Sanierung der Beethovenhalle Stadtdirektor: „Wenn es schief geht, rollt mein Kopf“

Bonn · Es ist Halbzeit bei der Sanierung der Beethovenhalle: Sie wird teurer und könnte auch länger dauern als geplant. Zum aktuellen Stand bei den Bauarbeiten sprach der GA mit Stadtdirektor Wolfgang Fuchs.

Der frühere IHK-Präsident Wolfgang Grießl wollte mit Ihnen wetten, dass die Sanierung der Beethovenhalle am Ende 100 Millionen Euro kosten werde. Behält er Recht?

Wolfgang Fuchs: Nein.

Kurz und bündig, Ihre Antwort...

Fuchs: Wir haben die Gewerke, die das meiste Geld benötigen, bereits vergeben. Wir liegen bei einer Gesamtprognose von knapp 75 Millionen Euro. Die Wahrscheinlichkeit, dass da noch 25 Millionen draufkommen, ist extrem gering. Ich glaube nicht, dass wir noch mit allzu großen Kostensteigerungen rechnen müssen.

Wie viel Prozent der Auftragssumme sind schon beauftragt?

Fuchs: Rund 49 Millionen Euro, also etwa zwei Drittel.

Sie haben die Kostenberechnung, die anfangs bei 60 Millionen lag, immer mit „plus-minus“ 20 Prozent angegeben. Diese Obergrenze ist längst gerissen...

Fuchs: Die 20 Prozent basierten auf Erfahrungen aufgrund der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. Ja, die Hürde ist gerissen. Die Bauwirtschaft hat viel zu tun, viele Unternehmen können sich ihre Aufträge aussuchen und verlangen teilweise viel mehr Geld, als wir vorab geschätzt haben.

Sie haben sogar einmal von „gierigen Baufirmen“ gesprochen?

Fuchs: Unsere externen Fachplaner führen seriöse Kostenschätzungen durch und lassen sie von externen Büros prüfen. Wenn dann für einen Auftrag, der unter normalen Umständen eine Million wert sein müsste, das Doppelte verlangt wird, bleibt festzustellen: In Zeiten des Baubooms gibt es auch gierige Unternehmen.

Baufirmen sagen, Städte legen für Kostenschätzungen längst überholte, zu niedrige Preise zugrunde?

Fuchs: Ich glaube das nicht. In der Beethovenhalle reden wir außerdem über Spezialbaumaßnahmen. Wir errichten ja keinen Büroneubau, sondern arbeiten an einer denkmalgeschützten Halle, die mit komplett neuer Technik ausgestattet wird. Und die Ergebnisse in vielen anderen Gewerken geben uns Recht. Es ist ja nicht so, als hätten wir in allen Bereichen extreme Kostensteigerungen, sondern nur bei wenigen. Aber: Der Bauboom in Deutschland wird noch anhalten. Im Grunde müssen wir deshalb in Zukunft andere Preise und Risikozuschläge kalkulieren.

War es ein Fehler, öffentlich über den Zeitdruck zu sprechen, unter dem die Stadt steht? Das verbessert die Verhandlungsposition der Firmen doch noch mehr, oder?

Fuchs: Vom Grundsatz her ist das ein Faktor. Beim WCCB war es noch schwieriger, weil es einen fest definierten Startzeitpunkt für die erste Konferenz gab. Diese Situation haben wir hier nicht. Wir haben von Anfang an gesagt, wir brauchen einen Puffer von einem Jahr.

Wie sicher ist, dass die Halle im Dezember 2018 fertig wird?

Fuchs: Noch gehen die Planer davon aus. Ich denke, wir werden eher im Januar oder Februar 2019 landen, beim Studio im März. Bis zum Beethovenfest im September haben wir selbst dann genug Zeit.

Falls es noch länger dauern sollte. Gibt es einen Plan B für das Beethovenfest?

Fuchs: Dann findet es im Wesentlichen im WCCB statt. Dort haben wir diese Wochen schon für das Beethovenfest reserviert.

Welche Kostenrisiken gibt es denn jetzt noch?

