Klimasekretariat in Bonn UN-Praktikanten demonstrieren für Vergütung

Bonn · In ihrer Charta fordern die Vereinten Nationen gleichen Lohn für gleiche Arbeit, in der Praxis erhalten jedoch UN-Praktikanten keine Vergütung. Dagegen protestieren sie international, auch auf dem Bonner UN-Campus.

Protest: Gut zwei Dutzend Praktikanten bei den Vereinten Nationen demonstrieren vor dem UN-Campus für mehr Geld.

Protest: Gut zwei Dutzend Praktikanten bei den Vereinten Nationen demonstrieren vor dem UN-Campus für mehr Geld.

Foto: Rüdiger Franz

Gut bezahlt ist ein Praktikum selten – wenn es überhaupt Geld für die Kurzzeitkräfte gibt. Bei den Vereinten Nationen ist das nicht der Fall, obwohl doch gerade die supranationale Menschenrechtsorganisation in einer Charta gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordert. Dass auch die UN selbst dem Vorwurf der Ausbeutung ausgesetzt sind, davon kündeten am Dienstagmorgen die Sprechchöre vor dem UN-Campus.

„Fair internship initiative“, so heißt die international vernetzte Gruppe, die seit Kurzem auch über einen Bonner Ableger verfügt und sich zur morgendlichen Demo im ehemaligen Regierungsviertel eingefunden hatte. Das Datum hatten sie bewusst gewählt, mussten anlässlich einer wichtigen Konferenz doch hochrangige UN-Vertreter an ihrem „Spalier“ vorbei. Bei den Mitgliedern handelt es sich um Praktikanten. Sie fordern eine angemessene Bezahlung für ihr Praktikum, das bei den Vereinten Nationen drei bis sechs Monate dauert.

„Das muss man sich erst einmal leisten können, erklärt eine junge Amerikanerin, die seit einigen Wochen zum Praktikum in Bonn weilt. Ihren Namen möchte sie lieber nicht in der Zeitung lesen, bekundet aber, dass ihr Bonn bislang sehr gut gefalle. Doch wie an den anderen Standorten der Vereinten Nationen erhalten die Praktikanten auch in Bonn kein Geld. Sie hoffen nun, dass während des hochrangigen Treffens „einige grundlegende Reformschritte für alle Praktika im gesamten UN-System unternommen werden. Machen wir die Vereinten Nationen zu einem Ort für viele, nicht nur für die Privilegierten“, war auf einem der Plakate zu lesen.

Denn Praktika bei internationalen Organisationen sind mit Blick auf Lebenslauf und -erfahrung weltweit gleichermaßen begehrt und werden Berufseinsteigern beispielsweise vom Auswärtigen Amt ausdrücklich empfohlen. Dass die Hospitanz unbezahlt ist, erklären die UN-Institutionen in ihren Handreichungen für Praktikanten selbst. Die Organisation begründet dieses Prozedere mit einer entsprechenden Resolution der Generalversammlung.

Wie am Dienstag aus dem UN-Klimasekretariat in Bonn zu erfahren war, arbeitet man zumindest dort an einem Kompromiss. Demnach ist es geplant, den Praktikanten mit einem angemessenen Verpflegungszuschuss entgegenzukommen.

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