Uniklinikum deutet Rückzieher an Stadt Bonn will Poliklinik-Areal wieder kaufen

Bonn · Neues Kapitel im dicken Buch über die ehemalige Poliklinik: Die Stadt ist als Käuferin wieder im Spiel, nachdem ihre Bemühungen um den Erwerb des Areals Mitte des Jahres ein unerwartetes Ende gefunden hatten.

Das Uniklinikum Bonn (UKB), das ein vorrangiges Zugriffsrecht auf Grundstück und Immobilien hat, machte seinerzeit beim Eigentümer, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), Eigenbedarf am Gesamtgelände gelten. Dort sollten eigene Angestellte, also Pflegekräfte und Fachpersonal, untergebracht werden.

Jetzt hat die Uniklinik laut Verwaltung signalisiert, „unter Umständen“ vom Eigenbedarf zurückzutreten, um im Gegenzug ein Belegungskontingent geförderter Wohnungen für das Klinikpersonal zu erhalten. Die Verwaltung will ihren ursprünglichen Plan weiterverfolgen, das Poliklinik-Areal an die Vebowag zu verkaufen, um bis zu 160 geförderte Wohnungen zu bauen. Mit der Uniklinik würde in einem vertraglich abgesicherten Kooperationsmodell ein Kontingent an Belegungsrechten vereinbart.

In seiner jüngsten Sitzung stimmte die Bonner Bezirksvertretung zu, dass die Verwaltung den Kauf der ehemaligen Poliklinik an der Wilhelmstraße vorantreiben soll. Sie soll aushandeln, dass der BLB das Areal „unmittelbar und ohne öffentliches Ausschreibungsverfahren“ an die Stadt beziehungsweise die städtische Wohnungsbaugesellschaft Vebowag verkauft.

Das Verfahren ist laut Verwaltung rechtlich begründbar, weil das landeseigene Grundstück nach dem Verkauf an die Kommune für öffentlich geförderten Wohnungsbau genutzt werden soll. 2017 hat der Rat im Gegenzug zu seiner Zustimmung, das städtische Grundstück am Erzbergerufer für einen Hotelneubau zu verkaufen, eine 100-prozentige Quote geförderten Wohnungsbaus auf dem Poliklinik-Areal beschlossen.

Zwei Wohnkörper vorgesehen

Laut Verwaltung soll die bislang im Altbestand untergebrachte Diamorphin-Ambulanz in das benachbarte ehemalige Schwesternwohnheim umziehen. „Das ursprüngliche Ansinnen, am Standort eine Doppelambulanz einzurichten, wurde aufgegeben“, so die Stadt.

In einer neuen Variante sind statt des Haupthauses zwei Wohnkörper zur Wilhelmstraße und zum Annagraben vorgesehen; dort soll auch eine Kita untergebracht werden. Baulücken werden geschlossen. Parkplätze gibt es in einer Tiefgarage unter dem Neubau Wilhelmstraße. Der Innenbereich soll entsiegelt und begrünt werden; der geplante Kinderspielplatz allen Anwohnern offenstehen.

In der Sitzung kam die Bürgerinitiative aus dem Quartier, die in einem Antrag unter anderem forderte, den geförderten Wohnungsbau auf 30 Prozent zu reduzieren, noch einmal zu Wort. „Mit den Plänen werden die Weichen für das Quartier für die nächsten Jahrzehnte gestellt“, meinte Sprecher Marc Alexander Häger. Er sehe „die Gefahr eines neuen sozialen Brennpunktes, einer schlechten Adresse“. Alle Fraktionen bis auf den Bürger Bund Bonn sahen das anders und lehnten den Bürgerantrag ab.

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