Änderungen in Bonner Nahverkehr Studenten sauer über Kosten für Radmitnahme in Bus und Bahn

Bonn · Die Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen ist seit dem Wintersemester zu den Hauptverkehrszeiten kostenpflichtig. Während viele Studenten sauer sind, finden andere Fahrgäste die Neuregelung gut.

Die Tage werden kürzer und kälter und die Busse und Bahnen voller. Der ein oder andere steigt bei den Temperaturen für weitere Strecken lieber auf die öffentlichen Verkehrsmittel um und nimmt das Rad kurzerhand mit in Bus oder Bahn. Für Studenten ist die Fahrradmitnahme seit diesem Semester tagsüber allerdings nicht mehr kostenlos wie bisher. Diese Serviceänderung sorgt bei vielen für Unmut, andere suchen sich alternative Transportmittel.

„Die Reaktion der Studenten war größtenteils, wie erwartet, ablehnend“, sagt Alena Schmitz, Pressesprecherin des Allgemeinen Studierendenausschusses Bonn (Asta). Vor allem Studenten, die in „Randgebieten mit schlechter Anbindung“ wohnen oder die zwischen verschiedenen Instituten pendeln müssen, seien von der Einschränkung betroffen. Zudem seien Lehramtsstudierende auf die Fahrradmitnahme angewiesen, wenn sie ihr Praxissemester in dörflicheren Gegenden absolvieren müssten.

Einschränkung seit dem 1. Oktober

Seit dem 1. Oktober hat der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) die Mitnahme von Fahrrädern für Studierende eingeschränkt: Erlaubt ist der kostenlose Transport am Wochenende oder an Feiertagen. Unter der Woche ist eine Mitnahme eines Fahrrads erst ab 19 Uhr wieder möglich – jenseits der gängigen Vorlesungszeit. Wer nicht auf sein Fahrrad verzichten kann, muss also draufzahlen. Auch Schüler müssen sich seit August nach dieser Regelung richten.

In den sozialen Netzwerken, aber auch persönlich, hatten sich die Studenten beklagt. „In den ersten Wochen kam es schon einige Male zu Problemen, als Studierende entweder die neue Regelung nicht kannten oder diese Einschränkung nicht akzeptieren wollten“, so Schmitz.

„Es gab natürlich die eine oder andere Beschwerde“, sagt auch Holger Klein, Pressesprecher des VRS. Auf der anderen Seite hätten sich andere Fahrgäste für die neue Regelung bedankt. Der Grund für die Einschränkung ist laut VRS das steigende Fahrgastaufkommen bei gleichbleibenden Kapazitäten und Taktungen, die nicht erhöht werden können. „Man kann keine direkte Verbesserung festmachen, aber das Konfliktpotenzial wird weniger“, so Klein. Im Schienenverkehr habe die Steigerung in den vergangenen Jahren bei jeweils fünf bis sechs Prozent pro Jahr gelegen.

Rollstuhlfahrer und Familien haben Vorrang

Allgemein wird die Fahrradmitnahme von der Zahl der anderen Fahrgäste abhängig gemacht. „Fahrräder werden generell nur dann befördert, wenn die vorhandenen Kapazitäten und die Platzsituation dies zulassen“, heißt es auf der Webseite der Stadtwerke Bonn (SWB). Vorrang haben Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen. Für den Transport ihres Fahrrads müssen Studenten tagsüber ein Ticket der Preisstufe 1b für 2,80 Euro (2,90 Euro ab 1. Januar 2018) lösen. Ein Monatszuschlag für die Fahrradmitnahme kostet 35,30 Euro – damit ist die Fahrradmitnahme rund um die Uhr abgedeckt. Einige Studenten sind auf alternative Transportmittel umgestiegen.

So hat sich Christoph, Jurastudent aus Bonn, ein Klappfahrrad zugelegt. Die gelten laut SWB im eingeklappten Zustand als Gepäckstück und fallen nicht unter die neue Regelung. „Ich habe erst auf dem Gebrauchtmarkt geschaut und über Onlinekleinanzeigen ein gebrauchtes Klappfahrrad gefunden“, erzählt der 28-Jährige. Da seine Freundin in Köln wohnt, pendelt er mehrmals pro Woche zwischen Köln und Bonn und nimmt sein Fahrrad mit, um die Strecke zwischen Wohnung und Bahnhof zurückzulegen. Als er von der anstehenden Änderung erfuhr, rechnete er die Mehrkosten durch und entschied sich für ein Klapprad. „Die Akzeptanz der Mitfahrer ist höher“, sagt er.

Der Asta setzt sich weiterhin dafür ein, dass die Fahrradmitnahme wieder ganztägig kostenfrei wird. „Eine solche Rückabwicklung der neuen Tarifbestimmung wird aber wohl nur mit einer starken Interessengemeinschaft im Hintergrund möglich sein“, so Schmitz. Dafür müssten aber erst die Infrastruktur und neue Kapazitäten geschaffen werden, erklärt Klein: „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist das nicht denkbar.“

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