Bauprojekt am Bonner Bahnhofsvorplatz Streit um Rolltreppe zur U-Bahn

Bonn · Das Projekt „Urban Soul“ ragt so weit in den Bahnhofsvorplatz, dass das Gebäude den geplanten Abgang verbaut. Die Konsequenzen daraus beschäftigen jetzt alle Beteiligten.

 die developer Projektentwicklung GmbH

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Foto: MLH

So „geringfügig“, wie von der Stadtverwaltung immer behauptet, sind die Überschreitungen der Baugrenzen des geplanten Neubaus gegenüber dem Hauptbahnhof wohl doch nicht. Der im August ausgeschiedene Stadtbaurat Werner Wingenfeld hatte zwar im vergangenen Juni in der Ratssitzung eingeräumt, dass der Gebäudekomplex „Urban Soul“, der zwischen Bonner Loch und Thomas-Mann-Straße entstehen soll, bis zu vier Meter über die Grenzen in Richtung Südüberbauung ragen wird.

Doch von Konsequenzen hatte er seinerzeit nichts gesagt. Genau diese sind es, die seitdem alle Beteiligten aufs Heftigste beschäftigen. Der Baukörper würde so nicht nur den Platz zwischen beiden Gebäuden verkleinern, er würde zudem die von der neuen Südüberbauung (Maximilian Center) vorgesehene Rolltreppenanlage in die U-Bahnebene verbauen. Es gäbe von der Poststraße kommend keinen Zugang mehr hinunter zur U-Bahn.

Wendeltreppe vorgesehen

Die Planer von Urban Soul haben dem Vernehmen nach lediglich eine Wendeltreppe in die Untergeschoss-Ebene vorgesehen. Und diese soll brandschutztechnisch nicht genehmigungsfähig sein. „Die könnte die vielen Fußgängerströme auch gar nicht aufnehmen“, meint CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger. Er kritisiert auch, dass es zu diesem wichtigen Themenkomplex keine Beschlussvorlage von der Verwaltung gegeben habe. „Auf meine Nachfrage hieß es lediglich, die Pläne hätten ja an der Wand gehangen“, so Fenninger weiter. Dennoch: Er sieht das Projekt dadurch jetzt nicht gefährdet. Die Beteiligten seien im Gespräch, um eine vernünftige Lösung zu finden.

Die Linke hatte zu diesem Thema einen umfassenden Fragenkatalog an die Verwaltung gestellt, der am Dienstag im Planungsausschuss beantworten werden sollte – aber nicht wurde. „Bei dieser Thematik handelt es sich nicht um einen neuen Sachverhalt, sondern um einen bereits bekannten Aspekt der geplanten Bebauung des Nordfeldes, der der Rat nach Durchführung des Ausschreibungsverfahrens zugestimmt hat“, so Stefanie Zießnitz vom Presseamt.

Außerdem seien im Rahmen des Ausschreibungstextes keine absolut verbindlichen „Baugrenzen“ fixiert gewesen, sondern Baufelder definiert worden, die sich aus dem städtebaulichen Gesamtkonzept der Stefan Schmitz Architekten abgeleitet hätten. „Dieses Gesamtkonzept galt als Orientierungsrahmen. Abweichungen vom Baufeld waren zugelassen, sofern verkehrliche Belange nicht beeinträchtigt werden. Die Planungsergebnisse aller Ausschreibungsteilnehmer standen im Wettbewerb untereinander, hierbei hat sich das nun in der Konkretisierung befindliche Bebauungskonzept durchgesetzt.“

Komplizierte Eigentumsverhältnisse

„Verkehrliche Belange“ sind freilich schon betroffen. Tatsächlich geht es um komplizierte Eigentumsverhältnisse. Denn die bisher bestehende Rolltreppe und die Rampe, die von der U-Bahn zum Busbahnhof führt, gehört zur Südüberbauung. Wollen die Investoren von Urban Soul also die Zugänge mitnutzen, müssten sie sich mit ihren Nachbarn verständigen.

Verhandlungspartner sind die Planer der Ten Brinke Group, die bekanntlich die Neubebauung der Südüberbauung in Angriff nehmen wollen – mit ihrem Entwurf fürs Nordfeld indes unterlagen. Bernd Lammerz von der Bosau Lammerz Projektentwicklungsgesellschaft (BLI), die für die Ten Brinke Gruppe arbeitet, bestätigt zwar, dass man in einem Abstimmungsprozess sei und dass die Vorstellungen von der öffentlichen Fläche unterschiedlich seien. Mehr wollte er dazu aber nicht sagen.

Aus Eigentümerkreisen der Südüberbauung ist indes zu hören, dass die Ten Brinke Group sehr intensiv an einer endgültigen Lösung arbeite. „Es sind schon etliche Verträge unterschrieben, in denen eine Klausel festgeschrieben ist, dass die Bedingungen bis zum 30. März 2016 Gültigkeit haben – mit der Option einer einmaligen Verlängerung bis 30. Juni. Wenn es bis dahin nicht klappt, alle 40 Teilimmobilien zu erwerben, steigt Ten Brinke aus“, heißt es. Die Planer seien „sehr sehr aktiv“, so ein Beteiligter.

Lammerz sagte nur so viel, dass man intensiv daran arbeite, Abriss und Neubau in die Tat umzusetzen: „In zwei Monaten wissen wir mehr. Wir wollen und müssen dieses Jahr anfangen.“ Das hängt sicher auch mit den Verträgen zusammen, die die Investoren bereits mit zukünftigen Nutzern vereinbart hat.

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