Rheinauensee Stadt Bonn will der Algenplage ein Ende bereiten

Bonn · Jedes Jahr das gleiche Spiel: Der Rheinauensee gleicht sich in seiner Farbe immer mehr den benachbarten Wiesen an. Grüne Algen legen sich wie ein Teppich auf die Wasseroberfläche.

Das sieht von Weitem zwar schön aus. Doch spätestens wenn man im Ruder- oder Tretboot sitzt, macht das Fahren durch die Biomasse keinen Spaß mehr. Die Füße will da zum Abkühlen wohl auch niemand hineinhalten. In diesem Jahr müssen die Besucher da noch durch. Im kommenden Frühjahr will die Stadt dann Großreinemachen – eine aufwendige Aktion, bei der das Wasser abgelassen werden muss.

Größtes Problem ist eigentlich, dass der für die Bundesgartenschau 1979 angelegte See mittlerweile fast 40 Jahre alt ist. In der Zeit hat sich jede Menge Schlamm und organisches Material am Grund angesammelt, so dass die Pflanzen nur so sprießen.

Mähboote haben die Wasserpflanzen gekappt

Das sind nicht nur die Algen, sondern auch jede Menge Wasserpflanzen, die bis an die Oberfläche gewachsen sind. Die hatten den Schiffsmodellbauern schon manche Saison vermasselt, weil ihre Bötchen da einfach nicht durchkamen. Wie berichtet, waren vor einigen Wochen nun Amphibienfahrzeuge auf dem See im Einsatz. „Das Mähboot hat die Pflanzen abgeschnitten und ans Ufer transportiert“, sagt Stefanie Zießnitz vom Presseamt der Stadt. Daraufhin habe sich die Lage gebessert, wovon Vereine und der Bootsverleih profitieren würden. Die Stadt geht nun davon aus, dass das die Saison über so bleiben werde.

„Um für die nächsten Jahrzehnte jedoch den See wieder zu stabilisieren, werden in einem zweiten Schritt die seit 40 Jahren am Grund des Sees angesammelten organischen Ablagerungen beseitigt“, sagt Zießnitz. So wolle man vor dem Bötchen-Saisonstart im April 2018 den Wasserspiegel absenken und die Ablagerungen am Boden mit einem Schwimmbagger entfernen. Das genaue Verfahren stehe heute aber noch nicht fest, hieß es am Mittwoch aus dem Presseamt. Man prüfe noch, welche Möglichkeiten es da gebe. Derzeit arbeitet die Verwaltung an einer Vorlage für die politischen Gremien. Auch die Kosten sind noch zu ermitteln, und dann muss Geld aus dem Haushalt angemeldet werden.

Kreislauf aus dem Lot geraten

Warme Sonnenstrahlen und ein flaches Gewässer führen auf dem dem Rheinauensee zur Algenblüte, was schon seit vielen Jahren ein Ärgernis ist. Dahinter steckt ein Kreislauf, der ein wenig aus dem Lot geraten ist. So gibt es beispielsweise nicht genügend Wasserflöhe, die die Algen eigentlich fressen. Denn den Tierchen fehlt – wegen der absterbenden Algen im Wasser – der Sauerstoff. Warmes Wasser speichert zudem noch weniger Sauerstoff als kühles: auch schlecht für den Floh. Zudem, wenn nachts die Algen an der Oberfläche Sauerstoff atmen, teilt der Bund für Umwelt und Naturschutz mit. Die Algen wachsen aber auch deshalb besonders stark, weil es im See so viele Nährstoffe gibt. „Nach Schätzung und Erfahrung einer Fachfirma haben die Ablagerungen bis heute eine Schichtstärke von etwa 40 Zentimetern erreicht“, sagt Zießnitz.

Vor drei Jahren ließ die Stadt übrigens schon einmal den Wasserspiegel absenken, nämlich um einen Meter. Das war nötig, um eine defekte Pumpanlage zu reparieren. Damals gab es dann eine Säuberungsaktion, bei der jede Menge Müll aus dem Gewässer gefischt wurde: darunter eine Badewanne, Baustellenzäune, Papierkörbe, vier Parkbänke und ein Grill. Den Schlamm hatte man damals nicht entfernt. Das Befüllen des Sees mit Kühlwasser aus dem Post Tower hat 2014 fünf Wochen lang gedauert. So können sich Besucher im kommenden Jahr wohl darauf einstellen, dass die geplante Reinigung länger dauern wird.

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