Bonner Drogenbande angeklagt System für illegalen Handel in Tannenbusch

Bonn · Mit einem Großaufgebot von mehr als 300 Beamten hatten die die Ermittler am 8. Mai zugeschlagen, 23 Personen festgenommen, Drogen und Geld beschlagnahmt. Jetzt müssen sich zwei Brüder aus Tannenbusch und fünf mutmaßliche Komplizen vor Gericht verantworten.

Es war ein ausgeklügeltes System, mit dem die Bande ihren Drogenhandel in Tannenbusch organisiert hatte. Doch am 8. Mai machte die Polizei dem Treiben der beiden Brüder mit marokkanischen Wurzeln und ihren Komplizen ein Ende: Mit einem Großaufgebot von mehr als 300 Beamten schlugen die Ermittler im Morgengrauen zu, durchsuchten zahlreiche Wohnungen und nahmen 23 Personen fest. Nun hat die Staatsanwaltschaft die zwei Brüder und fünf weitere mutmaßliche Bandenmitglieder angeklagt. Die sechs Männer und eine Frau müssen sich demnächst vor dem Landgericht verantworten, wie Behördensprecher Tobias Gülich mitteilte.

Bandenmäßigen Handel mit insgesamt 3,2 Kilo Kokain im Verkaufswert von rund 300.000 Euro von November 2017 bis Mai 2018 wirft die Anklage den beiden Brüdern im Alter von 31 und 25 Jahren und ihren vier mutmaßlichen männlichen Komplizen vor. Die 29-jährige Frau muss wegen Beihilfe dazu vor Gericht erscheinen, sie ist verlobt mit einem 36-jährigen Angeklagten, einem mehrfach vorbestraften abgelehnten Asylbewerber aus Libyen, und ist selbst wegen Betrugs vorbestraft.

Verdeckte Ermittler ins Drogenmilieu eingeschleust

Der Anklage zufolge soll der 31-Jährige der Chef der Bande gewesen sein. Das Kokain soll er in Holland besorgt und mit seinem Bruder die Lagerung und den Verkauf der Drogen geregelt haben. Der 36-Jährige soll anschließend den Straßenverkauf der Drogen organisiert haben. Seine Verlobte hat laut Anklage in ihrer Wohnung das Kokain in Verkaufseinheiten verpackt und den Verkaufserlös verwaltet. Zwei weitere 31 und 23 Jahre alte Angeklagte sollen in ihren Wohnungen die Drogen gelagert haben. Ein 28-jähriger Angeklagter soll am Verkauf beteiligt gewesen sein.

Bereits seit Sommer 2017 waren die Ermittler auf Teile der Bande aufmerksam geworden und hatten begonnen, aufwendige Ermittlungen in Tannenbusch durchzuführen. Unter anderem wurden verdeckte Ermittler ins Drogenmilieu eingeschleust, Telefone überwacht, und die Szene wurde genau beobachtet. Dabei stellten die Fahnder fest: Vor allem am Einkaufszentrum in Tannenbusch und an der Haltestelle Tannenbusch-Mitte wurden Kunden mit den Drogen bedient.

Besonders die beiden einschlägig bekannten und vorbestraften Brüder, die beide noch unter laufenden Bewährungen standen, gerieten ins Visier der Fahnder. Der Polizei zufolge waren sie sehr gut vernetzt und kannten sich in Tannenbusch, wo sie aufwuchsen, bestens aus. Einer legalen Arbeit gingen sie demnach nicht nach, sondern lebten recht komfortabel vom Drogenhandel. Laut Polizei hatten sie ein raffiniertes Verkaufssystem aufgebaut, in dem sich die Dealer gegenseitig mit Pfiffen vor der Polizei warnten.

Dutzende von Mannschaftswagen der Polizei fuhren vor

Das aber nützte ihnen am 8. Mai nichts: Um 6 Uhr morgens schlugen die Ermittler in einer konzertierten Aktion zu, um „den Sumpf in Tannenbusch trocken zulegen“, wie es später hieß. Dutzende von Mannschaftswagen der Polizei fuhren überall in den Tannenbuscher Straßen vor, um die Wohnungen der Verdächtigen zu stürmen. Wenn ihnen die Türen nicht sofort geöffnet wurden, brachen die Ermittler sie gewaltsam auf. Zwei Dutzend Personen wurden vorläufig festgenommen und abgeführt, manche kamen direkt mit bereits erwirkten Haftbefehlen in U-Haft.

Die Bilanz der Polizei: 23 Festnahmen, 60.000 Euro Bargeld, ein Kilo Marihuana, 75 Gramm Kokain und Anabolika. „Für diesen Erfolg haben wir viele Monate ermittelt“, erklärte Polizeisprecher Robert Scholten damals. In Folge der aus dieser Großaktion gewonnenen Erkenntnisse erzielten die Ermittler weitere Erfolge im Kampf gegen die Drogenkriminalität in Tannenbusch.

Den durchweg vorbestraften Angeklagten drohen nun hohe Haftstrafen: Der Strafrahmen für bandenmäßigen Drogenhandel beträgt fünf bis 15 Jahre.

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