Kandidat der Grünen Tom Schmidt ist Oberbürgermeister-Kandidat

BONN · Wer hätte das geahnt: Tom Schmidt hat das Bürgermeister-Gen im Blut. Immerhin, so verriet der Grünen-Ratsfraktionsgeschäftsführer am Dienstagabend im Migrapolis-Haus in der Brüdergasse kurz vor seiner Wahl zum OB-Kandidaten, war sein Vater 20 Jahre lang Bürgermeister in Bad Driburg.

Und strammes CDU-Mitglied. Obwohl Schmidt einziger Kandidat der Grünen für das Spitzenamt war, gab es zwei Wahlgänge: Im ersten durften alle 56 Teilnehmer wählen, also auch Nicht-Grüne. Dabei erhielt Schmidt 50 Ja- und vier Nein-Stimmen. Zwei enthielten sich. Bei der darauffolgenden Abstimmung rein unter Parteimitgliedern gaben ihm 40 Grüne ihre Zustimmung, fünf votierten mit Nein, einer enthielt sich.

"Für uns ist er kein Zählkandidat. Wir haben den Anspruch, dass er mindestens in die Stichwahl kommt und aus dem bisher traditionellen Zweikampf zwischen CDU und SPD ein Dreikampf um den Oberbürgermeister-Posten wird", sagte Parteisprecher Harald Klinke. Schmidt sei mit Bonn fest verwurzelt und kenne die Probleme der Stadt wie kaum ein anderer. "Er hat das Herz und die Leidenschaft genauso wie den Sachverstand für dieses Amt", warb Klinke für seinen Parteifreund, der hinter den Rathauskulissen mittlerweile als einer der mächtigsten Kommunalpolitiker Bonns gilt.

Als Theologie- und Philosophiestudent verschlug es den heute 56-Jährigen nach Bonn. "Weil ich das oft gefragt werde: Ja, ich habe mein Studium mit Staatsexamen abgeschlossen", sagte Schmidt. Nach wie vor ist der Vater von vier erwachsenen Kindern praktizierender Katholik. "Kirche muss auf der Erde schweben und parteilich sein. Sie muss sich auf die Seite der Armen stellen", sagte er. Ein Grund für ihn, sich als Student in Chile in einem Armenviertel zu engagieren. In Bonn war er später in der Friedensbewegung aktiv. Doch weil Schmidt von irgend etwas leben musste, nahm er 1988 die Stelle in der Fraktionsgeschäftsstelle der Grünen an.

Ein Beweggrund, sich als OB-Kandidat zu bewerben, ist für ihn: "Bonn bleibt unter seinen Möglichkeiten. Das will ich als OB ändern." Er sehe eine "solide Wirtschafts- und Finanzpolitik" als wichtigste Grundlage, um Bonn weiterzuentwickeln. Schmidt hat bisher drei Oberbürgermeister erlebt. Er habe eine Entwicklung erlebt vom Repräsentanten der Stadt zum "Sonnenkönig", der mit der Verwaltungsmacht im Rücken sich als Konkurrent des Rates begreife. "Das ist nicht mein Amtsverständnis." Der Rat müsse wieder das "Was" bestimmen und die Verwaltung das "Wie". Punkten will Schmidt bei den Wählern auch mit seinem Nein zum Festspielhaus. Diese Kosten würden den Steuerzahlern auf die Füße fallen, glaubt er. Doch von "finanziellen Abenteuern" hätten die Bonner "die Schnauze voll". "Die OB-Wahl ist für mich auch eine Abstimmung über das Festspielhaus", sagte Schmidt.

Der Nachfolger von OB Jürgen Nimptsch (SPD) wird am 13. September gewählt. Die CDU hat den Königswinterer Ersten Beigeordneten Ashok Sridharan, die SPD den Bad Godesberger Rechtsanwalt Peter Ruhenstroth-Bauer nominiert. Die FDP verzichtet auf einen eigenen Kandidaten und wird voraussichtlich Sridharan unterstützen. Die Linken und die Piraten halten sich eine Nominierung noch offen.

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