Ärger wegen Mängeln Tannenbuscher klagen über Missstände im Wohnblock

TANNENBUSCH · Acht Aufzüge sind in einem Wohnblock an der Oppelner Straße defekt. Auch die Folgen eines Wasserschadens sind in vielen Wohnungen bis jetzt nicht behoben worden.

Die Missstände in einem Siedlungsblock an Oppelner Straße, Ostpreußenstraße und Kattowitzer Weg reißen nicht ab. Ismail Gamal Ali lebt seit fast einem Jahr ohne Küche. Besser gesagt: Er hat seine Küchenmöbel ins Wohnzimmer verschoben, weil ein Wasserschaden sich von der obersten Wohnung im achten Stockwerk bis in die unteren Geschosse vorgearbeitet hat. „Das ist doch kein Zustand“, sagt der 44-Jährige. Der Schaden selbst sei zwar nach Monaten behoben worden, aber die Nacharbeiten in der Verantwortung des Vermieters Vivanium, unter anderem das Entfernen von Schimmel, ziehen sich weiterhin in die Länge.

Erst am Mittwoch hatte der GA darüber berichtet, dass der Aufzug in einem Haus der Vonovia am Brieger Weg 3 regelmäßig ausfällt. Ein 85-jähriger Mieter war wegen eines erneuten Defekts auf dem Weg in seine Wohnung im vierten Stock zusammengebrochen und musste zur Beobachtung ins Krankenhaus. Eine Meldung des Mieterbunds zu diesem Fall kommentierte die Bonner Sozialdezernentin Carolin Krause Freitag im sozialen Netzwerk Facebook: „Das ist ein Skandal und wir finden nicht die richtigen Hebel, hiergegen anzugehen. Wir werden aber dranbleiben und unsere Möglichkeiten als Wohnungsaufsicht ausschöpfen.“

Auch in Wohnblocks der Vivanium, hinter der die Fondsgesellschaft Zentral Boden Immobilien Gruppe (ZBI) steht, stehen Aufzüge still. Von den Aufzügen in 16 Wohnblocks sind acht außer Betrieb, teilt die Verwaltungsgesellschaft bei einer Versammlung mit, zu der der Mieterbund Bonn/ Rhein-Sieg eingeladen hatte.

Das Interesse war groß. Mehr als 50 Mieter kamen ins Haus Vielinbusch am Einkaufszentrum. In der Anlage gibt es nach Angaben der Stadt insgesamt 352 Wohnungen. Der überwiegende Teil der Mieter ist auf Transferleistungen des Jobcenters oder Sozialamts angewiesen.

Die Beschwerden reichten über die genannten Probleme hinaus. Ameisen in der Wohnung, Heizungsausfälle, fehlendes Licht in Fluren. Bernhard von Grünberg, Vorsitzender des Mieterbunds, spricht von einem Hin- und Herschieben der Verantwortung. Im vergangenen Herbst hat das Quartier gegenüber dem Tannenbuscher Einkaufszentrum den Besitzer gewechselt. Die Vonovia hat an Vivanium verkauft. „Die Vonovia ist ihrer Verantwortung, die Wohnungen umfassend zu sanieren, schon nicht nachgekommen. Ich bin skeptisch, dass es unter den neuen Besitzern besser wird“, erklärte Grünberg. Eine Fondsgesellschaft wie ZBI sei gegenüber ihren Anlegern verpflichtet, Gewinne zu erwirtschaften. Ein Sanierungsplan, den Grünberg für erforderlich hält, schmälere aber die Gewinne.

Zudem fürchtet Grünberg, dass die Fondsgesellschaft das Objekt nach wenigen Jahren wieder abstoßen werde. Milen Tzeggai von der ZBI versicherte allerdings, ihr Unternehmen sei „an langfristigen Investments interessiert“. Dirk Tönges von Vivanium erstellte eine Liste mit vorgetragenen Mängeln, versprach, sie beheben zu lassen und bat zugleich um Geduld: „Wir können nicht alles auf einmal machen.“ Zu den Aufzügen sagte Tzeggai, Begehungen mit dem Tüv hätten zu den Stilllegungen geführt. Man sei dabei, Ersatzteile zu bestellen.

Laut Tönges gestalte sich die Suche schwierig, weil die Fahrstühle alt und Ersatzteile schwer zu bekommen seien. Auf Nachfrage Grünbergs, warum nach all den Jahrzehnten keine neuen Aufzüge eingebaut würden, ging er nicht ein. Eine solche Investition wäre nicht umlegbar auf die Mieter, so Grünberg. Die Vorbesitzerin Vonovia teilte mit: „Alle Versicherungs- und Aufzugsausfälle in der Liegenschaft wurden von uns behoben.“ Sofern es noch offene Altlasten gebe, stünde man in Kontakt mit dem neuen Erwerber, sagte Bettina Benner.

Die Mieter klagen seit Langem über Schäden und Ausfälle. Grünberg zufolge habe ihn die Vonovia seinerzeit bei Hinweisen auf defekte Aufzüge auf einen Tragedienst hingewiesen, der allerdings in Aachen sitze. In den oberen Stockwerken wohnen Behinderte, die wegen der defekten Aufzüge kaum noch vor die Tür kämen. Grünberg ist der Auffassung, die Stadt hätte die Wohnungen kaufen müssen, um dort über die eigene Wohnungsbaugesellschaft Vebowag einen Sanierungsplan zu verwirklichen. Sie habe seines Wissens auch ein Vorkaufsrecht gehabt.

„An vielen Stellen in Tannenbusch hat die Stadt im Zuge der Projekte „Soziale Stadt“ verwirklicht. „Es wäre wichtig, Tannenbusch städtebaulich weiterzuentwickeln“, sagt von Grünberg. Die Stadt erklärte allerdings, ein Vorkaufsrecht habe sie nicht gehabt. Der Vermieter habe zwar eine Instandhaltungspflicht, aber sei nicht verpflichtet, zu sanieren oder modernisieren. „Aktuell sind der Bestands- und Nutzungskontrolle keine Mängel bekannt, die sich nicht bereits in Bearbeitung durch die Hausverwaltung befinden“, erklärte das städtische Presseamt.

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