Reinigung in Schulen und Kitas Stadtschulpflegschaft auf den Barrikaden

Bonn · Die Stadtschulpflegschaft ist alarmiert. Die seit Jahren bekannten Probleme mit der Reinigungsqualität an vielen Schulen haben sich offenbar weiter verschlimmert. Doch die Stadtverwaltung wiegelt ab.

„Wir sind über die jeweiligen Pflegschaften gut vernetzt“, sagt Thomas Tschoepe, stellvertretender Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft. „Wir hören von Schwierigkeiten in nahezu allen städtischen Schulgebäuden.“ Leider würden sich die meisten Schulleiter nicht trauen, das auch öffentlich zu sagen. Das Elterngremium will deshalb jetzt sämtliche kommunalen Schulen und Kindergärten schriftlich befragen, um den Druck auf die Stadtverwaltung und den Schulausschuss zu erhöhen.

Die Stadt hat die Reinigung ihrer Gebäude an mehrere Privatfirmen vergeben. Die zugrundeliegenden Leistungswerte (siehe Kasten) stehen seit Jahren als unrealistisch in der Kritik. Selbst Dirk Müller, Obermeister der Gebäudereinigerinnung Bonn/Rhein-Sieg, hält die Vorgaben für viel zu scharf. „So etwas ist nur machbar, wenn man deutliche Abstriche an der Qualität hinnimmt“, erklärte Müller schon 2012 im GA. Das kann Tschoepe nur bestätigen: Er habe sich mal die tägliche Unterhaltungsreinigung an einer Realschule angeschaut, erzählt der Vater. „Die Putzfrauen sind da nur einmal quer mit dem Wischmopp durch. Selbst in den Toiletten konnten sie nur das Gröbste reinigen, weil sie so unter Zeitdruck standen.“

Trotzdem drückt das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) die Reinigungsstunden bei Neuausschreibungen stetig weiter nach unten. „Die Situation verschärft sich immer mehr, auch weil die Schulen stärker als früher am Nachmittag genutzt werden“, konstatiert Ulrich Meier, der Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft. Die Verantwortung dafür liege bei der Stadt. „Das SGB hat eine Fürsorgepflicht gegenüber den Schülern und Kindergartenkindern – aber auch gegenüber den privaten Putzkräften.“ Denen steht ein Mindestlohn von 9,31 Euro pro Stunde zu. Ob sie den immer erzielen, ist unklar.

Unterstützung bekommt die Pflegschaft von der Industriegewerkschaft BAU. Die Vergabepraxis des SGB könne auf Dauer nicht gutgehen, warnt der Bezirksverbandsvorsitzende Hans Peter Eschweiler. Die Bonner Leistungsvorgaben seien zu hoch, wie mehrere Putzkräfte der Gewerkschaft bestätigt hätten. „Dann kann es natürlich passieren, dass die Qualität leidet“, sagt Eschweiler. Er fordert die Stadt auf, zu einem Runden Tisch einzuladen. Mit Krefeld, wo es ähnliche Probleme gegeben habe, habe die Gewerkschaft ein Abkommen ausgehandelt, in dem realistische, strikt zu kontrollierende Leistungswerte festgelegt worden seien. Eschweiler hat Verständnis dafür, dass klamme Kommunen versuchen, Geld zu sparen. Der Gewerkschafter: „Das darf aber nicht zu Lasten der Arbeitnehmer und der Kinder gehen.“

Bei der Stadt stoßen Pflegschaften und Gewerkschaft auf taube Ohren. „Die Verwaltung hält den Standard der Reinigung für vertretbar“, erklärt Pressesprecherin Monika Hörig. Reklamationen werde nachgegangen, Nachreinigungen erfolgten, wenn nötig. Hörig: „Die Verwaltung sieht keinen Anlass, die bisherige Praxis zu ändern.“

Welche Erfahrungen machen Siemit der Sauberkeit in Schulen und Kindergärten? Schreiben Sie uns oder schicken Sie Fotos an: bonn@ga.de

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