Nach Vorfall am Poppelsdorfer Schloss Stadt Bonn warnt vor zu dünnen Eisflächen

Bonn/Region · Trügerisch sind die Eisschichten auf gefrorenen Seen in Bonn und der Region. Wer sie betritt, begibt sich in akute Lebensgefahr. Deshalb warnt die Stadt Bonn.

Die Stadt Bonn warnt aktuell ausdrücklich davor, gefrorene Wasserflächen in Bonn und der Region zu betreten. „Die Gefahr
einzubrechen, ist trotz der frostigen Temperaturen hoch,“ teilte Pressesprecher Markus Schmitz am Donnerstag mit. In den meisten Fällen sei das Eis noch sehr dünn und brüchig. Erst am Mittwoch war ein Mann mit seinem Hund auf einem Teich am Poppelsdorfer Schloss eingebrochen.

„Das Eis sendet Signale aus, die jeder erkennen sollte“, erklärt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). An dunklen Stellen ist das Eis viel zu dünn. Bei stehenden Gewässern sollte das Eis mindestens 15 Zentimeter, bei Bächen und Flüssen sogar 20 Zentimeter dick sein. Sonst droht Einbruchgefahr. Wenn das Eis unter den Füßen bricht, muss schnell geholfen werden (Siehe unten: "Tipps zur Ersten Hilfe").

Die DLRG rät derzeit allen, mit dem Schlittschuhlaufen oder dem Eisspaziergang noch zu warten und sich bei den örtlichen Behörden über den Zustand des Eises zu erkundigen: „Nur in Süddeutschland kann es sein, dass hier und da bereits eine entsprechende Eisdecke vorhanden ist.“

Eltern sollten ihre Kinder zudem auf die Gefahren auf zugefrorenen Seen hinweisen. „Innerhalb weniger Minuten in rund vier Grad kaltem Wasser erschlaffen die Muskeln, der Körper erlahmt, die eingebrochene Person geht unter.“

Nur fünf Minuten im kalten Wasser können tödlich enden

2012 hat die Bonner Feuerwehr den Ernstfall auf dem fast zugefrorenen Rheinauensee geübt. Feuerwehrmann Jan Kaminski war damals mit einem Spezialanzug in das vier Grad kalte Wasser gestiegen. Etwa eine halbe Stunde halte man die Kälte laut Einsatzleiter Albert Lehmann dann aus. „Ohne Anzug sind es fünf, maximal zehn Minuten.“

Das Amt für Stadtgrün, das für die Pflege des Freizeitparks Rheinaue zuständig ist, hat rund um den See und an den Eingängen Schilder aufstellen lassen, die auf das Risiko aufmerksam machen und darauf hinweisen, dass das Betreten der Eisfläche auf eigene Gefahr erfolgt. Die Warnung gilt auch für andere ruhende Gewässer in Bonn.

Keine freigegebenen Eisflächen gibt es laut Thomas Vitiello, Sprecher der Hennefer Feuerwehr, in Hennef. Das liege daran, dass es aufgrund von Unterströmungen und Temperaturschwankungen zu erheblichen Differenzen in der Eisdicke komme. „Wir beobachten insbesondere auf dem Allner See rege Aktivitäten, sobald sich auf dem Wasser Eis bildet“, sagt er.

„Als Feuerwehr halten wir das Betreten von Eisflächen – egal ob am Allner See oder anderenorts – für hochgefährlich und unverantwortlich.“ Niemand könne die Tragfähigkeit des Eises zuverlässig einschätzen. „Da Kinder die Gefahr selbst schlecht einschätzen können, müssen die Erwachsenen ihnen das Risiko erklären. Seien Sie ein Vorbild und bleiben Sie dem Eis fern“, appelliert Vitiello eindringlich.

Feuerwehr gibt Tipps zur Selbsrettung

Grundsätzlich sollten einsame Ausflüge auf dem Eis vermieden werden, denn bei einem Unfall kann sonst niemand Hilfe leisten. Wenn das Eis knistert und knackt, Risse aufweist oder schwallweise Wasser auf die Oberfläche tritt, sollte es nicht betreten werden.

Wer sich zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Eis befindet, sollte sich flach hinlegen, um das Gewicht auf eine größere Fläche zu verteilen, und möglichst ohne ruckartige Bewegungen zum Ufer robben.

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