Flüchtlinge in der Bonner Region Syrer startet als Azubi in ein neues Leben

Bonn · Jedes Mal, wenn die syrische Stadt Aleppo in den Nachrichten genannt wird, kommen bei Mohamad Erinnerungen hoch. „Freunde und Verwandte sind dort gestorben“, sagt der 23-Jährige, der vor zwei Jahren nach Deutschland kam. Er lebt nun in Bonn und baut sich ein neues Leben als Azubi im Gastgewerbe auf.

 Das Land NRW stellt ein neues Aktionsbündnis für die Integration von Flüchtlingen vor. Das Foto zeigt NRW-Justizminister Thomas Kutschaty, wie er eine Doppelstunde "Rechtskunde für junge Flüchtlinge" am Ludwig-Erhard-Berufskolleg in Bonn gibt.

Das Land NRW stellt ein neues Aktionsbündnis für die Integration von Flüchtlingen vor. Das Foto zeigt NRW-Justizminister Thomas Kutschaty, wie er eine Doppelstunde "Rechtskunde für junge Flüchtlinge" am Ludwig-Erhard-Berufskolleg in Bonn gibt.

Foto: dpa

Bei der Vorstellung des neuen Aktionsbündnisses des Landes Nordrhein-Westfalen „Das machen wir“ am Donnerstagabend galt Mohamads Geschichte – trotz aller Schicksalsschläge oder gerade deswegen – als Erfolg. Er zeige, wie Integration funktionieren kann, fand Wilhelm Schäffer, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales. „Leider ist viel zu oft von Problemen die Rede, wenn wir über geflüchtete Menschen sprechen.“

Am Bonner Collegium Leoninum wurde Mohamad im Herbst nach einem sechsmonatigen Praktikum direkt als Auszubildender übernommen. „Dafür musste ich Deutsch lernen. Das rate ich jedem, der hier Fuß fassen will“, erzählte er. Ihm sei es wichtig, eine „Aufgabe im Leben zu haben“ und „nicht nur herumzusitzen“.

Nach Zahlen der Arbeitsagentur haben so wie Mohamad nach einer Einstiegsqualifikation dieses Jahr 232 Jugendliche in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen.

Integration durch Ausbildung

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das in der Region entwickelte Konzept „Individuelle Integration durch Ausbildung“. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Kammern, Jobcentern und anderen Akteuren will damit junge Flüchtlinge über Langzeitpraktika und Sprachkurse an eine berufliche Ausbildung heranführen.

Auch das „Projekt Zukunft“ am Bonner Universitätsklinikum ist für Schäffer beispielhaft: Dort sollen 45 Flüchtlinge über Praktika in unterschiedlichen Bereichen des Klinikums – mit Deutschkursen und sozialpädagogischer Betreuung – in das Berufsleben einsteigen.

Genauso wichtig seien die von Arbeitsagentur, Jobcenter und anderen Institutionen betriebenen „Integration Points“, die Flüchtlinge beraten und ihnen Qualifizierungsmaßnahmen vermitteln. „Wir haben schon viele Möglichkeiten, wir müssen uns da nicht neu erfinden“, sagte Claudia Wieja von der Regionalagentur Bonn/Rhein-Sieg, die den Arbeitsmarkt stärken soll. Allerdings müssten die Angebote miteinander kombiniert und genutzt werden.

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