Aus für die "Bönnsche Bimmel" Stadtwerke ziehen alte Straßenbahn aus dem Verkehr

Bonn · 30 Jahre Dauereinsatz als Partybahn haben ihre Spuren hinterlassen. 140.000 Euro sind den SWB zu viel, um sie wieder auf die Schienen zu bringen.

140 000 Euro wären nötig, um die Bönnsche Bimmel wieder "verkehrssicher" über die Schienen in Bonn rollen zu lassen.Ein Betrag, den die Stadtwerke nicht in das gute Stück Bonner Stadtgeschichte investieren wollen.

140 000 Euro wären nötig, um die Bönnsche Bimmel wieder "verkehrssicher" über die Schienen in Bonn rollen zu lassen.Ein Betrag, den die Stadtwerke nicht in das gute Stück Bonner Stadtgeschichte investieren wollen.

Foto: Roland Kohls

Ein Wahrzeichen des alten Bonn droht für immer aus dem Straßenbild zu verschwinden: Die "Bönnsche Bimmel", jenes alte Gefährt auf Schienen, das für 100-jährige Straßenbahngeschichte steht, fährt nicht mehr. Und wird es womöglich nie wieder tun.

Stadtwerke-Sprecher Werner Schui bestätigte: "Die Bimmel wird seit Januar nicht mehr für Fahrten eingesetzt." Sie stehe wie üblich im Betriebshof Dransdorf, aber fast 30 Jahre im Dauereinsatz als Partybahn hätten ihre Spuren hinterlassen. Sie rollt seit 1989 bei Wind und Wetter bis zu 80 Mal im Jahr mit Festgesellschaften auf dem Bonner Schienennetz und werde von SWB-Werkstätten seitdem mit viel Aufwand gehegt und gepflegt.

Für die nächste anstehende, turnusmäßige Hauptuntersuchung, eine Art Bahn-TÜV, wären jedoch Arbeiten mit einem Kostenaufwand von rund 140.000 Euro notwendig, um den Oldie auf Dauer betriebssicher einzusetzen. Dabei gehe es um Räder und Aggregate, die erneuert werden müssten. Zudem sei die Bahn bei Regen nicht mehr dicht.

"Vor dem Hintergrund, dass der Betrieb der Bahn zu keiner Zeit kostendeckend war, ist eine solche Investition nicht wirtschaftlich darstellbar", erklärte Schui. "Zudem war bisher die Suche nach einem externen Kooperations- oder Werbepartner, der bereit ist, sich langfristig in dem Projekt zu engagieren, nicht erfolgreich." Dieser Partner hätte sich dauerhaft mit einem fünfstelligen Betrag engagieren müssen, um den Weiterbetrieb der Bönnschen Bimmel zu sichern.

Vermisst wird die "Bimmel" von der SPD-Ratsfraktion. Sie fragt bei der Stadtverwaltung nach, wie hoch die Kosten wären, die Bahn wieder einzusetzen. Außerdem weist deren wirtschaftspolitischer Sprecher Dieter Schaper auf die touristische Bedeutung hin: „Die Bönnsche Bimmel hat immer auch Menschen nach Bonn gezogen, die an einem besonderen Tag, zum Beispiel an Geburtstagen, ein besonderes Highlight erleben wollten. Von diesen Gästen profitierten auch Restaurants und Geschäfte.“

Die Bönnsche Bimmel ist quasi ein rollendes Restaurant, hat innen Edelholztische, viel Messing, viel Holz, Tischlampen, Vorhänge und rot gepolsterte Sitze für maximal 19 Personen. Genau das ist auch ein Problem, denn vergleichbare Angebote in anderen Städten verfügen laut Schui in der Regel über größere Kapazitäten und damit bessere Vermarktungsmöglichkeiten.

Das mit 19 Sitzplätzen vergleichsweise geringe Platzangebot erschwere die Vermarktung. Zudem musste nach Vorgabe der Aufsichtsbehörde beim Betrieb mit Fahrgästen neben dem Fahrer eine zweite geschulte Person mitfahren, was den Personalaufwand deutlich erhöht habe.

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