Neue Ausstellung im Stadtmuseum Todesstrafe für 13 Bonner

BONN · Mehr als 700 Bonner Bürger wurden zwischen 1933 und 1945 vor die vom Naziregime installierten Sondergerichte gestellt, 13 von ihnen dabei zum Tode verurteilt. Erstmals beschäftigt sich eine geschichtswissenschaftliche Publikation mit den verschärften Repressionen der Bonner Nazi-Jurisdiktion. Am Dienstag wurde die dazugehörige Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet.

 Im Stadtmuseum: Horst-Pierre Bothien zeigt eine Ausstellungstafel.

Im Stadtmuseum: Horst-Pierre Bothien zeigt eine Ausstellungstafel.

Foto: Barbara Frommann

„Die Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe hat mit Einführung der Sondergerichte deutlich zugenommen“, sagte Dr. Horst-Pierre Bothien. Der Kurator der Ausstellung und Autor des gleichnamigen Buches „...gegen jede Störung der inneren Front“ beschrieb, wie das Sondergericht Köln, das für Bonner Bürger am hiesigen Landgericht tagte, mit zunehmender Schärfe urteilte.

Ursprünglich sollten sie Kritik am Regime und den Missbrauch der neuen Staats- und Parteisymbole der Nationalsozialisten ahnden. Doch durch schrittweise Kompetenzerweiterungen rückten immer häufiger auch Kriminelle ins Visier der Staatsanwälte.

Aber auch kleine Betrugsdelikte und aus heutiger Sicht harmlose Fälle, in denen Leute beispielsweise „Feindsender“ mithörten, wurden vor dem Sondergericht verhandelt und führten zu langjährigen Haftstrafen in Konzentrationslagern oder zur Verhängung der Todesstrafe.

Bislang habe es kaum eine intensive Beschäftigung mit den Sondergerichten gegeben, erläuterte Bothien seine Motivation zur Ausarbeitung der Ausstellung. Sie belegt anhand historischer Dokumente und Fotografien ausgewählte Fälle aus der Bonner Geschichte, die die Willkür des Regimes offenbaren und verdeutlichen, wie hart gegen „volksschädigendes“ Verhalten vorgegangen wurde.

Neben dem Studium zahlloser Akten des Düsseldorfer Landesarchivs suchte Bothien auch den Kontakt zu Angehörigen und Nachfahren von Opfern und Tätern. Dies gewährte ihm Zugang zu privaten Erinnerungsstücken und ermöglichte die Verbindung mit offiziellen Dokumenten.

Die Ausstellung ist bis zum 20. Januar im Stadtmuseum, Franziskanerstraße 9, zu sehen. Bothien führt am Sonntag, 9. Dezember, sowie am 13. und 20. Januar jeweils um 15 Uhr durch die Ausstellung. Mehr:

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