldau bauen ließ, haben sich Diebe zu schaffen gemacht und alle umlaufenden Stahlseile gestohlen.

Seitdem ist das Betreten verboten und der Holzsteg seit einigen Wochen mit Flatterband abgesperrt. Der Schaden wurde durch das Amt für Stadtgrün angezeigt und wird durch die Polizei bearbeitet, sagte Isabel Klotz, Sprecherin des Presseamtes. Parallel prüfe das Rechtsamt, ob man Ansprüche an die Versicherung geltend machen könne. „Um den Prozess zu beschleunigen, haben wir bereits im April mit der Herstellerfirma Kontakt aufgenommen, um neue Sperrseile zu beschaffen“, so die Sprecherin. „Sobald die rechtliche Situation geklärt ist, wird die Stadtförsterei die Seile kurzfristig beschaffen und auch montieren lassen. Wir hoffen, dass dies Ende Mai bis Mitte Juni passiert.“

Der Diebstahl ist ebenso dreist wie er fassungslos macht. Da nicht davon auszugehen ist, dass die Diebe die mehr als 200 Meter Seil zu Fuß oder mit dem Fahrrad abtransportiert haben, müssen sie – wohl im Schutz der Nacht – mit einem Fahrzeug in den Stadtwald gefahren sein, um die Seile abzumontieren. Das dürfte auch einige Zeit beansprucht haben, zumal die Seile sowohl in Knie- als auch in Hüfthöhe angebracht waren.

Der Holzbohlensteg reicht rund 35 Meter in den Wald hinein, ist etwa zwei Meter breit und endet in einer Aussichtsplattform, an der eine Sitzbank und ein Fernrohr stehen. 80 000 Euro hat es gekostet, diesen Weg zu installieren, um einen Blick auf die Kopfbuchen zu haben, finanziert durch Fördergelder des Zweckverbands Naturpark Rheinland.

Im Gegenzug wurde allerdings der benachbarte Waldweg – in den Augen vieler Spaziergänger der schönste Weg durch den „Gespensterwald“ – mit Holzstämmen abgesperrt und quasi unpassierbar gemacht, weil angeblich Bruchgefahr durch die alten Buchen besteht. Dieses Vorgehen hatte der Stadtverwaltung seinerzeit viel Kritik eingebracht.

Dass der Holzsteg nun komplett abgesperrt wurde, obwohl er nur 20 Zentimeter über dem Waldboden verläuft, erklärt die Stadt mit der Verkehrssicherungspflicht. Da die komplette Seitensicherung auf beiden Seiten nicht mehr vorhanden ist, will die Stadt ausschließen, dass sie bei einem Unfall haftet. Im Übrigen, so die Sprecherin des Presseamtes, handele es sich nicht um einen „Luxusweg“, damit man keine nassen Füße bekomme. „Der Weg ist auch dafür gedacht, dass beispielsweise auch Rollstuhlfahrer komfortabel den Gespensterwald entdecken können.“

Die Idee für den Holzsteg hatten der Naturpark Rheinland und das Amt für Stadtgrün gemeinsam entwickelt, um eine Lösung für die Lenkung der Besucher am Venusberg zu finden. Die Forstverwaltung hatte zugleich immer wieder auf die besondere Gefahr der Kopfbuchen hingewiesen, die aufgrund ihrer besonderen Form und des fortgeschrittenen Alters einiger Bäume umfallen könnten. Allerdings: Bei den jüngsten Sturmtiefs Burglind und Friederike sind zwar bis zu 1000 Bäume im Stadtwald umgekippt, jedoch waren das überwiegend Tannen und Fichten und nur wenige Laubbäume. Die alten Kopfbuchen dagegen stehen immer noch und hielten dem Orkan stand.

Für den Bau des Holzstegs und die Sperrung des früheren Waldweges waren alle großen Fraktionen im Stadtrat gewesen. Lediglich der Bürger Bund und die im Stadtrat vertretene Alternative für Bonn (AfB) stellten sich quer und empfanden den Bau des Stegs als überflüssig und überteuert. Außerdem verhindere er nicht, dass die Kopfbuchen bald absterben.

Diese knorrigen Bäume sind das Ergebnis der früheren Waldbewirtschaftung. Damals gab es einen Bedarf an Weidefläche und Brennholz. Das Vieh fraß die unteren kleinen Äste. Alle zehn bis 15 Jahre wurden die Bäume gekappt, um Holz zu ernten. Sie schlugen dann erneut aus, was zur heutigen „Struwwelpeter“-Frisur führte.

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