Denkmalschutz am Bonner Rheinufer Stadt lehnt Abrissantrag für die Villa Ingenohl ab

Bonn · Die Carl Richard Montag Förderstiftung hat vor acht Jahren die Villa Ingenohl am Bonner Rheinufer gekauft. Eine Sanierung kommt für sie nicht in Frage. Als einzige Alternative sieht sie den Abriss. Die Stadt lehnt das aber ab.

 Die Villa Ingenohl (links) steht seit Jahren leer. Die benachbarte Villa Heckmann hat die Montag-Stiftung der Stadt für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt.

Die Villa Ingenohl (links) steht seit Jahren leer. Die benachbarte Villa Heckmann hat die Montag-Stiftung der Stadt für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt.

Foto: Benjamin Westhoff

Niedrige Waschbecken und eine bunte Tapetenbordüre im muffigen Keller erinnern daran, dass die Villa Ingenohl zuletzt ein Kindergarten war. An anderen Stellen kann man noch Farbreste der Ausstellung „Blick zurück nach vorne“ entdecken, die die weiße Villa am Bonner Rheinufer 2008 kurzzeitig aus dem Dornröschenschlaf weckte.

Damals stand sie schon jahrelang leer. Vor acht Jahren hat die Carl Richard Montag Förderstiftung das Haus vom Bund gekauft. Sie will den Dornröschenschlaf nun endgültig beenden: durch Abriss. Das lehnt die Untere Denkmalbehörde der Stadt ab.

„Es ist nicht nur ein Abriss, es entsteht auch etwas für die Allgemeinheit“, erklärt Helmut Krayer, Vorstandsvorsitzender der Förderstiftung. Die Montag-Stiftungen wollen in der Villa Heckmann, die sie der Stadt zurzeit für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellen, ein öffentliches Café und Begegnungszentrum einrichten.

Durch den Abriss der Villa Ingenohl soll eine Freifläche mit Terrasse und Zugang zum Rheinufer entstehen. Außerdem will die Stiftung ein Studentenwohnheim bauen. Hier ist eine Mischung von Wohnformen geplant, die dem Stiftungsziel der sozialen Verantwortung entspricht. Den dafür erforderliche Abriss eines leerstehenden Zweckbaus aus der Nachkriegszeit, der ehemaligen Visastelle des Auswärtigen Amtes, hat die Stadt bereits genehmigt.

Rundgang in der Villa Ingenohl in Bonn

Die Zukunft der Villa Ingenohl, die nur über den Stiftungscampus von der Raiffeisenstraße aus zu erreichen ist, war lange unklar. Inzwischen hat die Montag-Stiftung konkrete Angebote für die Sanierung eingeholt und festgestellt: „Es ist für uns nicht zu verantworten, da zu investieren“, so Krayer. Eine gemeinnützige Stiftung könne die Steuervorteile der Denkmalsanierung nicht nutzen. Außerdem sei die Sanierung nicht durch die Satzung gedeckt. „Wir würden der Stiftung Mittel entziehen.“

Ingenieur Helmut Dingendorf weist auf die Veränderungen im Inneren der Villa Ingenohl hin. Erhaltenswert sei vor allem die Holztreppe, die sich aber ausbauen lasse. Zwischen Villa Ingenohl und Villa Heckmann ist nur ein schmaler Durchgang – offenbar Ergebnis eines Nachbarschaftsstreits.

Über die Erbauer ist wenig bekannt. Marie Ingenohl war mit dem preußischen Kulturpolitiker Friedrich Althoff verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Marie starb 1925, 1927 wurde die Villa für die Studentenverbindung Corps Saxonia umgebaut, deren Mitglied Althoff war. In der Nachkriegszeit zogen erst Teile des Bundeskanzleramtes ein, dann das Auswärtige Amt. Die Villa Ingenohl steht seit 1998 unter Denkmalschutz.

„Entsprechend des gesetzlichen Auftrags stehen einem Totalabbruch stets Gründe des Denkmalschutzes entgegen, es sei denn es liegen gewichtigere öffentliche Interessen vor. Dieses ist hier nicht der Fall, da Projekte in Nähe der Villa durch diese nicht verhindert werden“, so die Auffassung der Stadt. Die grünen Trittsteine des Masterplans Innenstadt seien ebenso wie das Studentenwohnheim „mit einem Erhalt der Villa unproblematisch realisierbar“.

Zum Zustand der Villa Ingenohl sagt Karin Bisping, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde: „Es gibt einen gewissen Instandhaltungsstau, der mit entsprechendem Sanierungsaufwand beseitigt werden kann.“ Krayer hat ausgerechnet, dass selbst eine Luxusvermietung – die nicht zur Stiftungsidee passe – die notwendigen Investitionen nicht einspielen würde.

Die Stiftung sei nicht „grundsätzlich gegen Denkmalschutz“, betont er. „Im Gegenteil.“ Gerade hat die Montag-Stiftung Urbane Räume die geschützte Samtweberei in Krefeld zu einem Gemeinschaftswohnprojekt umgebaut.

Der Bau der Studentenappartments wird in Bonn nun erst mal auf Eis gelegt. Um Fristen zu waren, hat die Stiftung Klage gegen die Ablehnung ihres Abrissantrags eingereicht, sucht aber auch das Gespräch mit der Stadt.

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