Planänderung am Bonner Hauptbahnhof Streit um die Klinker der Bonner Nordfeld-Fassade

Bonn · Die Fassade des Neubaus auf dem Bonner Nordfeld entspricht nicht mehr den ursprünglich vorgestellten Plänen. Der Investor will nun dunklere Ziegel verwenden, was bei der Politik für Unmut sorgt.

Auf dem Nordfeld gegenüber dem Hauptbahnhof schreiten die Bauarbeiten voran. Mit dem Rohbau wird in den kommenden beiden Wochen begonnen. Doch ein nicht unwesentlicher Bestandteil der Planung empört nun Teile der Kommunalpolitik. Die Verwaltung hat in der Bezirksvertretung Bonn am Dienstag und im Planungsausschuss am Mittwochabend per Mitteilungsvorlage kundgetan, dass nun konkret die Materialien für die Fassaden feststünden und Fotos von Musterplatten beigefügt. Die Anmutung ist offenkundig deutlich dunkler als die bisherigen Visualisierungen des Düsseldorfer Investors „Die Developer“ vermuten ließen. Das Lifestyle-Haus neben dem neuen Maximilian-Center soll mit grauen Ziegeln verkleidet werden. Beim Hotel Richtung Thomas-Mann-Straße soll die Fassade in Grau-Aluminium gestaltet werden.

Es war zwar seitens des Unternehmens stets die Rede davon, dass die Gestaltung noch nicht feststünde, „aber dass man auf diese Art abweicht, das hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagte CDU-Stadtfrau Henriette Reinsberg. Aus Sicht der Planungspolitikerin gehört die Fassade für die Bürger neben die Architektur zu den wesentlichen Elementen, „weil sie täglich daran vorbeilaufen“.

Über Geschmack ließe sich vortrefflich streiten, aber mit Blick auf die Art und Weise, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, fühle sie sich „betrogen“. Die Developer hatten die ursprünglich geplante Fassade schon einmal umgeplant, weil sie bei der Vorstellung der architektonischen Entwürfe vor vier Jahren vielen Bürgern missfiel.

Reinsberg hat für die CDU-Fraktion einen Dringlichkeitsantrag auf den Weg gebracht. Ebenso wie die Bezirksverordnete Elisabeth Struwe von der Allianz für Bonn. Sie erinnerte noch einmal an einen politischen Beschluss aus dem Jahr 2016. Inhalt: die Verwaltung habe den Planungsausschuss frühzeitig über die Fassadengestaltung von Großprojekten zu informieren.

Ziel der beiden Anträge ist es, die Verwaltung damit zu beauftragen, in Gesprächen mit Developer auf einen helleren Fassadenstein zu dringen. Stadtsprecherin Monika Hörig teilte Mittwochabend mit: „Die Verwaltung hat angesichts der Diskussion Kontakt mit den Architekten aufgenommen, die sich hinsichtlich der Farbgebung gesprächsbereit zeigten.“ Kerstin Hemminger, zuständige Abteilungsleiterin im Planungsamt, hatte zuvor in der Bezirksvertretung erklärt, an der Auswahl sei kaum mehr zu rütteln. Die Baugenehmigung beinhalte auch die Fassadengestaltung. „Naturstein sollte das Leitmotiv sein. Die Gestaltung hat sich im Laufe der Abstimmungsgespräche mit unseren Fachabteilungen und der Unteren Denkmalschutzbehörde entwickelt.“ Im Herbst hatte die Verwaltung an der Baustelle Materialmuster begutachtet.

Projektleiter: Auswahl eng mit der Verwaltung abgestimmt

Bastian Julius, Projektleiter der Developer für Urban Soul, zeigte sich überrascht über die Diskussion: „Wir haben die Auswahl eng mit der Verwaltung abgestimmt.“ Er begründete, dass der „etwas dunklere Farbton der Ziegel“ besser zur Umgebung mit Hauptbahnhof und Gründerzeithäusern an der Maximilianstraße passe. Beim Lifestyle-Haus sei ein hellerer Ziegel angedacht als beim Hotel. Auf die Frage, ob noch Zeit wäre, andere Steine zu bestellen, erklärte er: „Bei den derzeitigen Lieferzeiten hätten wir eigentlich schon vor einem Jahr bestellen müssen.“

Der Zeitplan sieht vor, Ende Januar mit dem Rohbau zu starten. Pro Etage kalkulieren die Developer einen Monat Bauzeit. Der Fassadenaufbau wäre im dritten Quartal 2019 an der Reihe. Das Projekt, zu dem auch ein Parkhaus mit Büros an der Rabinstraße gehört, liegt laut Julius im Zeitplan. Man gehe davon aus, dass die ersten Mieter im zweiten Quartal 2020 einziehen können.

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