Digitale Stadtzentren Stadt Bonn will kein freies WLAN anbieten

Bonn · Die Bonner Stadtverwaltung hat ihre Bemühungen um ein freies WLAN in den Bonner Stadtbezirkszentren eingestellt. Sie argumentiert damit, dass es sich um eine Übergangstechnologie handele.

Freies WLAN in den Bonner Stadtzentren, das wäre etwas Feines, vor allem für Menschen ohne Handyvertrag. Man könnte mal schnell Dateien von einem Laptop verschicken, Touristen könnten einen Stadtplan aufrufen oder daheim mitteilen, dass sie in der modernen Bundesstadt eingetroffen sind. Was aber den kabellosen und kostenfreien Internetzugang angeht, sind andere Städte und Länder moderner, bemängelt die SPD. Aus der Antwort der Verwaltung auf eine Große Anfrage der Fraktion zu diesem Thema geht hervor, dass es in Bonn bis auf Weiteres kein kostenloses WLAN geben wird.

Die SPD hatte gefragt, ob die Verwaltung EU-Fördergelder für die Einrichtung beantragt hat, was diese verneinte. Da die Stadt mit Telekom-Hotspots und WLAN-Angeboten in Gastronomie und Geschäften gut abgedeckt sei, seien Bedingungen für Gelder aus dem „Wifi4EU“-Topf nicht gegeben. Die Gewerbegemeinschaften hätten zwar Interesse bekundet, der Versuch, öffentliches WLAN in den Stadtbezirkszentren zu installieren, sei aber an Hauseigentümern gescheitert, die nicht bereit gewesen seien, Glasfaserkabel und Small-Cell-Antennen an ihren Häusern zu installieren – obwohl sie das nicht hätten bezahlen müssen.

Das bestätigen die Gewerbegemeinschaften, die das öffentliche WLAN gerne gehabt hätten. Maike Reinhardt von City Marketing Bonn sagt, dass man sich sehr dafür eingesetzt habe, „da wir dies gerade für den Handel für wichtig erachten“. Gescheitert sei es aber an „viel zu komplexen Verträgen“ der Telekom. „Das war den meisten Hauseigentümern suspekt.“

Reichweite zu gering

Der Verein Bad Godesberg Stadtmarketing habe der Telekom angeboten, einen Sendemast auf seinem Pavillon anzubringen, sagt der Vorsitzende Jürgen Bruder. Aber dessen Reichweite sei zu gering gewesen. SPD-Fraktionsvorsitzende Angelika Esch warf der Stadtverwaltung am Montagabend im Rat vor, „immer nur zu sagen, was alles nicht geht“. Andere Kommunen seien in dieser Frage viel weiter.

Die Stadt verweist auf NRW-Fördergelder für private ehrenamtliche Netzwerke ohne Gewinnerzielung, sogenannte Freifunk-Netzwerke wie das der KBU-Community, die auch in Bonn tätig ist. Außerdem sei WLAN im öffentlichen Raum eine Übergangstechnologie, künftig werde die Datenkommunikation über LTE und 5G abgewickelt.

Künftig, was bedeutet das? Die 5G-Lizenzen wurden kürzlich verkauft, aber nutzen kann man sie noch nicht. Im Rechenzentrum der Universität geht man dem stellvertretenden Direktor Martin Ragg zufolge davon aus, dass der neue Standard in den nächsten drei bis fünf Jahren noch keine Alternative zum allseits verfügbaren WLAN sein werde. „Dann beginnt vermutlich ein Verdrängungswettbewerb“, sagt er. Wer sich dann aber keinen 5G-Handyvertrag leisten kann, ist weiter auf Alternativen angewiesen. Ragg wäre für ein öffentliches WLAN-Netzwerk. Das würde auch Bonn als UN-Stadt gerecht werden. Derweil muss man sich mit dem begnügen, was vorhanden ist. Studenten hätten in Bonn ohnehin kein Problem, sie haben mit ihrer Studenten-ID Zugang zum Eduroam-Netzwerk.

Die Hotspots der Telekom funktionieren, man kann für eine Stunde kostenlos surfen – in einem Radius von etwa 20 Metern. Um die Spots zu finden, benötigt man wiederum Internet oder man lädt die Connect-App herunter, die sich automatisch einloggt, sobald ein Hotspot verfügbar ist.

Daneben gibt es Bonn.Net am Stadthaus, dem Alten Rathaus, in den Bezirksverwaltungsstellen, der Bonn-Information, im Haus der Bildung sowie in den Bezirks- und Stadtteilbibliotheken. Und zwar seit Anfang 2019 ohne Zeitlimit. In Geschäften wie Galeria Kaufhof kann man sich für eine Stunde einloggen, daneben in einigen Lokalen wie McDonald’s. Eine WLAN-Abdeckung ist also vorhanden, man muss nur wissen, wo. Und dann dort online gehen. Im Café ist das noch gemütlich, auf der Straße vor dem Hotspot nicht.

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