Kaum Abstellmöglichkeiten Stadt Bonn reagiert auf Mangel an Fahrradständern

Bonn · Bonn will "Fahrradhauptstadt 2020" werden. Geplant ist etwa die Sanierung von Radwegen und die Errichtung von Fahrradstraßen. Vielerorts fehlen bislang aber vor allem Abstellmöglichkeiten für die Räder. Die Stadt will jetzt reagieren.

 Zahlreiche Fahrräder stehen rund um den Bonner Hauptbahnhof.

Zahlreiche Fahrräder stehen rund um den Bonner Hauptbahnhof.

Foto: Benjamin Westhoff

"Fahrradhauptstadt 2020" - so lautet das selbstgesteckte Ziel der Stadt Bonn. Radwege sollen saniert und neue Fahrradstraßen eröffnet werden. Einige Projekte sind in Arbeit, andere wurden bereits umgesetzt. Ein größeres Problem ist bislang der Mangel an Abstellmöglichkeiten. Das betrifft sowohl öffentliche als auch private Flächen in der Stadt.

Ein Beispiel ist laut Werner Böttcher, Sprecher der Verkehrsplanungsgruppe Bonn/Rhein-Sieg des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), das Edeka-Center neben dem Telekom Dome in Duisdorf. Das Einkaufszentrum bietet laut Homepage rund 600 Parkplätze für Autos. "Das ist der größte Edeka in der Umgebung, es sind aber nur etwa sechs Abstellmöglichkeiten für Fahrräder vorhanden", so Böttcher.

Dieses Missverhältnis steht der aktuellen Entwicklung entgegen. Denn nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) kletterte die Zahl der Fahrräder in Deutschland 2018 auf 75,5 Millionen. Zehn Jahre zuvor, 2008, waren es 68 Millionen. Zudem ist die Nutzung von E-Bikes und Pedelecs deutlich gestiegen. 2018 wurden in Deutschland 980.000 E-Bikes verkauft.

Das Rewe-Center Am Weidenbach in Pützchen will darauf reagieren. Im Zuge einer Runderneuerung soll laut Angaben der dortigen Sprecherin ein Fahrradparkplatz errichtet werden. Auch E-Bikes sollen an Stationen abgestellt und aufgeladen werden können. Der Parkplatz soll voraussichtlich im November eröffnen.

Schlechte Situation in der Bonner City

Auch im öffentlichen Raum gibt es noch Nachholbedarf. Geeignete Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind laut Böttcher bislang kaum vorhanden. In der Bonner Innenstadt seien hauptsächlich Vorderradhalter zu finden. Diese schützen kaum vor Diebstählen, da das Fahrrad nur an sich selbst oder über das Vorderrad angeschlossen werden kann. So könne das Vorderrad schnell entfernt und weggetragen werden, erklärt Böttcher. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei nach eigenen Angaben 3175 Diebstähle. Und die Zahlen des ersten Halbjahres 2019 sehen nicht besser aus.

Zu wenige oder unvorteilhaft angelegte Fahrradständer können eine Ursache von häufigen Diebstahlsfällen sein. "Felgenkiller" nennt Böttcher die Vorderradhalter. Anlehnbügel hingegen böten etwas mehr Sicherheit. Hier kann das Fahrrad am Rahmen angeschlossen werden und verhindert ein Wegtragen des Rads. Das scheint auch die Stadt Bonn erkannt zu haben: In einer Pressemitteilung kündigte die Verwaltung am vergangenen Freitag an, ab dem 9. September 38 veraltete Fahrradständer abzubauen und durch Anlehnbügel zu ersetzen.

Stadt verspricht Besserung

Nach Angaben der Stadt hat sich das Angebot an sicheren Abstellmöglichkeiten in Bonn in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. Weitere Anlagen seien in Planung: Noch in diesem Jahr würden in der Pützstraße vier Anlehnbügel mit acht Stellplätzen errichtet. Außerdem würden an den Stadtbahnhaltestellen Wurzerstraße, Pützstraße und Buschdorf Bike&Ride-Anlagen gebaut. Insgesamt sollen hier 70 überdachte neue Stellplätze hinzukommen. Im Zuge des Projektes "Emissionsfreie Innenstadt" sollen zudem bis 2022 an den 36 Mobilstationen 470 Fahrradabstellplätze und vier Fahrradparkhäuser errichtet werden.

Mangelhaft seien laut ADFC die Radstellplätze an Bahnhöfen, welche vor allem für Pendler ein Problem darstellen. "Der Bedarf wächst schneller, als Abstellmöglichkeiten errichtet werden." Im vergangen Jahr eröffnete auch die Radstation am Bonner Hauptbahnhof. 550 Fahrräder finden hier Platz. Doch es gibt nur wenige freie Stellplätze, die meisten sind durch Dauerparker besetzt. Bereits vorhandene Abstellmöglichkeiten decken die Nachfrage laut Böttcher oft nicht ab oder sind belegt.

Auch der Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg fordert weitere Fahrradparkplätze - vor allem vor den Geschäften in den Fußgängerzonen. "Fahrräder sollten auch in Parkhäusern untergebracht werden können. Ein E-Bike, was so viel kostet wie ein Kleinwagen, kann man nicht irgendwo abstellen, sonst wird es gestohlen", so der Vorstandsvorsitzende Jannis Vassiliou.

Auch sogenannte Fahrradleichen nehmen Platz weg. Ungenutzte und rostige Räder stehen teilweise über Monate hinweg an den Geländern der Innenstadt. Laut dem Presseamt der Stadt Bonn werden diese gelegentlich vom Ordnungsamt entfernt. Im Zuge des Bonner Weihnachtsmarkts wird jährlich aufgeräumt: In der Innenstadt angeschlossene Fahrräder müssen den Ständen weichen.

So können Fahrräder geschützt werden

Der ADFC empfiehlt, sein Fahrrad mit zwei hochwertigen Schlössern immer am Rahmen anzuschließen. Ein einfaches Spiralschloss kann innerhalb weniger Sekunden geknackt werden. Auch sollten belebte Plätze den einsamen Gassen zum Abstellen vorgezogen werden. Die Bonner Polizei bewirbt die kostenlose App Fahrradpass, mit der gestohlene Fahrräder mit einem Code ausgestattet und anschließend identifiziert werden können.

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