Patient aus Bonn Umstrittener Notruf: Es war kein Rettungsdiensteinsatz

Bonn · Der Mann mit dem Bandscheibenvorfall sagt, die Feuerwehrleitstelle habe ihn an den kassenärztlichen Notdienst verwiesen. Stadt kann den Anruf nicht nachvollziehen.

 Über den Notruf 112 werden auch normale Krankentransporte organisiert - im Unterschied zu Rettungseinsätzen ohne Blaulicht.

Über den Notruf 112 werden auch normale Krankentransporte organisiert - im Unterschied zu Rettungseinsätzen ohne Blaulicht.

Foto: picture alliance / Andreas Geber

Heftige Debatten auf der Facebook-Seite des General-Anzeigers hat ein Bericht aus der Mittwochausgabe ausgelöst. Darin ging es um einen Patienten aus Lannesdorf, der am 2. März morgens gegen 6 Uhr mit einem schweren Bandscheibenvorfall einen Notruf gewählt hatte. Ein Arzt, so der Mann, sei aber erst kurz vor 7 Uhr erschienen. Das könne nicht sein, schrieben nach der Veröffentlichung des Artikels viele Facebook-Nutzer, darunter offenbar auch Fachleute aus dem Rettungswesen. In Notfällen soll schließlich binnen acht Minuten ein Rettungswagen zur Stelle sein.

Tatsächlich handelte es sich nicht um einen Arzt des städtischen Rettungsdienstes. Vielmehr habe ihn ein Mediziner des kassenärztlichen Notdienstes aufgesucht, erklärte der Patient am Donnerstag auf erneutes Befragen. Er habe zwar gegen 6 Uhr den klassischen Notruf 112 gewählt. Ein Leitstellenmitarbeiter habe ihn aber auf den Bereitschaftsdienst der Kassenärzte verwiesen, der für weniger dringliche Fälle zuständig ist. Dort habe er dann seiner Erinnerung nach angerufen, so der Mann aus Lannesdorf.

Laut städtischem Presseamt ist in der Feuerwehrleitstelle, die alle eingehenden Notrufe dokumentiert, allerdings kein Anruf des Patienten um 6 Uhr nachzuvollziehen. Erst 8.21 Uhr und 8.56 Uhr seien Anrufe von ihm registriert. Dabei ging es um den Transport des unter starken Schmerzen leidenden Mannes in die Klinik – also nicht mehr um einen Rettungseinsatz, sondern einen normalen Krankentransport. Der verspätete sich aus unklaren Gründen: Erst um 9.02 Uhr waren Sanitäter vor Ort; und weil der Patient von Feuerwehrleuten in einem Tragetuch durch das Treppenhaus nach unten gebracht werden musste, verzögerte sich die Abfahrt um eine weitere Stunde. Mehr als vier Stunden nach dem ersten Telefonat kam der Mann nach eigenen Angaben in der Notaufnahme an.

Zum Hintergrund: Der kassenärztliche Notdienst soll Phasen außerhalb der Sprechzeiten der niedergelassenen Ärzte abdecken. Über die bundesweit einheitliche Rufnummer 116117 wird Patienten der nächstgelegene Arzt in einer Bereitschaftspraxis vermittelt. „Das ist bei akuten, nicht lebensbedrohlichen Beschwerden der schnellste Draht“, heißt es von der kassenärztlichen Bundesvereinigung. Wer die Symptome kenne und sich zu Hause mit Medikamenten versorgen könne, dem wird jedoch geraten, sich Ruhe zu gönnen und seinen Arzt zu den regulären Sprechzeiten aufzusuchen. Der Bereitschaftsdienst entlaste die Notaufnahmen der Krankenhäuser, die nur für medizinische Notfälle gedacht seien.

Der Notruf 112 über die Feuerwehrleitstelle dagegen soll bei „plötzlichen heftigen Beschwerden“ oder einem Unfall gewählt werden. Aber auch, wenn der Patient „ernste bis lebensbedrohliche Folgen“ befürchtet, sofern sie nicht sofort behandelt werden. Dazu zählen zum Beispiel Anzeichen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls.

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