Entlastung der Verkehrssituation Telekom unterstützt Seilbahn-Pläne in Bonn

Bonn · Wie stehen Bonner Unternehmen zu den Plänen einer Seilbahn auf den Venusberg und über den Rhein? Bei der Telekom stoßen sie auf Interesse, die Post, die Postbank und die IHK halten sich zurück.

Beim Weg zur Arbeit in der Stadt ist das Auto für viele Pendler immer noch erste Wahl. Die großen Arbeitgeber in Bonn haben aber ein Interesse daran, dass ihre Mitarbeiter nicht täglich im Stau stehen müssen. So sehen einige Unternehmen in einer Seilbahn auf den Venusberg eine Chance. Allen voran die Deutsche Telekom.

„Wir sind hellhörig geworden, als es hieß, dass die Trasse über den Rhein gehen soll“, sagt Stephan Althoff, Sprecher des Kommunikationsunternehmens. Die Seilbahn wäre dann eine schnelle Verbindung zwischen den beiden größten Verwaltungsstandorten in der Stadt. Einem Engagement der Telekom zur Unterstützung von Nahverkehrsprojekten wie der Seilbahn stehe man im Prinzip aufgeschlossen gegenüber, so der Sprecher. Es wäre nicht das erste Mal: Schon 2006 hat es ein Sponsoring gegeben, als auf den Stadtbahnen der Linie 66 als Werbung „Telekom-Express“ stand.

An der B 9 befinden sich links und rechts der Friedrich-Ebert-Allee Bürowelten mit insgesamt rund 4000 Mitarbeitern. Auf dem Campus I und II am Beueler Landgrabenweg arbeiten 5000 Menschen für die Telekom. Der Konzern verspricht sich durch die Routenvariante der Seilbahn parallel zur Südbrücke mit Anschluss an die spätere Schnellbahn 13 in Ramersdorf eine Entlastung der Verkehrssituation rund um seine Bürogebäude. Wie berichtet, ist diese Trasse Bestandteil der von der Stadt beauftragten Machbarkeitsstudie, die eine solche Seilbahn für sinnvoll hält.

Angespannte Verkehrssituation

„Über die morgendliche Fahrt zum Arbeitsplatz klagen viele“, sagt Althoff. Mit Sorge schaue man nun auf die geplanten Bauarbeiten auf der A 59, am Tausendfüßler und an den Rheinbrücken. „Wir haben Interesse an allem, was die Verkehrssituation entspannt“, sagt Althoff und sieht auch Kommune und Land in der Pflicht, für Verbesserungen bei der Verkehrsinfrastruktur zu sorgen. Die Möglichkeit durch eine Gehaltsumwandlung kostengünstig Fahrräder und E-Bikes zu leasen und damit zur Arbeit zu pendeln, werde von den Mitarbeiter gerne angenommen.

Damit nicht alle Mitarbeiter mit dem Auto kreuz und quer durch die Stadt fahren müssen, unterhält die Telekom bereits einen Shuttleverkehr zu den einzelnen Standorten – auch zum Propsthof, zum Bonner Talweg und dem ehemaligen Straßenbahndepot an der Graurheindorfer Straße. Ziele sind zudem der Flughafen Köln-Bonn und der ICE-Bahnhof in Siegburg. Zudem bietet die Telekom Leihfahrräder und kostenlose Parkplätze am Arbeitsplatz an.

Mit 14.500 Beschäftigten ist der Konzern der größte Arbeitgeber in der Stadt. Die meisten Telekom-Pendler kommen aus Bonn und der direkten Umgebung. Das hat eine aktuelle Online-Umfrage ergeben, an der sich 6261 Mitarbeiter beteiligt haben und die dem GA vorliegt. Mehr als 70 Prozent (4437) gaben an, vor allem aus dem Bonner Raum mit dem Rhein-Sieg-Kreis oder aus Bad Neuenahr/Ahrweiler zu kommen. Fast 1100 reisen von Köln und seinem Umland an, mehrere Hundert aus Aachen, Frankfurt, Koblenz und dem Ruhrgebiet. Das Auto ist dabei für drei Viertel der Beschäftigten das Verkehrsmittel Nummer eins. Sie fahren vor allem über die beiden Autobahnbrücken und die Reuterstraße (B 9), die meisten zwischen 8 und 9 Uhr (laut GA-Informationen wegen anstehender Meetings) sowie zwischen 16 und 18 Uhr.

Jobtickets und Shuttle-Service

1109 der Befragten sind länger als eine Stunde unterwegs – pro Richtung. Einige Beschäftigte suchen sich Alternativen, nehmen das Motorrad oder Rad. In internen Reaktionen auf die Umfrage wird dabei etwa ein Ausbau des Bonner Fahrradnetzes gewünscht. Viele Radwege seien im schlechten Zustand und somit gefährlich.

Die Deutsche Post DHL Group mit rund 8.000 Beschäftigten in Bonn und mehr als 20 Standorten im linksrheinischen Stadtgebiet äußert sich nicht konkret zu den Seilbahnplänen – auch weil es keine Büros in der Nähe des Venusbergs gebe. „In diesem Zusammenhang ist es schwer zu beurteilen, wie viele Mitarbeiter von der Seilbahn profitieren würden“, sagt Sprecher Dan McGrath. Am Post Tower gebe es gegen Entgelt Parkplätze. Im Angebot seien auch Jobtickets, die durch Parkplatzgebühren subventioniert würden. An jedem Standort gibt es Fahrradabstellplätze, Duschen und Umkleiden. Wie die Telekom haben auch die Post sowie die Postbank einen Shuttleservice.

Ins Detail gehen möchte die Postbank nicht, habe aber gleichwohl Interesse an einer Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. Die 3.200 Mitarbeiter in der Stadt sollten eine gute Anbindung an ihren Arbeitsplatz haben, so Sprecher Ralf Palm. Die vier großen Standorte sind dabei Friedrich-Ebert-Allee, Kennedyallee/ Ahrstraße, Baunscheidt- und Reuterstraße in Höhe der Reuterbrücke. Parkplätze sind kostenlos, aber begrenzt. Laut Palm ist das Jobticket beliebt.

Runder Tisch mit Arbeitgebern

Für die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg gibt es laut Sprecher Michael Pieck noch viele Unklarheiten, „sodass wir uns in den IHK-Gremien noch eine abschließende Meinung zur Seilbahn bilden müssen“. Wie berichtet, soll eine Seilbahn zu den Unikliniken den Auto- und Busverkehr auf den Venusberg entlasten. Gutachter Thomas Baum von der VSU GmbH hat festgestellt, dass täglich 7.000 Fahrgäste die Nordtrasse über den Hindenburgplatz nutzen würden. Bei der Südtrasse (Telekom) wären es 5.500. Die Bahn als Teil des Bonner Nahverkehrs wäre behindertengerecht, auch Fahrräder könnten in den Zehnergondeln mitgenommen werden.

Der Landesbetrieb Straßen NRW bittet nun die großen Arbeitgeber in Bonn sowie die Wirtschaftsvertreter zu einem ersten runden Tisch zum Thema Verkehr in der Stadt und Sanierung der Stadtautobahnen. Termin ist der 5. Juli.

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