Zwei Jahre nach Bürgerentscheid Wie sieht die Zukunft des Viktoriakarrees aus?

BONN · Zwei Jahre nach dem Bürgerentscheid gegen ein Einkaufszentrum ist die Zukunft des Viktoriakarees ungewiss. Die Stadt spricht mit den Eigentümern über die weitere Gestaltung. Die Ergebnisse sollen im Herbst vorgestellt werden.

Quo vadis Viktoriakarree? Die Frage, wie es mehr als zwei Jahre nach dem Bürgerentscheid gegen das Einkaufszentrum dort weitergeht, stand bei einer Bürgerwerkstatt zu dem Viertel im Herzen Bonns vergangenes Jahr im Mittelpunkt. Seither ist aber Hängen im Schacht. Von der Stadt ist lediglich zu erfahren, man sei in Gesprächen mit den 20 Eigentümern beziehungsweise Eigentümergemeinschaften. Dabei geht es um die Empfehlung, die eine Kommission nach Ende der Bürgerwerkstatt ausgesprochen hat, die Vorschläge des Büros skt Umbaukultur umzusetzen.

Diese Pläne sehen unter anderem Einzelhandelsflächen, aber auch Wohnungsbau vor. Die Kommission hatte zudem vorgeschlagen, das Viktoriabad unter Erhalt der ehemaligen Schwimmhalle für kulturelle Zwecke zu nutzen. Das hatte der Stadtrat mit Mehrheit aus CDU, FDP und Linksfraktion abgelehnt, hatte die Verwaltung aber beauftragt, mit den Eigentümern über die Vorschläge zu sprechen. „Eine anonymisierte Auswertung der Gespräche wird es im Herbst geben“, sagte Stadtsprecherin Monika Hörig.

Bindungsfrist ist abgelaufen

Rückblick: Ursprünglich wollte die Stadt ihre Immobilien samt dem seit 2010 geschlossenen Bad im Viktoriakarree an den österreichischen Investor Signa verkaufen. Signa, war zu dem Zeitpunkt bereits Eigentümerin einiger Schlüsselgrundstücke in dem Viertel – wozu der große Gebäudekomplex auf der Ecke Rathausgasse/Stockenstraße (früher Eisenwaren Anton Dahm) zählt. Geplant war der Bau eines Einkaufszentrum und einer Philologischen Bibliothek für die Universität. Die Pläne stießen in der Bürgerschaft auf massive Ablehnung. Die Initiative „Viva Viktoria“ startete ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf der städtischen Flächen – mit Erfolg. Der Rat schloss sich dem Begehren Ende 2015 mit Stimmen der Opposition und Grünen an, ein Jahr später startete die Bürgerwerkstatt. Die Bindungsfrist der Ratsentscheidung ist inzwischen abgelaufen, doch es ist nicht davon auszugehen, dass die alten Signa-Pläne erneut aufgerollt werden.

Die Entwicklung des Viertels ist auch im engen Zusammenhang mit der Zukunft des seit 20 Jahren im Verwaltungstrakt des ehemaligen Viktoriabads untergebrachten Stadtmuseums und der Gedenkstätte zu sehen. Die Verwaltung verfolgt die Idee, das Stadtmuseum neben dem Stadtarchiv in der ehemaligen Pestalozzischule an der Budapester Straße unterzubringen. Das Wunschdomizil der Gedenkstätte für die Naziopfer ist das Kloster in Endenich.

Gegen den möglichen Umzug dieser Institutionen regt sich aber auch Widerstand: So hat unter anderem der Förderverein des Stadtmuseums vorgeschlagen, das Viktoriabad für das Stadtmuseum umzubauen. Die verschiedenen Vereine, die sich im Viktoriakarree gebildet haben plädieren auf jeden Fall für eine kulturelle Nutzung des früheren Hallenbads.

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