Vereine sollen mehr Pflichten übernehmen Stadt Bonn will mehr Pacht für Sportstätten

Bonn · 19 Bonner Sportvereine sollen für die von ihnen gepachteten städtischen Liegenschaften in Zukunft mehr zahlen. Rund 30 Cent pro Quadratmeter will die Verwaltung künftig berechnen. Die Ratsmehrheit sieht Beratungsbedarf.

Die Stadt Bonn will die Pachtzinsen für ihre als Sportstätten genutzten Grundstücke erhöhen. Ab März sollen bei Neuverträgen 30 Cent pro Quadratmeter und Jahr fällig werden. Bei Vertragsverlängerungen schlägt die Verwaltung eine sukzessive Erhöhung vor, bis am Ende ebenfalls 30 Cent pro Quadratmeter gezahlt werden. Das soll auch für laufende Verträge gelten, soweit dies möglich ist.

Rund 24.000 Euro Mehreinnahmen pro Jahr verspricht sich die Verwaltung auf diese Weise. Darüber hinaus sollen die Vereine künftig grundsätzlich die Verkehrssicherungspflicht und den Winterdienst nicht nur der gepachteten Flächen, sondern auch der angrenzenden Verkehrsflächen auf eigene Kosten übernehmen.

Schützen sollen 1300 statt 61 Euro zahlen

Ob diese Vorschläge bereits zum März umgesetzt werden können, ist indes fraglich. Denn: Die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP ist mit der Vorlage in einigen Punkten nicht einverstanden. Immerhin sind von einer Erhöhung 19 Bonner Sportvereine betroffen, die derzeit die rund 18 Hektar der städtischen Liegenschaften als Sportstätten nutzen. Einige Verträge stammen noch aus alten Zeiten, etwa der Vertrag der Hubertus-Schützenbruderschaft in Duisdorf. Die Schützen zahlen laut Vertrag aus dem Jahr 1967 lediglich 61,36 Euro Jahrespacht. Die Vertragsdauer endet 2020. Der Betrag soll ab dann sukzessive erhöht werden, bis am Ende auch die Schützen bei 30 Cent pro Quadratmeter liegen. Heißt: Sie müssten dann rund 1300 Euro an Jahrespacht zahlen.

Bei anderen Vereinen wie etwa beim Bonner Tennis- und Hockeyverein (BTHV) würde sich bei der vorgeschlagenen Erhöhung die Pachtsumme von derzeit 4249,44 auf 8467,80 quasi verdoppeln. Neben Tennis-, Hockey- und Schützenvereinen sollen auch Hundesportvereine in Zukunft stärker zur Kasse gebeten werden, darunter der Bonner Polizeihundeverein.

Die Bonner Fußballplätze sind von einem Pachtzins ausgenommen: „Als städtische Sportflächen werden sie der Öffentlichkeit und den Vereinen nach Belegungsplänen zur Nutzung überlassen“, erläuterte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Bei diesen öffentlichen Sportplätzen sei das Sport- und Bäderamt für den Winterdienst verantwortlich. Anders sei das bei den Flächen, die ausdrücklich einem Sportverein als Pächter übertragen würden. Sie stünden üblicherweise nur den Mitgliedern, nicht aber der Öffentlichkeit zur Nutzung zur Verfügung.

Kritik vom Stadtsportbund

„Wir hatten ja der Verwaltung den Auftrag erteilt, im Zuge der Haushaltskonsolidierung auch die Pachtzinsen für die Sportstätten zu erhöhen. Wir halten die Vorschläge für moderat. Allerdings möchten wir wissen, was die Vereine zu den einzelnen Vorschlägen meinen“, erklärte Sportausschussvorsitzender Christos Katzidis (CDU) auf GA-Nachfrage. Deshalb habe die Jamaika-Koalition einen Änderungsantrag für die Sportausschusssitzung an diesem Mittwoch eingebracht, wo die Vorschläge erstmals zur Beratung anstehen. Auf keinen Fall mittragen werde die Ratskoalition den Vorschlag, dass die Vereine künftig generell die Verkehrssicherungspflicht sowie den Winterdienst für die angrenzenden Verkehrsflächen ihrer Pachtgelände, etwa für die Bürgersteige, übernehmen sollen. Katzidis: „Eine Pachterhöhung kann nicht einhergehen mit der Übernahme der Pflege- und Reinigungsarbeiten.“

In dasselbe Horn stößt der Stadtsportbund (SSB) „Diese Vorschläge sind zwar mit uns vorbesprochen, aber nicht, wie es in der Beschlussvorlage heißt, abgestimmt worden“, sagte Bernd Seibert, Geschäftsführer des Stadtsportbunds (SSB). „Wir tragen auf keinen Fall mit, dass die Vereine die Kosten für Verkehrssicherung und Winterdienst übernehmen sollen.“ Der SSB habe vielmehr gefordert, dass mit der Pachterhöhung diese Kosten kompensiert werden sollen.

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