Schwierigkeiten an Ausleihstationen Starke Nachfrage führt bei Nextbike zu Engpässen

Bonn · Die starke Nachfrage des neuen Radverleih-Systems Nextbike sorgt in Bonn für Schwierigkeiten. Dazu kommt, dass 400 Räder noch immer nicht ausgeliefert wurden. Konkurrenz für Busse und Bahnen ist Nextbike aber nicht.

Das Radverleih-System von Nextbike ist in Bonn beliebt. Seit dem Start im Oktober sind die Fahrräder rund 55.000 Mal genutzt worden. Diese starke Nachfrage sorgt für Schwierigkeiten: Kaum werden die Räder von den Servicemitarbeitern an den Stationen abgeladen, sind sie schon wieder vergriffen. Der Engpass entsteht aber auch, weil erst 500 der insgesamt 900 geplanten Fahrräder von Nextbike ausgeliefert worden sind. Eine neue App soll denn öffentlichen Nahverkehr mit den Leihrädern verknüpfen.

Der Grundgedanke, den die Stadtwerke Bonn (SWB) bei der Kooperation mit Nextbike hatten, scheint zuzutreffen. Der Großteil der Ausleihen dauert weniger als 20 Minuten. „Das zeigt, dass das System hauptsächlich für die letzte Meile genutzt wird“, sagt Michael Henseler von den SWB. Demnach sei Nextbike keine Konkurrenz für Busse und Bahnen, sondern vielmehr eine Ergänzung des Angebots. Im Schnitt werden pro Ausleihe 1,4 Kilometer zurückgelegt. Auf alle Räder gerechnet sind in Bonn bislang mehr als 70.000 Kilometer auf Nextbikes gefahren worden.

Insgesamt gibt es 14.000 Nutzer, die sich für den Dienst in Bonn registriert haben, darunter 1500 Studenten und mehr als 1600 ÖPNV-Kunden. Während für ein reguläres Jahresabo 48 Euro plus eine Grundgebühr von drei Euro bezahlt werden müssen, radeln Studenten und Besitzer eines VRS-Tickets oder ÖPNV-Abos eine halbe Stunde pro Tag kostenlos – sofern sie sich registrieren und die Grundgebühr zahlen. Aber auch Nutzer, die schon für das Kölner KVB-Rad, das ebenfalls von Nextbike betrieben wird, gezahlt haben, können in Bonn fahren. „Diese kommen noch hinzu und machen sehr viele Fahrten in Bonn“, sagt Michael Henseler.

Die Nextbikes können nicht nur an den 100 festen Stationen, sondern auch innerhalb der Stadtkerns und entlang von Hauptverkehrsstraßen abgestellt werden. Die Stationen, die am meisten frequentiert werden, sind an der Haltestelle UN-Campus, der Nassestraße und der Uniklinik auf dem Venusberg. „Dort geht es sogar so weit, dass Stationen die gerade neu befüllt wurden, innerhalb weniger Minuten wieder leer sind“, sagt Henseler.

Eigentlich sollten schon längst alle 900 Nextbikes in Bonn verfügbar sein. Die SWB hatten das Leipziger Unternehmen damit beauftragt. „Sie kommen im Laufe des Januars auf die Straße“, sagt Henseler. Grund für die fehlenden Räder sind nach Aussage von Nextbike Lieferschwierigkeiten bei Gangschaltungen. Die speziellen Fahrräder werden von dem Unternehmen selbst unter anderem am Hauptsitz in Leipzig zusammengebaut. Fehlen Bauteile, kommt die Montage zum erliegen. Auch die Stationen selbst sind noch nicht alle fertig. Die letzten werden gerade mit Schildern ausgestattet, die auf das Angebot hinweisen.

Der Vorsitzende des Bonner Planungsausschusses, Rolf Beu, ist dennoch unzufrieden. „Die Stadtwerke versicherten mehrfach, dass das durch den Rat beschlossene System Ende 2018 komplett fertiggestellt sei“, sagt Beu. Während an diversen Stationen tagelang keine Leihräder verfügbar seien, stünden andernorts in den Außenbezirken Räder ungenutzt am Straßenrand, die von Nextbike nicht zu den Stationen zurückgebracht würden. „Das ist leider kein überzeugender Start für SWBmobil als Bonner Mobilitätsdienstleister

In Zukunft wollen sich die Stadtwerke darauf vorbereiten, weitere Stationen zu eröffnen. „Die Nachfrage ist da“, so Henseler. Denkbar wäre beispielsweise, dass Unternehmen und Institutionen vor ihrer Haustür Nextbikes anbieten. „Mit solchen Ideen kann man gerne auf uns zukommen.“ Zu klären seien dann vor allem die Kosten.

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