Bonner Kulturinstitution Stadt will eine Million Euro fürs Frauenmuseum

BONN · Politikerinnen verschiedener Parteien rufen zu Spenden auf, damit die neue Stiftung das Gebäude kaufen kann. Ansonsten droht dem Frauenmuseum in der Bonner Altstadt das Aus.

 Marianne Pitzen freut sich über das interfraktionelles Interesse, das Haus zu erhalten.

Marianne Pitzen freut sich über das interfraktionelles Interesse, das Haus zu erhalten.

Foto: Andreas Dyck

Politikerinnen stehen zurzeit im Frauenmuseum hoch im Kurs. Das bezieht sich nicht nur auf die aktuelle Ausstellung, die weibliche Bundestagsabgeordnete aus sechs Wahlperioden in Fotos zeigt. Am Montag fand sich eine ganze Phalanx aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik im Krausfeld ein, um einen Aufruf zur Rettung des Museums zu starten. „Ich freue mich, dass es ein interfraktionelles Interesse daran gibt, unser Haus zu erhalten“, sagte Museumsleiterin Marianne Pitzen.

Das wird kein einfaches Unterfangen. Wie berichtet, will die Stadt ihre Förderung von 120 000 Euro auf 20 000 Euro absenken. Über die eigens gegründete „Stiftung sichere Zukunft – Museum der Frauen gGmbH“ will Pitzen Spendengelder akquirieren. Damit hofft die Stiftung, der Stadt die Immobilie abkaufen zu können und das Überleben des Museums zu sichern. „Wir sollten uns im Klaren darüber sein, welchen Wert diese Institution darstellt“, appellierte die Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel (CDU).

Um der „prekären Situation“ (Grünen-Bundestagsabgeordnete Katja Dörner) zu entkommen, müssten nach aktuellem Stand rund eine Million Euro zusammenkommen. Diese Summe hat die Stadt als Verkehrswert für ihre Immobilie errechnet. „Wenn es gelingt, eine größere Summe über die Stiftung zu sammeln, kann ich mir aber vorstellen, dass die Stadt Entgegenkommen zeigt“, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Renate Hendricks. Ein Indiz dafür: Im Bebauungsplan für das Museum ist eine kulturelle Nutzung festgeschrieben.

Das Bonner Frauenmuseum gehörte Anfang der 80er Jahre weltweit zu den ersten seiner Art. An die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Einrichtung, die in Ausstellungen („auch für Männer“) und Angeboten für Kinder und Schüler ein breites Themenspektrum abdeckt, erinnerten auch die Hardtberger Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand (CDU), die Stadtverordnete Ros Sachsse-Schadt (Grüne) und die Bezirksverordnete Angelika Stabenow (SPD).

Bis Ende 2018 fließt noch die alte Förderung, danach müsste das Frauenmuseum mit einer Verwaltungsleiterin und Aushilfen samt viel ehrenamtlichem Engagement finanziell auf eigenen Beinen stehen. Laut Pitzen erwirtschaftet es jährlich 36 000 Euro durch Eintritte und Shopverkauf und 18 000 durch Mitgliederbeiträge; hinzu kämen projektbezogene Mittel. An Grundoptimismus mangelt es der Direktorin nicht. „Für 2020 planen wir schon eine Ausstellung zum Beethovenjahr.“ Im Vordergrund stünden, natürlich, seine Frauen.

Informationen unter jetzt-fuers-frauenmuseum.com

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