Pläne für A565 Tausendfüßler in Bonn wohl weiter auf Stelzen

Bonn · Der Stadtrat muss noch im Dezember sein Votum zur Planvariante für die A565 abgeben. Die Kosten belaufen sich auf mindestens 206 Millionen Euro.

Der marode Tausendfüßler wird vermutlich als aufgestelzte Autobahnbrücke in der bisherigen Trassenführung ersetzt. Zu dieser Empfehlung kommt zumindest Straßen NRW in einer Einschätzung für die Stadt Bonn. Die Autobahn 565 zwischen dem Kreuz Bonn Nord und dem Endenicher Ei in einem Tunnel verschwinden zu lassen, ist nicht weiterverfolgt worden. Der Untertunnelung würden Straßen NRW zufolge aus Zeit- und Kostengründen kaum Chancen auf Umsetzung durch den Bund eingeräumt.

Der Straßenbaubetrieb des Landes hatte im laufenden Jahr sieben mögliche Bauvarianten geprüft und bevorzugt. Das Ergebnis wurde erst Ende Oktober publik. Nun soll der Stadtrat kurzfristig noch in seiner Dezember-Sitzung sein Votum abgeben. Sonst sei die Fertigstellung der neuen Trassenführung für die A565 bis 2022 nicht umsetzbar. Dann läuft auch die Betriebsgenehmigung für den Tausendfüßler aus.

Die Brücken sollen auf sechs Spuren verbreitert werden

Bei der bevorzugten sogenannten Hochlage beginnt die Baustelle an der Endenicher Straße und verläuft bis zum Autobahnkreuz Bonn Nord. Die Brücken sollen von bislang vier auf sechs Spuren verbreitert werden. Für diese Planungen sprechen die nach einer ersten Schätzung verhältnismäßig moderaten Baukosten von 207 Millionen Euro und die mit viereinhalb Jahren kürzeste Gesamtbauzeit.

Unschöne Nebenwirkung ist jedoch: Nach einer ersten Lärmberechnung müssen in den Gewerbegebieten bis zu 4,5 Meter hohe Lärmschutzwände aufgesetzt werden. In den Wohnbereichen könnten diese sogar sieben Meter hoch werden. Das Stadtgebiet würde optisch damit noch stärker zerschnitten als heute, erklärt die Stadtverwaltung in einer Beschlussvorlage an die Ratsgremien und mahnt die besondere planerische Verantwortung des Landes bei einer solchen Lösung an.

Mögliche Alternative wäre die sogenannte Hybridvariante. Bei dieser Trassierung wird die Brückenführung zumindest im Bereich Immenburgstraße abgesenkt. Vorteil dort: Ein Rad-/Fußweg könnte die Autobahn auf einer Brücke zur Straße An der Immenburg überqueren. Diese Variante wäre mit 206 Millionen Euro sogar geringfügig günstiger. Allerdings wird die Bauzeit mit fünfeinhalb Jahren rund ein Jahr länger veranschlagt.

Offener Trog kostet mehr als das Dreifache

Weitere Kombinationen aus Straße und Brücken scheiden aus Sicht der Stadtverwaltung vor allem deshalb aus, weil dabei die Gerhard-Domagk-Straße als Verbindung vom Propsthof zur Immenburgstraße unterbrochen würde.

Die Absenkung der Autobahn in einen offenen Trog hält Straßen NRW zwar für machbar. Allerdings lägen die Kosten mit 633 Millionen Euro mehr als dreifach höher und die Bauzeit verlängerte sich auf sieben Jahre.

Bei optischen Vorteilen brächte ein Trog der Stadt auch nennenswerte Nachteile, erklärt die Verwaltung: So müsste das Tierheim abgerissen und verlegt werden. Einen Ausweichstandort gebe es nicht. Außerdem müsste die Stadt in diesem Fall entlang der gesamten Strecke auf eigene Kosten neue Kanalanschlüsse anlegen.

Es sei an der Zeit, von politischem Wunschdenken abzurücken, findet Bert Justus Moll, Planungsexperte der CDU-Fraktion: „Der Not gehorchend, müssen wir versuchen, aus der Situation das Beste zu machen.“ Zwar gebe es in Fraktion und Koalition noch keine abgestimmte Meinung. Angesichts der äußerst knappen Zeit hält Moll persönlich aber die Hochvariante für realistisch. Hier drohten die geringsten Belastungen Dritter. „Wenn jemand gegen die Pläne vor Gericht zieht, haben wir ein Problem.“ Da der Tausendfüßler schon vor 2022 vermutlich für Lastwagen gesperrt werden müsse, drohe der Stadt ohnehin Verkehrschaos.

Letztlich spielt der Rat in dem Verfahren nur eine Nebenrolle

Frank Thomas, planungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, macht sich dagegen für die Hybridvariante stark. „Die längere Bauzeit müssen wir in Kauf nehmen“, sagt er. Wichtiger sei es, die unerwünschte Trennwirkung der Autobahn so gering wie möglich zu halten.

Bei der SPD ist man noch unentschlossen. Man werde die verschiedenen Varianten intensiv diskutieren, kündigt der planungspolitische Sprecher der Fraktion, Helmut Redeker, an. Zeit- und Kostenrahmen spielten eine wichtige Rolle, betont er. Auch die Grünen haben sich noch nicht entschieden. Allerdings sei es höchst bedauerlich, dass die Trog-Lösung offenbar politisch nicht durchsetzbar sei, erklärt Planungsexperte Hartwig Lohmeyer. Letztlich spielt der Rat in dem Verfahren nur eine Nebenrolle. Vorhabenträger ist der Bund. Der Rat nimmt laut Beschlussvorlage die Varianten nur zur Kenntnis.

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