Wohnen in Bonn Streit um den Mietspiegel

Bonn · Für gewöhnlich dient der Mietspiegel dem Rechtsfrieden zwischen Mietern und Vermietern. Er legt eine ortsübliche Vergleichsmiete fest, auf die beide Parteien sich berufen können. Zurzeit aber ist er in Bonn Grundlage für eine Auseinandersetzung zwischen den Vertretern dieser Klientel: Mieterbund und Eigentümerschutzgemeinschaft Haus & Grund.

 In Bonn gibt es derzeit Meinungsverschiedenheiten um den Mietspiegel.

In Bonn gibt es derzeit Meinungsverschiedenheiten um den Mietspiegel.

Foto: Jutta Specht

Wie berichtet, hat Haus & Grund ein Gutachten in Auftrag gegeben, weil der Verein Zweifel an der Qualifizierung des im Sommer beschlossenen Mietspiegels hat. „In vielen Fällen war die Miete plötzlich niedriger als zuvor. Das entspricht nicht unserer Beobachtung des Wohnungsmarktes“, erklärte Geschäftsführer Markus Gelderblom. Es habe aber auch umgekehrt „Ausreißer“ im Preis um 15 Prozent nach oben gegeben.

Einem qualifizierten Mietspiegel liegt viel Datenmaterial zugrunde, weshalb er entsprechendes Gewicht vor Gericht hat. Das Ergebnis des Gutachters Walter Krämer aus Dortmund lautet, dass der Bonner Mietspiegel nicht den notwendigen wissenschaftlichen Standards entspreche.

Die Datengrundlage sei nicht repräsentativ, Mietpreisspannen fehlten, vor allem die Regressionsanalyse sei fehlerhaft: eine komplexe Rechnung zur Ermittlung mittlerer Mieten, in die Ausstattungmerkmale vom Balkon bis zum goldenen Wasserhahn einfließen.

Aus diesem Grund sagt der Vorsitzende von Haus & Grund, Rudolf Sangenstedt: „Wir halten es für zwingend, diesen Mietspiegel umgehend aufzuheben.“ Man könne ihn als einfachen Mietspiegel verwenden.

Mieterbund: Teilen die Einschätzung von Haus & Grund nicht

Das sieht Peter Kox, stellvertretender Vorsitzender des Mieterbunds Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, anders: „Wir teilen die Einschätzung von Haus & Grund nicht.“ Kox führt aus, dass in den qualifizierten Mietspiegel, den die Vereine und die Stadt gemeinsam herausgeben, der energetische Gebäudezustand stärker eingeflossen ist.

„Wenn die Parameter sich verändern, können Mietpreise eben auch sinken“, so Kox. Das Argument des Gutachters, Preisspannen fehlten, kann er nicht nachvollziehen: „Es geht gerade darum, nicht so viel Spielraum zu lassen und so den Rechtsfrieden herzustellen. Das ausführliche Gutachten kenne er nicht und könne es nicht bewerten. Auch die Stadt wolle es erst prüfen, teilte Markus Schmitz aus dem Presseamt mit.

Zum Thema Mietspiegel gibt es bundesweit immer wieder Streit, 2015 beispielsweise in Berlin und München. In Bonn hatte ein Amtsrichter 2015 die Gültigkeit des damaligen Mietspiegels angezweifelt und ein eigenes Gutachten zur Ermittlung der Vergleichsmiete in einem Zivilprozess in Auftrag gegeben.

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