Gründungsnetzwerks Bonn-Profits Talkrunde debattiert über Suchmaschinen bis hin zum Grillanzünder

Bonn · Jungunternehmer stellen im Café Fritz der Universität Bonner Studenten ihre Geschäftsmodelle vor. So mancher arbeitet am Feierabend an seiner Idee.

Nach dem zweiten Cocktail in einer Berliner Kneipe war für Hilde Kühne und eine ehemalige Kommilitonin die Gründung einer eigenen Firma beschlossene Sache. Ohne Businessplan, aber mit vielen Ideen gingen die Frauen am Feierabend ans Werk, warfen nach sechs Wochen alles noch einmal über den Haufen und bieten mit ihrem Unternehmen ks-research jetzt automatisierte Videosequenzierung. Computerprogramme können dabei für Fertigungsbetriebe auf Videoaufnahmen erkennen, wo es am Fließband noch hakt. Oder sie zeigen Verhaltensforschern nur die Aufnahmen einer Untersuchung, in denen der Proband tatsächlich etwas tut. In der fünften Talkrunde des Gründungsnetzwerks Bonn-Profits der Bonner Wirtschaftsförderung und der Sparkasse Köln-Bonn im Café Fritz der Uni Bonn berichtete Kühne mit anderen Jungunternehmern den Studenten von ihren Erfahrungen.

Gute Ideen allein reichen nicht

Die sind durchaus ambivalent. Eine gute Idee allein, so berichteten alle, reiche als Geschäftsgrundlage nicht aus. Viel Zeit, Energie und Lernwille seien nötig, um sich am Markt zu etablieren. Oft kommt der Durchbruch erst nach Jahren – oder gar nicht. Der Historiker Martin Steber musste mit seinem besonders effektiven Grillanzünder feststellen, dass dafür nur von Mai bis Juli wirklich ein Marktbedürfnis besteht. Inzwischen hat er wieder einen anderen Halbtagsjob, um den Lebensunterhalt zu sichern.

Valentina Stoyanova hat sich als Volkswirtin mit einem Fitnessstudio in der Nähe des Stadthauses selbstständig gemacht. Sie setzt auf persönlichen Service und freundliches Personal. Auch einen Businessplan gab es. „Aber davon hat sich kaum etwas bewahrheitet“. Die Geräte kamen zu spät, die Eröffnung im letzten Sommer war ein Flop. Inzwischen sorgen dafür Angebote für die Krankenkassen für ungeplant hohe Umsätze.

Ruhige Lage, Kinderspielplatz, Nahversorgung

Tim Erdmann entwickelte in seiner Bachelorarbeit in Geografie die Idee für eine Wohnungssuchmaschine, die Umgebungsfaktoren berücksichtigt. Ruhige Lage, Kinderspielplatz, Nahversorgung – für viele sind solche Punkte wichtig. Anfragen aus der Branche für sein Unternehmen Immo-naut hat er schon einige, aber nach einem Jahr Arbeit noch nicht einen Euro verdient. Man müsse die Idee jedem erzählen und aus dem Feedback heraus optimieren, empfahl er.

Auch Kühne musste Rückschläge einstecken. Für ihre Dienstleistung gebe es keine Referenzpreise sagt sie. Manchen Kunden bringe ihre Arbeit viel Kosten- und Zeitersparnis. Anderen nütze sie weniger. Dementsprechend unterschiedlich sei die Zahlungsbereitschaft. Kühne setzt deshalb auf „Lean startup“. Beide Partnerinnen arbeiten noch Vollzeit und halten die Kosten klein. Das Unternehmen bringe vor allem viel Erkenntnisgewinn und neue Perspektiven. Nicht aus jeder Garagenfirma muss schließlich ein Weltkonzern erwachsen.

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