Gerichtsurteil Bonner Tuscolo-Brandstifter muss viereinhalb Jahre in Haft

Bonn · Zu Haftstrafe von viereinhalb Jahren wurde ein 39- Jahre alter Brandstifter am Freitag vor dem Bonner Landgericht verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann am 30. April diesen Jahres Feuer im Treppenhaus einer Pizzeria an der Römerstraße gelegt hatte.

Zuvor hatte der 39-Jähriger seinen Job als Spüler in der Pizzeria Tuscolo verloren, und suchte offenbar ein Ventil. Am liebsten hätte er es dem Chef selber gezeigt, aber der hielt sich lieber bedeckt. So tauchte der 39-Jährige regelmäßig vor dem Ladenlokal am Kaiser-Karl-Ring auf, meist nachts, wenn er sich „die Kante gegeben hatte“. Dann pinkelte er gegen die Tür, brüllte Beleidigungen oder demolierte Sonnenschirme. Am 30. April schließlich zündete er – da sind sich die Richter der 1.Großen Strafkammer sicher – im Treppenhaus der Pizzeria einen Wäschewagen an. Die Flammen griffen auf das Gebäude über und zerstörten den Flur. Schaden: 17 500 Euro. Dass der Brand noch rechtzeitig gelöscht werden konnte, war ein Glücksfall.

Das Bonner Landgericht hat Rudi G. jetzt wegen zweier schwerer Brandstiftungen zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte jedoch hatte bis zum Schluss bestritten, die beiden Feuer gelegt zu haben. Aber die Kammer hatte keinerlei Zweifel, dass der Mann auch noch für eine zweites Feuer verantwortlich war. Bei einer Nachbarin – ebenfalls am Kaiser-Karl-Ring – hatte er die Terrassenmöbel angezündet. Mutmaßlich, weil er sauer war, dass seine Katze sich nur noch bei einer 57-Jährigen aufhielt, die ein Igel-Hotel betrieb. Der 39-Jährige war schnell in Verdacht geraten, weil er das Feuer gemeldet hatte, als es noch keinem aufgefallen war. Dennoch kam er, obwohl einschlägig vorbestraft, schnell wieder auf freien Fuß. Drei Wochen später brannte die Pizzeria.

Allein für das Vorspiel gab es hier genügend Zeugen. Demnach hatte der Angeklagte in dieser Aprilnacht versucht, seinen Ex-Chef mit Beleidigungen zu provozieren: „Italiener haben keine Eier!“, schrie der Betrunkene unter anderem. Aber nicht der Inhaber erschien, sondern der Pizzabäcker persönlich, der in der ersten Etage wohnte. Da gab der Betrunkene schleunigst Fersengeld. Aber er kam wieder, diesmal mit einer musikalischen Kampfansage. Als ob Sylvester Stallone sei, pfiff er das Lied des Leinwand-Helden Rocky Balboa. Zehn Minuten später brannte es.

Dass das Feuer morgens um 4.50 Uhr so schnell entdeckt wurde, hat die Familie des Pizzabäckers schließlich ihrem eigenen Kind zu verdanken. Der Zweijährige hatte wegen der Randale Angst gehabt, konnte nicht schlafen und hielt so auch die Mutter wach, die es knistern hörte. „Das Feuer“, so Richter Hinrich de Vries im Urteil, „war eine Riesengefahr. Es hätte ein ganzes Stadtviertel in Brand setzten können.“

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