Turnhallen bald wieder frei? Stadt kann Ermekeilkaserne nutzen

Bonn · Die Stadt Bonn hofft, keine Turnhallen mehr als Flüchtlingsunterkünfte nutzen zu müssen. Zuversichtlich, dass das gelingt, stimmt sie die von der Bezirksregierung Köln signalisierte Bereitschaft, schon bald ein bisher vom Land als Erstaufnahmeeinrichtung genutztes Gebäude in der Ermekeilkaserne als Notunterkunft zur Verfügung gestellt zu bekommen.

 Flüchtlinge beziehen Quartier in der Ermekeilkaserne.

Flüchtlinge beziehen Quartier in der Ermekeilkaserne.

Foto: Stefan Knopp

Ebenso kommt die ehemalige Diplomatenschule in Ippendorf entgegen bisheriger Aussagen jetzt wohl doch als Flüchtlingsherberge in Frage.

Bezüglich der Diplomatenschule führe die Stadt intensive Gespräche mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), sagte Stadtsprecherin Monika Hörig gestern auf GA-Nachfrage. Das Problem bei dem Gebäude sei allerdings die "definitive Schadstoffbelastung". Es müsse nun geprüft werden, ob es sich um gebundene Schadstoffe handele.

In dem Fall könne das Gebäude als Unterkunft genutzt werden. "Darüber verhandeln wir zurzeit mit der Bima", sagte Hörig. Die einst streng bewachte Diplomatenschule auf einem rund 20.000 Quadratmeter großen Grundstück am Gudenauerweg steht bereits seit mehr als neun Jahren leer. Im vorigen Jahr hatte die Universitätsklinik das Gebäude als mögliche Krankenpflegeschule ins Gespräch gebracht.

Bei dem Gebäude in der Ermekeilkaserne in der Südstadt handelt es sich um das Haus 6, das das Land zurzeit als Erstaufnahmeeinrichtung nutzt, um von dort die Flüchtlinge auf andere Kommunen zu verteilen. Nach Informationen der Stadt soll dieses Haus demnächst frei werden. Die Sozialverwaltung könnte anschließend rund 300 Flüchtlinge dort einquartieren. Um die beiden neuen Einrichtungen nicht selbst betreiben zu müssen, hat die Verwaltung Gespräche mit dem DRK-Kreisverband Bonn aufgenommen.

Der Kreisverband kümmert sich federführend um die Flüchtlinge in den Sporthallen in Beuel und in Duisdorf. Kreisverbandsvorsitzender Georg Fenninger sagte dem GA, das DRK sei grundsätzlich bereit, die möglichen neuen Unterkünfte der Stadt in der Ermekeilkaserne und der Diplomatenschule zu betreiben. Auch im ehemaligen Studentenwohnheim am Erzbergerufer wurden laut Stadt zwischenzeitlich alle noch herzurichtenden Plätze fertiggestellt und belegt.

Nächste Woche sollen 70 Personen im Neu- und Querbau der ehemaligen Poliklinik untergebracht werden, wo bereits rund 150 Flüchtlinge leben. 2016 sollen dort zudem die Umbauarbeiten abgeschlossen werden, um Platz für nochmals 100 Flüchtlinge zu schaffen. "Es sieht danach aus, als brauchten wir vor Weihnachten keine weiteren Turnhallen zu belegen", sagte Kulturdezernent Martin Schumacher, der vertretungsweise das Sozialdezernat leitet.

Mehr als 3000 Asylsuchende leben in Bonn zurzeit in städtischen Übergangsheimen, Wohnungen, Turnhallen und Hotels. Rund 1000 warten in den Unterkünften des Landes auf ihre Weiterreise. 600 Menschen sind privat untergekommen.

Diese Zahlen kurz vor Jahresende zeigten einmal mehr, vor welcher Aufgabe Bonn in den vergangenen Monaten gestanden habe, lobte Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) die Flüchtlingshilfe in der Bundesstadt. "Das ist schon eine ganz besondere Leistung, die Verwaltung und die zahlreichen Ehrenamtlichen bisher vollbracht haben", so der OB.

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