Seniorenhaus Dottendorf Stadt ordnet Teilschließung an

DOTTENDORF · 60 Bewohner des Seniorenwohnzentrums Haus Dottendorf müssen von heute auf morgen ihr Zuhause verlassen. Grund ist eine Teilschließung, die die Bonner Heimaufsicht angeordnet hat.

60 Bewohner des Seniorenwohnzentrums Haus Dottendorf haben am Donnerstagmorgen ihr Zuhause verlassen müssen. Die Angehörigen hatten davon erst am Abend vorher oder sogar morgens von der Heimleitung erfahren. Grund ist eine Teilschließung, die die Bonner Heimaufsicht als Ordnungsbehörde angeordnet hat. Wie die Stadt mitteilt, wurde dies wegen "gefährlicher Pflege" verfügt.

Am Donnerstag war die Aufregung groß. Viele Angehörige hatten sich empört an den General-Anzeiger gewandt. Vor dem Seniorenzentrum standen viele ratlos, weil sie nicht wussten, wo die Reise nun hingeht. Jemand soll sogar nach Limburg verlegt worden sein. Eine 80-Jährige kommt nun nach Swisttal-Odendorf. Entsprechend standen dauernd zahlreiche Krankentransportwagen vor dem Haus. Feuerwehr und Rettungsdienst halfen beim Transport.

Betroffen sind die Senioren der Pflegestufen 2 und 3. Laut Angehöriger verblieben die rund 30 Bewohner der Pflegestufe 1 in Dottendorf. Aus Datenschutzgründen sagt die Stadt nicht, was genau im Haus vorgefallen ist.

Allerdings sind die Zustände wohl gravierend, denn "Teilschließungen beziehungsweise Schließungen kommen eher selten vor", sagt Elke Palm vom Presseamt der Stadt. Beispiele für "gefährliche Pflege" seien etwa Fixierung, mangelndes Protokoll, nicht richtig verabreichte Medikamente, nicht behandeltes Wundliegen.

Einige Angehörigen gaben an, mit dem Haus zufrieden zu sein. Ursula Werner sieht das anders: Sie beobachtet seit einem Jahr, dass ständig neues Personal im Haus ist, vor allem seit die Dortmunder Senator Senioren- und Pflegeeinrichtungen GmbH das Haus 2011 übernommen hatte.

"Es klappte nichts mehr", sagt Werner, deren 93-jährige Mutter dement ist. Übergaben bezüglich Essen und Tabletten hätten nicht funktioniert, die Pflege sei nicht dokumentiert gewesen. Zum Beispiel, als die Mutter plötzlich Zahnprobleme hatte.

"Die Zähne wurden selten oder nie geputzt." Außerdem habe man die alte Frau oft den ganzen Tag im Bett liegen lassen. Wundliegen hat Werner aber nicht beobachtet. Der Heimaufsicht macht sie den Vorwurf, dass sie andere Heime über den bevorstehenden Umzug gestern hätte informieren sollen. Dann wäre alles nicht so chaotisch gewesen.

Viele weinten am Donnerstag, mancher rannte planlos mit Tüten und Kisten voller Habseligkeiten durch die Gegend. Ursula Werner nahm fast alles selbst in die Hand, um die Mutter in Pützchen unterzubringen. "Mir tun die Leute leid, die keine Angehörigen haben", sagte sie.

Marianne und Jürgen Witzke regen sich vor allem darüber auf, dass alles sofort über die Bühne gehen musste. Dabei habe die Heimaufsicht schon vor ein paar Tagen das Haus Dottendorf über den Stichtag der Teilschließung informiert. Die Leitung habe aber wohl in den vergangenen Tagen versucht, das zu verhindern.

Tina Blaeser-Nichols wirft Senator vor, nur Geld machen zu wollen. Pflegepersonal gibt an, schlecht bezahlt zu werden. Bodo Barwig von Senator sagt, dass Fachkräftemangel zur jetzigen Situation geführt habe. Eine Stellungnahme des Heimbetreibers ist erst für Freitag angekündigt.

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