Johanniter-Krankenhaus in Bonn Trost durch das Gespräch über die Krankheit

BONN · Geplauder und leises Lachen durchzieht den Flur. Es riecht nach Kaffee und Frischgebackenem, auf den Tischen leuchten Blumengestecke. Ein Strauß Bauernrosen schmückt das Kuchenbuffet. Sind wir hier wirklich im 6. Stock des Johanniter-Krankenhauses - in der Onkologie? Doch, tatsächlich.

 Beim Onko-Café treffen sich Krebspatienten mit Geheilten zu Gespräch und zum Mutmachen.

Beim Onko-Café treffen sich Krebspatienten mit Geheilten zu Gespräch und zum Mutmachen.

Foto: Schabert

Etwa 30 Frauen und Männer verschiedenen Alters sitzen beisammen und unterhalten sich angeregt. Es sind Stationspatienten, die mitten im kräftezehrenden Kampf gegen ihre Krebserkrankung stehen, Tagespatienten, die wegen einer Chemotherapie einige Stunden im Haus sind, und als geheilt geltende "Ehemalige".

"Onko-Café" heißt das Angebot, das nach gründlicher und liebevoller Vorbereitung einmal monatlich stattfindet. Schon am Morgen haben Klinik-Mitarbeiter Tische und Stühle zusammengestellt, aus der Wäscherei wurden Tischdecken geliefert. So dass Barbara Drews, ehrenamtliche "Grüne Dame" und treibende Kraft der Café-Idee, mit dem Dekorieren beginnen konnte: rosa Gaze-Überzüge für die Kaffeetafeln, Blütenservietten, Zierdeckchen und funkelnde Glassteine.

Etwas später sind auch Muffins und Kuchen da: vorbeigebracht von anderen Grünen Damen, Schwestern oder Ärzten, selbst gebacken trotz der spärlicher Freizeit. "Lebendig, farbenfroh und heiter soll es sein", beschreibt Drews ihr Ziel. "Die Treffen sollen die Seele aufhellen und die Krankenhausatmosphäre ein bisschen vergessen lassen."

Alles begann Ende 2009 mit zwei Fragen von Oberärztin Dr. Gabriele Geisen an ihre Patienten: Hätten Sie Interesse, sich mit anderen über Ihre Krankheit auszutauschen? Vielleicht auch mit solchen, die alles schon durchgestanden haben? Mit Freude beobachtet sie seitdem die rege Beteiligung.

Wie die Seelsorger und Schwester Christine Hack nutzt Geisen gerne die Gelegenheit, sich mit in die Runde zu setzen - im legeren Blazer statt im weißen Kittel. "Private Gespräche sind in der Ambulanz angesichts der engen Taktung viel schwieriger. Aber hier kann ich sogar mal in Ruhe mit den Patienten Kinderfotos anschauen."

"Ich habe es gepackt, obwohl es zwischenzeitlich schwierig war"

Käthe Scharf aus Mondorf kommt mit ihrem Mann regelmäßig zum "Onko-Café". Vor fünf Jahren war sie selbst Patientin, kann sich noch gut an ihre Angst erinnern, als sie während der vorletzten Chemotherapie eine Lungenentzündung bekam. "Heute ist alles gut", sagt sie, "Ich habe es gepackt, obwohl es zwischenzeitlich schwierig war". Diese Botschaft ist wichtig für andere, die noch nicht über den Berg sind.

Deshalb platziert Drews die Patienten manchmal auch ein bisschen strategisch - "zur Mutvermittlung". Hinter einem der Stühle steht ein Gestell mit Tropf. Auch, wer sein Bett nicht verlassen darf, muss nicht außen vor bleiben, sondern wird herangeschoben.

"Hier dabei zu sein ist Aufbruchsstimmung. Das ist Lebenskraft pur", sagt Gertrud Berhausen, die vor zwei Jahren auf der Onkologiestation behandelt worden war. "Von den Grünen Damen habe ich so viel Kraft und Liebe erfahren, wie sonst selten."

Käthe Scharf nickt zustimmend. ",Warum gehst du dahin zurück, wo du so krank warst?', fragen mich manche. Aber ich komme einfach gerne."

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