Kommentar zum Monstranzorden Sturm im Kölschglas

Meinung · Mit ihrem aktuellen Orden haben die Karnevalsfreunde Durschlöscher bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Denn im Inneren ist nicht das Allerheiligste, die gewandelte Hostie, zu sehen, sondern ein Glas Bier, das Jecken anbeten. Darin eine Verhöhnung der Kirche zu sehen, gehe aber zu weit, meint Redakteur Richard Bongartz.

Es war absehbar und auch nachvollziehbar, dass Katholiken sich in ihrem Glauben verunglimpft fühlen. Denn sie selbst behandeln bei ihren Fronleichnamsprozessionen und in Gottesdiensten die Monstranz mit dem größten Respekt: Beim Segen etwa hält der Priester sie nur mit verhüllten Händen.

Es wäre aber wohl vermessen, in dem Orden gleich eine Verhöhnung der Kirche zu sehen. Denn bekanntermaßen ist sie eng mit dem Karneval verbunden. Auch unter den Durschlöschern befinden sich bekennende Katholiken. Außerdem ist der Verein nicht dafür bekannt, die Obrigkeit bösartig aufs Korn zu nehmen. Da gab es andere, die sich in bewusst verhöhnender Absicht in Szene setzten – etwa die Femenaktivistin Josephine Witt, die am ersten Weihnachtstag 2013 auf den Altar des Kölner Doms stieg. „I am God“ („Ich bin Gott“) stand auf ihrem nackten Oberkörper. Die Muslime etwa sehen sich immer wieder mit Mohammed-Karikaturen konfrontiert.

Den Durschlöschern könnte man vorwerfen, bei ihrer üblichen Suche nach einem ganz besonderen Orden diesmal übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Das war sicherlich keine Absicht, allerdings fehlte das Fingerspitzengefühl.

So entwickelt sich das Thema so langsam zum Sturm im Kölschglas. Jetzt ist rheinische Gelassenheit gefragt, damit es sich nicht weiter hochschaukelt. Im Übrigen wird niemand wird gezwungen, den Monstranzorden zu tragen oder bei der Verleihung anzunehmen. Da kann jeder selbst entscheiden.

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