Fuchs: Da die Erde im Bereich des Erweiterungsbaus auf Kampfmittel und Bodendenkmale untersucht wird, besteht ein zeitliches Risiko, und Zeit kostet Geld. Wir müssen sehen, inwiefern Nachträge der Firmen kommen. Es zeigt sich immer erst während der Bauphase, ob die umfänglichen Leistungsbeschreibungen tatsächlich alle Leistungen enthalten, die wir brauchen.

Sie machen kein Geheimnis aus den Kostensteigerungen. Haben Sie aus den Fehlern beim Haus der Bildung gelernt?

Fuchs: Das Problem war, dass man das Haus der Bildung wollte, aber aus politischen Gründen die Kosten gedeckelt hatte. Wer sich mit dem Bauen auskannte, konnte damals schon ahnen, dass dieser Deckel nicht halten würde. Deswegen lassen wir uns das bei der Beethovenhalle und künftigen Projekten nicht mehr aus der Hand nehmen. Wir lassen uns nicht mehr vom Rat sagen, dass wir keinen Puffer für Kostenrisiken einplanen dürfen. Die Erfahrung beim WCCB zeigt: Es wurde ein Deckel draufgelegt, und danach mussten wir mit Nachträgen kommen, weil er nicht zu halten war. Solche Risiken treten in der Regel auch ein, ohne dass man es bei größter Kraftanstrengung verhindern kann.

Externe Planer mit Subunternehmer, externe Projektsteuerer, Städtisches Gebäudemanagement und über allem Ihr Dezernat – ist das nicht viel zu komplex, um glatt zu funktionieren?

Fuchs: Nein, das ist der Normalzustand bei so großen Projekten. Wenn es schief geht, rollt mein Kopf. Ich bin derjenige, dem man im Verwaltungsvorstand die Verantwortung übertragen hat. Mein Büroleiter hat am Anfang intensiv die operative Projektleitung übernommen, war im Grunde nur noch für die Beethovenhalle aktiv und hat vieles angeschoben. Mit Beginn der eigentlichen Bauphase haben wir die operative Verantwortung vor einigen Monaten an Marion Duisberg, die Leiterin des Städtischen Gebäudemanagements, und ihr Team übertragen. Dort sitzen die Baufachleute.

Bonns teure Baustelle

Die zusätzliche Stelle, die Sie für das Projekt in Ihrem Dezernat geschaffen haben, bleibt aber?

Fuchs: Ja, der Kollege hat meinen Büroleiter entlastet und arbeitet jetzt zusätzlich in wichtigen Projekten im Bereich Organisation mit.

Hat das SGB zu wenig Personal für Großprojekte?

Fuchs: Wir stellen für jedes große Projekt Teams zusammen, die wir mit externen Fachleuten verstärken. Der SGB-Wirtschaftsplan umfasst jedes Jahr mehr Projekte, als realisierbar sind. Wollten wir alles tun, was der Rat in Auftrag gibt, bräuchten wir mindestens zwei Dutzend neue Mitarbeiter. Die finden wir am Markt aber nur schwer, selbst wenn wir Stellen schaffen. Für Projekte, die über das Kerngeschäft – Schulen und Kindergärten zum Beispiel – hinausgehen, müssen wir uns temporäre Verstärkung holen.

Und die nächsten Großprojekte warten. Gehen Sie davon aus, dass das Stadthaus saniert wird?

Fuchs: Ich sehe keinen anderen Weg. Die Alternative wäre ein Neubau. Wir sehen dafür aber keinen anderen Ort als den bisherigen Standort, und das hieße, für einige Jahre auch noch eine Interimsunterkunft für 1400 Leute zu finanzieren. Das ist schwer vorstellbar. Wir gehen im Moment davon aus, dass wir Turm für Turm sanieren.

Wird die Sanierung der Beethovenhalle eine Erfolgsgeschichte?

Fuchs: Sie wird viel besser sein als vorher. Wir bekommen ein Studio, das der feste Probenraum für das Beethoven Orchester sein wird. Wir werden dadurch auch mehr Möglichkeiten haben, die Halle zu vermarkten. Die Akustik wird besser, die Technik moderner. Die Beethovenhalle wird in jeder Hinsicht ein Pluspunkt für die Stadt sein. Die Bonnerinnen und Bonner mögen ihre Beethovenhalle, sie werden vom Ergebnis der Sanierung und Modernisierung begeistert sein. Davon bin ich fest überzeugt.

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